BIANCA EXKLUSIV Band 0174
eigene Welt Kopf stand.“ Er lachte bitter. „Die Bellamys und normal! Der sinnloseste Wunsch, den es je gab!“
„Mir erging es nicht viel anders nach der Scheidung meiner Mutter von meinem Vater. Ich wusste als Kind nie, ob ich Amerikanerin bin, weil ich in New York geboren wurde, oder Italienerin, weil ich in sämtlichen Schulferien nach Rom abgeschoben wurde. Und ich habe mich immer vernachlässigt gefühlt, wenn meine Mutter wieder geheiratet hat – zuerst deinen Vater, dann meinen letzten Stiefvater und jetzt ihren neuen Mann. Ich habe mir immer ein richtiges Zuhause gewünscht und davon geträumt, das ganze Jahr über und jedes Jahr im selben Haus zu wohnen.“
Gedankenverloren beobachtete Neill das Segelboot, das sich dem Ufer näherte. Er sprach fast nie über seine schwierige Kindheit. „Der Fluch der Bellamys“, sinnierte er. „Deshalb habe ich beschlossen, ledig zu bleiben. Ich bezweifle, dass ich zu einer guten Ehe fähig bin. Oder dass Eric es ist.“
„Ach, Neill, Caro und Eric werden bestimmt glücklich.“
„Sie streiten sich doch ständig. Wie die Dinge stehen, glaube ich nicht, dass sie ihren ersten Hochzeitstag erleben“, entgegnete er bitter.
„Vielleicht ist ihre Meinungsverschiedenheit nur vorübergehend.“
„Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich kann die Probleme zwischen ihnen nicht beseitigen, aber ich kann ihn trösten. Wie gewöhnlich.“
„Wie meinst du das?“
„Wir hatten beide eine schwere Kindheit. Ich habe immer versucht, ihm das Leben zu erleichtern. Wenn die Hochzeit ihn glücklich macht, dann soll es mir nur recht sein. Aber bisher wirken sie beide unglücklich. Vergiss nicht, dass er ein Bellamy ist. Wir sind einfach nicht für die Ehe geschaffen.“
Biancas Miene wurde völlig ausdruckslos. Sie wich in ihre Ecke des Sitzes zurück und mied seinen Blick.
Schweigend saßen sie da und blickten hinaus auf den See, auf die Wolken in der Ferne. Auf dem Rasen tollten ein Mann, eine Frau und ein kleiner Junge mit einem Labrador herum. Sie sahen aus wie eine sehr glückliche Familie.
Ein Gefühl der Trostlosigkeit beschlich Neill, und er wandte den Kopf ab.
„Würdest du mich bitte zurück ins Hotel bringen?“, fragte Bianca in bedrücktem Ton.
Er blickte sie an und glaubte, einen Anflug von Groll in ihren Augen zu entdecken. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn sie allen Bellamys grollte. Seinem Vater, weil er als Ehemann ihrer Mutter versagt hatte. Eric, weil er unfähig war, mit Caroline auszukommen. Und ihm selbst – nun, einfach weil er ein Bellamy war. Und vielleicht wegen jener Nacht vor einem Jahr, als er sich von ihrer Schönheit und seinen Gefühlen hatte überwältigen lassen. Vielleicht glaubte sie, dass er sie ausgenutzt hatte.
Neill verschlang den Rest seines Hamburgers und zerknüllte die Tüte. Wortlos startete er den Motor und fuhr los.
Er hatte nicht beabsichtigt, einen Keil zwischen sich und die einzige Person zu treiben, die er auf dieser Hochzeit als eine Verbündete ansah. Er hatte nur seine Gefühle mit jemandem teilen wollen, der ihn vielleicht verstand. Nun wusste er, dass er sich davor hätte hüten sollen preiszugeben, was er wirklich von sich selbst und seiner Familie hielt.
3. KAPITEL
Neill fuhr schweigend. Bianca grübelte.
Mach dir nichts daraus, sagte sie sich, dass der Vorfall im Pavillon deine Chancen bei Neill Bellamy zerstört hat.
Doch sie machte sich sehr viel daraus. Denn trotz allem hatte sie zu hoffen gewagt, dass er tiefere Gefühle für sie hegte. Aber er hatte deutlich klargestellt – wieder einmal –, dass er nicht an einer dauerhaften Beziehung interessiert war.
Neill passierte das Tor und fuhr über die halbkreisförmige Auffahrt zum Haupteingang des Hotels. Noch bevor der Wagen ausgerollt war, stieg Bianca aus.
„Ich helfe dir mit dem Baby“, bot er an, doch sie öffnete bereits die Gurte und hob Tia auf die Arme.
„Nicht nötig“, entgegnete sie schroff. „Wenn du dich nützlich machen willst, kannst du den Kindersitz beim Türsteher abgeben.“
„Bianca!“, rief er ihr nach, doch sie drehte sich nicht um. Unbeirrt eilte sie an den Blumenkübeln auf den Stufen vorbei und durch das Foyer. Ihre Haare flatterten, und ihre Absätze klapperten laut auf dem Parkettfußboden. Die Gartenparty war vorüber, und die Menge hatte sich zerstreut. Sie ging weiter zum Teich und dem Pfad, der zum Haus des Verwalters führte.
Tia war es zufrieden, an ihrem Schnuller zu nuckeln und sich mit großen Augen
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