BIANCA EXKLUSIV Band 0174
nach.
Doch sie ging unbeirrt weiter. Sie war fest entschlossen, Franny zu finden, die ihr am Telefon versichert hatte, jederzeit als Babysitter zur Verfügung zu stehen. Doch irgendwie war ein Missverständnis aufgetreten. Denn bei der Ankunft im Hotel hatte Bianca feststellen müssen, dass Franny ausgegangen war.
Nun, inzwischen war sie sicherlich wieder zurück. Was bedeutete, dass Bianca ihr Tia übergeben konnte. Und zwar schnell. Rapido, wie man im fernen Italien sagte. Wo Bianca, die halb Italienerin war, in diesem Moment zu sein wünschte. Denn dann hätte Neill Bellamy nicht die geringste Chance herauszufinden, dass Tia ihr eigenes Kind war. Und seines.
2. KAPITEL
Neill nahm sich ein Glas Punsch von dem Tablett, das ein Kellner in weißer Livree herumreichte, und versuchte zu ergründen, was Bianca im Schilde führte. Sie hatte das Baby in den Kinderwagen gesetzt und schob ihn mit grimmiger Entschlossenheit durch die Menge. Er nahm sich ein Appetithäppchen von einem Tablett und verzog das Gesicht, als er auf Brunnenkresse kaute. Verstohlen warf er es in den nächsten Mülleimer und beschloss, essen zu gehen. Er hatte den ganzen Tag kein richtiges Mahl zu sich genommen.
Das Baby schrie lauter denn je und ließ ihn aktiv werden. Er holte Bianca ein und nahm den Schnuller aus der Tasche seines Blazers. „Warum gibst du ihr nicht den hier?“
Sie betrachtete den Schnuller voller Abscheu. „Er ist schmutzig und womöglich verseucht. Sie könnte eine furchtbare Krankheit davon kriegen.“
„Vielleicht ist noch einer in ihrer Tasche“, sagte er hoffnungsvoll.
„Hallo, Neill“, rief eine Stimme hinter ihm. Es war Winnie, Carolines flippige kleine Schwester. Er hielt sie für ziemlich hirnlos, konnte aber nicht umhin, den sexuellen Reiz ihrer üppigen Brüste zu bemerken, die sie ihm stolz entgegenreckte.
„Hi, Winnie“, murmelte er, den Blick auf Bianca und den Kinderwagen geheftet.
Winnie klimperte mit den Wimpern. „Hast du Black Jack geritten?“
„Gestern.“
Sie hatte ihn gebeten, den temperamentvollen Hengst zu bewegen, den sie kürzlich von ihrem Vater zum Geburtstag bekommen hatte und nicht zu bändigen vermochte. Neill, ein hervorragender Reiter, war ihrem Wunsch nur zu gern nachgekommen. Es gab ihm etwas zu tun, während alle anderen sich nur mit der Hochzeit beschäftigten.
Winnie rückte näher zu ihm. „Würdest du mir einen Punsch holen?“
„Hier, du kannst meinen haben.“ Er drückte ihr das Glas in die Hand, ließ sie einfach stehen und lief Bianca nach.
Er konnte es kaum erwarten, die steife Kleidung abzulegen. Kurzerhand riss er sich die Krawatte vom Hals und stopfte sie in die Tasche des Blazers. Er trug nie eine Krawatte außer bei familiären Anlässen, bei denen es als Muss angesehen wurde. Er hasste diese Zusammenkünfte. Er machte sich nichts aus Familie. Weswegen er nach dem Abschluss der Harvard Business School einen ganzen Kontinent zwischen sich und die Bellamys gebracht hatte.
Doch selbst das war nicht genug Distanz. Sobald diese Hochzeit vorüber war, wollte er den Mount Everest besteigen. Er war ziemlich sicher, dort keine Bellamys oder Knox oder Lamberts anzutreffen. Andererseits konnte man nie wissen. Sie neigten dazu, an den unwahrscheinlichsten Orten aufzutauchen.
Direkt vor dem Foyer, in der Nähe seines Leihwagens, holte er Bianca ein. Sie hatte mit dem Türsteher gesprochen und ließ die Schultern hängen. Das Baby schrie immer noch. Unter ihren Augen lagen dunkle Ringe, und sie schien am Ende ihrer Weisheit zu sein.
„Franny ist noch nicht zurück“, murrte sie. „Und Tia schläft nicht ohne ihren Binky.“
„Wie bitte?“, hakte Neill verwirrt nach.
„So heißt ihr Schnuller. Binky.“
Entgeistert musterte er sie. Sie sah sehr aufreizend aus in dem hautengen schwarzen Kleid, das nach Babykotze roch, wie er mit gerümpfter Nase feststellte.
Plötzlich hatte er genug. Bianca engagierte sich auf geradezu lächerliche Weise für dieses Baby. Er hatte gehofft, dass sie sich gegenseitig während dieser Tortur trösten könnten. Sie hingegen hatte diese Hoffnung bereits zunichtegemacht, indem sie ihn so gelassen begrüßt und keinerlei Freude über seinen Anblick gezeigt hatte.
Anscheinend hatte sie den Sex mit ihm nicht als so berauschend empfunden wie er mit ihr. Das war demütigend. Wollte er sich erneut auf ein derartiges Abenteuer mit ihr einlassen? Nein, das brauchte er gewiss nicht.
Was er vielmehr brauchte, war ein anständiger
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