BIANCA EXKLUSIV Band 0174
sich viele Leute scheiden. Nicht nur dein Vater. Nicht nur die Bellamys.“ Sie dachte an ihre Mutter, die so hingerissen von ihrem derzeitigen Ehemann war. Es musste wundervoll sein, einander so zu lieben, dass man den Rest des Lebens gemeinsam verbringen wollte. Oder es zumindest versuchen wollte.
„Na ja, hier ist ein Bellamy, der nicht heiraten wird“, verkündete Neill schroff. „Falls es ein Fluch ist, dann endet er mit mir.“
Bianca blickte zu den Baumwipfeln hinüber. Einige flockige weiße Wolken hingen am tiefblauen Himmel. „Nun, dann wirst du nie erfahren, ob es bei dir gutgegangen wäre.“
„Wieso reden wir von mir? Dir scheint auch nicht mehr an Heirat zu liegen als mir.“
Sie zwang sich, ihm ins Gesicht zu blicken. „Mir ist gar nicht aufgefallen, dass mir jemand einen Antrag gemacht hat“, konterte sie in sehr sachlichem Ton.
„Bist du so mit deiner Firma beschäftigt, dass du keine Zeit für Männer hast?“
D’Alessandro nahm tatsächlich viel Zeit in Anspruch, ebenso wie Tia. Und seit jener Nacht im Pavillon interessierte sie sich nicht für andere Männer. Denn Neill war der einzige Mann, den sie wollte, den sie je gewollt hatte.
„Nun?“, hakte er nach. Er musterte sie so eindringlich, dass sie beinahe zurückzuckte. Und doch ersehnte sie sich, dass er sie für immer so anblickte. Sie wollte sich diese Miene einprägen und daraus die Hoffnung schöpfen, dass ihm doch etwas an ihr lag.
Doch sie wusste, dass es unmöglich war. Plötzlich konnte sie es nicht länger ertragen. „Ich muss jetzt wirklich gehen.“ Sie sprang auf und warf die Serviette auf den Tisch.
Verwirrt stand Neill ebenfalls auf. „Ich fahre heute Nachmittag in die Stadt. Warum kommst du nicht mit?“
Weil ich in deiner Nähe nicht klar denken kann, schoss es ihr durch den Kopf, weil mein Herz hämmert und meine Knie weich werden.
Nun, die weichen Knie rührten vielleicht vom Tennis her. Vielleicht aber auch nicht. „Ich habe schon etwas anderes vor. Danke für den Brunch.“ Sie hatte sich um Höflichkeit bemüht, doch ihre Worte klangen verärgert und schnippisch.
Hastig stürmte sie davon. Sie hatte ihren Teller geleert, doch sie war immer noch hungrig. Hungrig auf mehr als Essen.
Sie eilte geradewegs in ihr Zimmer, rief Franny an und bat sie, ihr Tia zu bringen. Sie brauchte Trost und hatte in den vergangenen Monaten gelernt, dass es nichts Tröstenderes für sie gab als ihr Baby.
Als Franny wieder fort war, küsste Bianca Tias Wange. „Mommy hat dich ja so sehr vermisst“, säuselte sie, und es war die Wahrheit. Im Alltag war sie nie lange von Tia getrennt, selbst wenn sie arbeitete. Sie legte häufig Pausen ein, um Tia zu füttern und zu baden, obwohl das Kindermädchen es als seine Pflicht erachtete.
An diesem Nachmittag war Tia gut in Form und offensichtlich erholt vom Jetlag. Sie krähte laut, als Bianca ihr die Füße küsste. Bianca hatte es stets für albern gehalten, die Züge eines Babys dem einen oder anderen Elternteil anzudichten, war jedoch anderer Ansicht, seit sie selbst Mutter war.
Die schwimmhäutigen Füße waren eindeutig ein charakteristisches Merkmal der Bellamys. Mit dem Zeigefinger strich sie über Tias Brauen. „Die sind von deinem Onkel Eric.“ Sie berührte das Kinn. „Das erinnert mich an deine Grandma Viv.“ Sie stupste die Nase an. „Und diese schmale, gerade Nase hast du von deinem Daddy“, flüsterte sie, und Tia gluckste, so als wäre sie überglücklich über diese Information.
Tias helles, seidiges Haar und die blauen Augen stammten von Bianca. Sie hatte von beiden Elternteilen die besten Züge geerbt. Zu schade, dass Neill sie niemals kennenlernen würde.
Als Tia drei Stunden später müde wurde, beschloss Bianca, sie für ein Nickerchen zu den Ofstetlers zu bringen und dann für eine Weile an den Pool zu gehen. Ein wenig Sonnenbräune konnte nicht schaden, um das hässliche Rosa des Brautjungfernkleides zu übertönen und einen Kontrast zu den niedlichen weißen Handschuhen zu bilden, die Genevieve angeordnet hatte.
6. KAPITEL
Sobald Bianca den Pool erreichte, erblickte sie als Erstes Neill. Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus und pochte dann heftig.
Er trug eine schwarze Badehose, die seinen muskulösen Körper vorteilhaft zur Geltung brachte. Und obwohl er sich gerade mit einigen Leuten unterhielt, trat er sofort zu Bianca.
Sie machte es sich auf einer Sonnenliege bequem und wünschte, sie wäre spazieren gegangen. „Ich dachte, du
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