BIANCA EXKLUSIV Band 0174
„Vielleicht kannst du mir nach all den Jahren verraten, warum du Eric damals in den Teich geschubst hast.“
„Weil er Grimassen geschnitten hat. Ungefähr so.“ Sie riss die Augen weit auf, sog die Wangen ein und bewegte die Lippen wie ein japanischer Karpfen.
Er lachte herzhaft. In diesem Moment trat der Kellner an ihren Tisch. Er blieb abrupt stehen und starrte Bianca entgeistert an. Hastig legte sie eine lässige Miene auf.
Neill bestellte Sekt mit Orangensaft und Eier à la Benedict für beide und sagte dann zu Bianca: „Das war eine sehr realistische Imitation.“
„Du solltest erst mal sehen, wenn ich Petsy imitiere.“
„Nur zu.“
Sie schüttelte den Kopf. „Lieber nicht. Sie kommt gerade um die Ecke. Hoffentlich will sie nicht mit uns plaudern.“
Neill drehte sich um und winkte ebenso matt wie Bianca. Petsy bleckte die Zähne, was ein Lächeln darstellen sollte, und ging zum Glück weiter.
Als sie außer Hörweite war, verkündete Bianca: „Das ist eine Person, die ich liebend gern in einen Fischteich stoßen würde.“
„Ich auch. Ihr armer Mann tut mir leid. Übrigens ist er nicht zur Hochzeit gekommen.“
„Er hat einen Weg gefunden, sich zu drücken? Ein kluger Mann.“
„So klug nun auch wieder nicht. Schließlich hat er Petsy geheiratet, auch wenn sie sich jetzt trennen.“
„Tja, er muss sie wohl mal geliebt haben.“
„Viele Leute verlieben sich.“
„Ich frage mich, ob …“
„Was denn?“
„Ob unsere Eltern verliebt waren, als sie geheiratet haben.“
„Natürlich. Sie waren verrückt nacheinander. Man brauchte sie nur anzusehen, um das zu merken.“
„Aber war das Liebe? Oder nur sexuelle Anziehung?“
„Beides.“ Neill schien etwas hinzufügen zu wollen, doch in diesem Moment servierte der Kellner ihnen das Mahl.
„Die Sauce ist wirklich gut“, sagte Bianca, nachdem sie den ersten Bissen probiert hatte. „Nicht aus der Tüte. Sahnig und genau richtig abgeschmeckt.“
„Also gibst du mir zumindest in diesem Punkt recht.“
„Wahrscheinlich hast du auch damit recht, dass Mom und Budge ineinander verliebt waren“, räumte sie ein. „Ich kann mich kaum an ihre Ehe erinnern. Ich war zu sehr mit meinem äußerst wichtigen Teenagerdasein beschäftigt.“
„Manchmal warst du ziemlich unausstehlich“, verkündete Neill und lächelte, obwohl sie ihn empört anblickte. „Das war ich auch. Der große Junge vom College und nur darauf bedacht, alle mit meiner Wichtigkeit zu beeindrucken.“
„Du warst …“ Sie brach abrupt ab. Sie konnte ihm unmöglich sagen, wie sehr sie ihn damals vergöttert hatte. „Du warst fast nie zu Hause.“
„Oft genug, um zu wissen, dass Dad und deine Mutter vermutlich zusammengeblieben wären, wenn sie nicht geheiratet hätten.“
„Aus der Perspektive des großen Jungen vom College gesehen? Oder spricht da der weise Erwachsene, der du jetzt bist?“
„Der weise, abgestumpfte Erwachsene, der wahrscheinlich lieber den Mund hätte halten sollen.“
„Wenn sie nicht geheiratet hätten, hätte ich Eric oder dich nie kennengelernt.“ Und ich hätte Tia nicht bekommen, fügte sie im Stillen hinzu.
„Warum nicht? Dad und Ursula hätten ja einfach zusammenleben können. Dann hätten wir uns auch kennengelernt.“
„Du hältst es also für besser, ohne den so genannten heiligen Bund der Ehe zusammenzuleben?“, hakte Bianca nach.
„Für einen Bellamy, ja. Aber Dad und Ursula wollten uns wohl nicht mit schlechtem Beispiel vorangehen.“ Er stieß ein schroffes Lachen aus. „Dafür haben sie uns ein noch schlechteres Beispiel dafür geliefert, welch großer Fehler eine Ehe sein kann.“
Bianca spielte mit ihrer Serviette auf dem Schoß. „Wieso reitest du dauernd auf diesem Fluch herum?“, hakte sie nach, da sie mehr über seine Einstellung erfahren wollte. Jahrelang hatte sie ihn von fern bewundert und von ihm geträumt, und doch wusste sie nicht, was für ein Mensch er geworden war. Er war der Vater ihres Kindes, und doch kannte sie ihn kaum.
„Findest du nicht, dass mein Vater ein gutes Beispiel für diesen Fluch ist?“
„Betrachte es doch mal anders. Budge ist nicht verflucht, sondern gesegnet, weil er mit vier wundervollen Frauen verheiratet war.“
„Tja, so kann man es auch sehen“, erwiderte er, doch er blickte sie an, als wäre sie verrückt.
„Es wäre schön gewesen, wenn er mit deiner Mutter verheiratet geblieben wäre. Es wäre schön, wenn alle Ehen halten würden. Aber heutzutage lassen
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