BIANCA EXKLUSIV Band 0174
geht dich nichts an“, sagte sie tonlos.
Neill strich sich durch das Haar. Er blinzelte, schüttelte dann den Kopf. „Da hast du wohl recht“, murmelte er schließlich.
Sie senkte den Kopf und betete, dass er fortging, dass er aus ihrem Leben verschwand, dass er sie mit ihrem Kummer allein ließ, wie sie es stets gewesen war.
„Weiß Eric es?“, fragte er leise.
Sie kniff die Augen zu. „Ja.“
„Er hat nie …“, begann Neill, doch er wurde von Rhonda, Budges gegenwärtiger Ehefrau, unterbrochen, die zu ihm eilte und ihn am Arm nahm.
„Ach, Neill, wie gut, dass du da bist!“, rief sie erleichtert. „Ich muss dringend ins Hotel. Budge hat mich gebeten, seine Assistentin anzurufen und zu bitten, ihm wichtige Papiere zu faxen, und ich hatte es ganz vergessen. Würdest du bitte Fawn und Lambie im Auge behalten? Sie planschen im flachen Ende vom Pool. Es dauert nur ein par Minuten.“ Rhonda sah gehetzt aus. Es war allgemein bekannt, dass sie Budge ewig dankbar war für die Beförderung von seiner Privatsekretärin zu seiner fünften Ehefrau und dass sie sich stets besonders bemühte, seinen Ansprüchen Genüge zu tun.
„In Ordnung“, willigte Neill nicht gerade eifrig ein.
„Danke, Neill. Hi, Bianca. Vielleicht können wir nachher ein bisschen plaudern“, fügte sie über die Schulter hinzu, während sie davoneilte.
„Und vielleicht können wir beide nachher auch plaudern“, sagte Neill pointiert zu Bianca.
„Es gibt nichts zu reden“, konterte sie frostig.
„Meiner Meinung nach durchaus.“ Damit straffte er die Schultern und marschierte zum Pool.
Sie barg das Gesicht in den Händen. Er hatte die Neuigkeit relativ gut verkraftet. Aber was sollte sie ihm sagen, wenn er das Thema weiter erörtern wollte? Allein der Gedanke daran deprimierte sie. Zweifellos ahnte er die Wahrheit bereits. Es sei denn, er hatte jene Nacht im Pavillon vergessen. Oder er hielt sich für zeugungsunfähig.
Ihr Herz klopfte schneller, als lang vergessene Gesprächsfetzen aus den Tiefen ihres Gedächtnisses auftauchten und wie Federn hin und her schwebten.
Es hatte tatsächlich Federn gegeben an jenem Tag. Bianca und Eric hatten eine Kissenschlacht veranstaltet, und eines der Sofakissen war aufgeplatzt und hatte weiße Federn im ganzen Raum verstreut.
Ursula war wütend geworden, und Bianca und Eric hatten zerknirscht die Aufräumungsarbeiten in Angriff genommen. Genau zu diesem Zeitpunkt war Viv, die Mutter von Neill und Eric, zu Besuch gekommen.
Viv war mit Ursula befreundet, sodass ihr Auftauchen nicht ungewöhnlich war. Vor allem kam sie häufig, um Eric am Wochenende abzuholen, das er oft bei ihr verbrachte. Doch diesmal, anstatt über Neills Leistungen in Harvard oder Erics letzten Streich zu plaudern, gingen die beiden Frauen in die Bibliothek und unterhielten sich mit gedämpften Stimmen.
Bianca lauschte schamlos. Zu ihrer Enttäuschung erfuhr sie, dass Neill in den Frühlingsferien nicht nach Hause kommen würde, weil er krank war. Er hatte Mumps. Na und? dachte sie abschätzig. Mumps war eine alberne Kinderkrankheit, die kaum noch jemand bekam. Sie dachte nur daran, welches Pech es für sie war. Denn sie hatte auf die Gelegenheit gebaut, ihn zu beeindrucken und endlich auf sich aufmerksam zu machen.
„Er sagt, dass es ihm recht gut geht“, sagte Viv. „Aber ich mache mir große Sorgen, weil es bei einem Mann sehr ernst sein kann.“
„Aber Neill ist kräftig. Ich glaube nicht, dass es Komplikationen geben wird.“
„Ich kenne jemanden, der als Teenager Mumps hatte. Er kann keine Kinder mehr zeugen.“
Damals hatte Bianca zum ersten Mal davon gehört, dass Mumps die Fruchtbarkeit eines Mannes beeinträchtigen kann. Natürlich hatte sie Eric brühwarm berichtet, was sie erfahren hatte. Und natürlich hatte er geglaubt, dass Viv und Ursula aus einer Mücke einen Elefanten machten.
Im Sommer war Neill nach Hause gekommen, und niemand hatte auch nur eine Andeutung über seine Krankheit fallen lassen. Bianca hatte seitdem nicht mehr daran gedacht.
Nun, sie wusste mit Sicherheit, dass er nicht unfruchtbar war. Er war der Einzige, der als Vater ihres Kindes in Frage kam.
Aber hielt Neill sich für zeugungsunfähig? Vielleicht beruhte seine negative Einstellung zum Familienleben nicht nur auf den zahlreichen gescheiterten Ehen seines Vaters. Vielleicht war er überzeugt, dass er keine Familie gründen konnte.
Bianca hob den Kopf und blickte gedankenverloren zu Neill hinüber, der Lambie gerade
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