BIANCA EXKLUSIV Band 0174
musste.
Nicht, dass die übrigen Mitglieder der Hochzeitsparty darauf bedacht waren, mit ihr zu reden. Vermutlich glaubten einige von ihnen, dass sie in Eric vernarrt war. Schließlich hatte Genevieve auf der Verlobungsfeier unterstellt, dass mehr als nur Freundschaft zwischen ihnen bestand.
Caroline hatte Bianca beigestanden und versichert, dass sie die gehässige Verdächtigung ihrer Mutter nicht glaubte, und Eric hatte es ebenfalls von der Hand gewiesen. Doch es war ein sehr peinlicher Moment für Bianca gewesen, und sie hatte die Flucht ergriffen. Später hatte Neill sie weinend unter den Fliederbüschen gefunden und sie getröstet. Im Pavillon. Und am nächsten Morgen, um Gen oder Eric und vor allem Neill nicht begegnen zu müssen, war sie abgereist. Ende der Geschichte.
Nun, nicht ganz. Tia war das Ende der Geschichte. Und das Ende jeder Chance, eine Beziehung zu Neill aufbauen zu können.
Alles Schnee von gestern, dachte sie niedergeschlagen. Warum hatte sie sich überhaupt je Hoffnungen gemacht? Schwäne paarten sich fürs ganze Leben. Menschen nicht. Ihre Mutter und Budge waren der beste Beweis dafür.
Zum Glück erreichte Bianca ihr Zimmer, ohne jemandem zu begegnen, und duschte eilig. Die Probe sollte um sechs Uhr stattfinden, gefolgt von einem Dinner. Ein Blick zur Uhr verriet ihr, dass ihr Zeit blieb, sich ein paar Minuten auszuruhen.
Das Bett war breit und einladend. So müde, wie Bianca war, konnte sie nicht widerstehen. Sie warf das Handtuch in den Wäschekorb, schlüpfte zwischen die kühlen, lieblich duftenden Laken und schloss die überreizten Augen. Es war wundervoll, die steifen Muskeln zu entspannen.
„Wo steckt Bianca?“, raunte Eric.
„Ich habe keine Ahnung“, erwiderte Neill, der sich vor Winnie verdrückte, die ihm ständig schöne Augen machte. Auch Nana, die alle anwesenden Männer aufforderte, einen Tanz beim Empfang für sie zu reservieren, versuchte er zu entgehen. Er wusste nicht, wo Bianca steckte, und es interessierte ihn nicht.
„Aber wir können nicht mit der Probe anfangen, solange sie nicht da ist“, warf Caroline ein. Sie sah wundervoll aus in einem blassgelben Leinenkleid, das ihren zarten Teint unterstrich. Sie sah außerdem besorgt aus, was vermutlich daran lag, dass ihre Mutter äußerst verstimmt war.
Genevieve hatte bereits erklärt, dass eine Verzögerung der Probe um mehr als eine halbe Stunde das Beef Wellington, das zum Dinner serviert werden sollte, völlig ruinieren würde.
„Bleib cool, Caro“, sagte Eric milde und erntete dafür einen frostigen statt nur einen kühlen Blick von seiner aufgebrachten Verlobten.
Die untergehende Sonne tauchte die Ruine in einen goldenen Schein. Nebel stieg über dem Teich auf und verhüllte die Schwäne. Die Szenerie wirkte lieblich und romantisch, und Neill wollte den Abend nicht ruiniert sehen.
Eric ignorierte Caroline und verkündete: „Ich hoffe, Bianca ist okay. Ich schicke Kevin, um sie zu holen.“
„Lass mich lieber gehen“, warf Neill hastig ein. Er hielt es für besser, die nicht gerade turtelnden Turteltauben allein zu lassen, damit sie sich wieder versöhnen konnten. Außerdem befürchtete er das Schlimmste. Er traute es Bianca durchaus zu, sich zu verkrümeln, wie sie es im vergangenen Jahr getan hatte.
„Beeil dich“, drängte Eric mit einem ominösen Blick zu Genevieve.
„Erzähl Witze oder so was, um sie abzulenken. Ich bin gleich wieder da. Hoffentlich mit Bianca.“
„Unbedingt mit Bianca“, murmelte Eric verzweifelt.
Da Neill Biancas Zimmernummer nicht kannte, wandte er sich an die Empfangsdame, eine Studentin namens Suzie, die ihre Pflichten offensichtlich sehr ernst nahm. Zu ernst, wie sich herausstellte.
Sie bestätigte, dass Bianca noch als Hotelgast eingetragen war, was Neill in gewissem Maße erleichterte. Doch mehr wollte sie ihm nicht verraten.
„Es tut mir leid, Mr. Bellamy. Wir geben die Zimmernummern unserer Gäste nicht preis, aber Sie können eine Nachricht hinterlassen“, sagte sie steif.
„Miss D’Alessandro hat sich für die Probe der Knox-Bellamy-Hochzeit verspätet. Sie ist eine der Brautjungfern.“
„Es tut mir leid, aber …“
Neill ballte die Hände und zwang sich zur Geduld. „Ich möchte mit dem Manager sprechen.“
„Er ist zum Dinner.“
„Sein Stellvertreter?“
„Auf Urlaub.“
Neill richtete sich zu seiner vollen Größe auf, nahm einen Zwanzig-Dollar-Schein aus der Tasche und wedelte damit vor Suzies faszinierten Augen.
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