BIANCA EXKLUSIV Band 0174
noch einen Drink.“
„Gehen wir.“
„Aber du musst mir natürlich versprechen, dass du zu deiner kleinen Lady gehst und ihr mit deiner glühenden Leidenschaft imponierst“, verlangte Nana, während sie an ihrem Schal riss, der sich an der Lehne des Barhockers verfangen hatte.
Neill unterdrückte ein Stöhnen. „Ich verspreche alles.“
„Das sagen sie alle“, entgegnete Nana und plapperte den ganzen Weg zu ihrem Zimmer.
Als er sie abgeliefert hatte, fühlte er sich wie durch die Mangel gedreht. Er hatte nicht die Absicht, Bianca aufzusuchen und ihr mit seiner glühenden Leidenschaft zu imponieren. Doch während er durch den mondbeschienenen Garten zu dem Bungalow ging, in dem er untergebracht war, fragte er sich unwillkürlich, ob das Glück wirklich das zentrale Problem war. Wenn ja, wie fand man es, und wie hielt man es fest?
5. KAPITEL
Das wahre Glück ist, sich richtig auszuschlafen, dachte Bianca, als sie am nächsten Morgen erwachte.
Nachdem Neill sich am vergangenen Abend zurückgezogen hatte, war sie schnurstracks zu den Ofstetlers geeilt, um Tia abzuholen.
„Sie ist vor ein paar Minuten eingeschlafen“, hatte Doris Ofstetler geflüstert. „Wollen Sie das arme kleine Ding nicht lieber über Nacht hier lassen? Das wäre besser, als sie zu wecken und dann von neuem in den Schlaf zu wiegen. Babys leiden auch unter Jetlag, müssen Sie wissen.“
Bianca hatte zugestimmt. Doch nun beabsichtigte sie, Tia so schnell wie möglich abzuholen.
Kaum war sie aus dem Bett, als das Telefon klingelte. Es war Vittorio, ihr Manager. Sie stellte sich ihn in seinem großen Büro vor, inmitten des Verkehrslärms von Rom, und in diesem Moment erschien ihr der Frieden im ländlichen Wisconsin wie ein Segen.
„Bianca, ich habe einen Lieferanten für Rubine aus Birma gefunden. Wundervolle Steine! Und weißt du, was er gesagt hat? Dass die besten, die größten Smaragde in den Minen von Viceroy-Bellamy in Kolumbien gefördert werden. Ich habe es gerade in dem Moment erfahren, in dem du wieder mit Neill Bellamy zusammen bist. Eure Begegnung erscheint mir wie ein wahrer Glücksfall.“
„Ich habe mich noch nicht wegen der Edelstein-Kollektion entschieden.“
„Aber du wirst es bald tun, ja?“
„Ach, Vittorio, ich kann jetzt nicht darüber nachdenken“, entgegnete sie, als es an der Tür klopfte.
„Ich wollte dir nur sagen, dass es eine goldene Gelegenheit ist. Dein Vater meint …“
„Einen Moment bitte.“ Sie hielt die Sprechmuschel mit der Hand zu und rief: „Wer ist da?“
Sie erwartete, die unpersönliche Stimme des Zimmermädchens zu hören. Stattdessen verkündete Neill keineswegs unpersönlich: „Tennis um halb zehn, Bianca. Ich akzeptiere kein Nein.“
Bianca ließ den Hörer auf das Bett fallen, schlüpfte in eine Robe aus pfirsichfarbener Seide und öffnete die Tür einen Spaltbreit. „Ich führe gerade ein Ferngespräch. Ich habe keine Zeit.“
„O doch“, widersprach er und schob einen strahlend weißen Tennisschuh in den Spalt.
Da ihr kaum eine andere Wahl blieb, ließ sie die Tür los und kehrte ans Telefon zurück, ohne Neill aus den Augen zu lassen. „Hör mal, Vittorio, ich habe jetzt keine Zeit. Ich rufe dich später zurück.“
Neill betrachtete eingehend die Bilder an den Wänden, den Ausblick aus dem Fenster, seine Fingernägel.
Vittorio redete wie ein Wasserfall auf Italienisch auf sie ein, warum sie auf ihn hören sollte, warum die neue Kollektion nötig war, warum es klug war, neue Märkte zu suchen.
Bianca hatte das alles schon oft gehört. Auf Italienisch erklärte sie ihm, dass sie seine Sorge zu schätzen wisse und ihn zurückrufen würde. Während er erneut zeterte, legte sie den Hörer auf.
„Also“, sagte sie zu Neill und betrachtete ihn durch den Raum, der mit ihm darin plötzlich viel kleiner wirkte. „Du glaubst, dass ich Tennis spielen will?“
„Du spielst sehr gern.“
„Nicht mehr.“ Seit Tias Geburt hatte sie keinen Schläger mehr angefasst.
„Du könntest mir meinen Willen lassen“, schlug er mit funkelnden Augen vor.
Sie ignorierte seinen betörenden Charme. „Geh weg“, verlangte sie und eilte ins Badezimmer. Sie schloss die Tür, beugte sich über das Waschbecken und musterte sich im Spiegel. Die dunklen Ringe unter den Augen waren verschwunden, und ihre Wangen waren rosig.
„Du wolltest früher immer mit mir Tennis spielen“, drängte Neill sehr nahe hinter der Tür.
In alten Zeiten hatte sie ihn oft darum gebeten. Doch er
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