BIANCA EXKLUSIV Band 0174
wolltest in die Stadt fahren“, bemerkte sie.
„Ich habe es mir anders überlegt. Weißt du was?“, meinte er heiter. Zu heiter, fand sie, und sein Lächeln wurde von dem durchdringenden Blick in seinen zusammengekniffenen Augen Lügen gestraft.
Ihr Herz begann zu pochen. Ruhig nahm sie eine Flasche Sonnenmilch aus der Umhängetasche. „Ich habe keine Ahnung.“
Neill setzte sich neben sie auf die Liege und beugte sich zu ihr vor. „Ich hatte vorhin ein kleines Gespräch mit Doris Ofstetler, nachdem du den Speisesaal verlassen hast. Und weißt du was?“
„Was denn?“, flüsterte sie.
„Ihre Tochter heißt Franny. Und weißt du noch was?“
Bianca schwieg.
„Franny hat gar kein Baby.“ Er schaute sie scharf an. „Bianca, was zum Teufel geht hier vor?“
Die Flasche Sonnenmilch fiel auf den harten Beton. Bianca bückte sich und hob sie auf, damit Neill den Schrecken auf ihrem Gesicht nicht sehen konnte. Unwillkürlich fragte sie sich, ob Meryl Streep jemals Bauchweh bekam, wenn sie im Begriff stand, eine bedeutende Szene zu spielen. Und dies war vermutlich die bedeutendste Szene in Biancas Leben.
„Ich habe nie behauptet, dass Franny ein Baby hat“, entgegnete sie cool und drehte sich auf den Bauch. „Würde es dir sehr viel ausmachen, mir den Rücken einzureiben?“, murmelte sie mit geschlossenen Augen.
Einen Moment später spürte sie seine Finger und die kühlende Lotion auf den Schultern.
„Also, was hat Franny dann mit dem Baby zu tun, das du bei dir hattest?“
Sie zwang sich, tief durchzuatmen. „Das reicht. Leg die Lotion einfach in die Tasche. Danke. Ich werde jetzt alles aus meinem Kopf verdrängen, einschließlich dieser Hochzeit und deiner Person.“
„Du hast meine Frage nicht beantwortet“, entgegnete Neill scharf. „Wie wäre es, wenn wir Tat oder Wahrheit spielen? Das hast du immer so gern mit Eric gespielt.“
Ihre Gedanken überschlugen sich. Wenn sie ihm nicht antwortete, erkundigte er sich bestimmt bei anderen Leuten. Widerstrebend erwiderte sie: „Franny ist der Babysitter.“
„Aha. Wir haben also ein Baby, einen Babysitter und keine Eltern. Korrigier mich, wenn ich mich irre, aber das kommt mir sehr seltsam vor.“
Bianca dachte fieberhaft nach. Bislang wusste nur Eric, dass sie ein Baby bekommen hatte. Demnach konnte sie jemand anderen als Mutter ausgeben. Aber wen? Ihr fiel niemand ein. Außerdem war sie am Vortag zusammen mit Tia gesehen worden. Irgendjemand konnte Verdacht schöpfen. Und falls Neill sie mit Tia sah, stachelte es seine Neugier nur noch mehr an. Also hatte es keinen Sinn, ihn zu belügen.
Sie kniff fest die Augen zu. Plötzlich war ihr die Sonne zu heiß, der Lärm vom Pool zu laut, Neill zu nahe. Nach langem Schweigen murmelte sie: „Also gut.“
„Also gut was?“
„Das Baby ist …“, begann sie, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken.
Neill schnaubte. „Das Baby ist. Eine unbestreitbare Tatsache. Es ist ein süßes Baby. Aber wessen ist es?“
„Meins“, flüsterte Bianca.
Neill sagte nichts. Sie hielt das Gesicht in der Armbeuge verborgen. Der Kokosgeruch der Sonnenlotion, die er so großzügig aufgetragen hatte, erweckte Übelkeit.
Schließlich atmete Neill tief durch, stand auf und wanderte auf und ab. „Das Baby ist deins.“
„Ja.“
Sie konnte seine nackten Füße mit den charakteristischen Schwimmhäuten zwischen den Seilen der Liege sehen, die ihr inzwischen in die Brüste, Hüften und Knöchel schnitt. Er war stehen geblieben. Sie hörte ihn nach Luft schnappen und hob den Kopf.
Fassungslos starrte er sie an. „Du hast ein Baby bekommen?“
„Sag es nicht so laut. Ich hatte nicht die Absicht, es jeden hier am Pool wissen zu lassen. Ich hatte nicht die Absicht, es überhaupt jemanden wissen zu lassen.“
„Und wessen Baby ist es?“
„Meins“, wiederholte sie.
Ein langes Schweigen folgte.
„Aha“, sagte Neill schließlich. „Früher einmal waren zwei nötig, um ein Baby zu machen. Ich weiß, dass Wissenschaftler heutzutage Schafe und Frösche und wer weiß was sonst noch klonen. Aber ich glaube, ich kann davon ausgehen, dass du deine Tochter nicht geklont hast. Das führt zu der unausweichlichen Frage: Wer ist der Vater?“ Er baute sich vor ihr auf, die Hände in die Hüften gestützt und die Augenbrauen zusammengezogen, und musterte sie eindringlich.
Du bist es, du Dummkopf! schoss es Bianca durch den Kopf. Vielleicht hätte er es ahnen sollen, aber er tat es offensichtlich nicht. „Das
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