BIANCA EXKLUSIV Band 0174
Nase verstopft war. Vielleicht bekam sie keine Luft.
Er spielte mit dem Gedanken, Bianca zu wecken. Doch sie schlief den Schlaf der Erschöpften, und er wollte sie nicht stören, sofern nicht ein Notfall vorlag. Behutsam löste er sich von ihr und ging zu Tia.
Auch wenn er nicht viel von Babys verstand, stellte er auf Anhieb fest, dass sie sich nass gemacht hatte. Er fand eine Wegwerfwindel in der großen Tasche, die sie überallhin begleitete, öffnete unbeholfen den Strampelanzug und entfernte die alte Windel. Irgendwie gelang es ihm, die frische Windel anzulegen. Offensichtlich stieß sein Vorgehen auf Anerkennung, denn sie fuchtelte mit den Armen und lächelte ihn an.
Dann ergab sich ein weiteres Problem. Der Strampelanzug war ebenfalls nass. Vorsichtig zog er ihn aus. Einen Moment später begann sie zu wimmern. Damit sie nicht lauthals zu schreien anfing, hob er sie auf den Arm und schmiegte sie an seine nackte Brust. Sofort beruhigte sie sich wieder. „War dir kalt?“, flüsterte er. „Moment, das haben wir gleich.“
Tia blinzelte und gähnte herzhaft. Er lächelte und dachte bei sich, dass er noch nie ein so entzückendes Baby gesehen hatte.
Mit einer Hand kramte er in der Tasche, bis er einen sauberen Strampelanzug fand. Behutsam legte er Tia zurück in die Wiege und schob ihre kleinen Arme in die Ärmel. Erst als er sich anschickte, ihre Beinchen in die Hose zu stecken, fielen ihm ihre Füße wirklich auf. Sie waren winzig und niedlich und wiesen ein unverkennbares Merkmal auf: Schwimmhäute zwischen den Zehen.
Es waren Bellamy-Füße.
Neill fühlte sich wie betäubt. Seine Kehle war wie zugeschnürt, als er sich bewusst wurde, wie viele geliebte Menschen er in seinem Leben verloren hatte. Stiefmütter, Halbbrüder, Stiefgeschwister, Bianca – und auch sein Kind.
Benommen zog er Tia die Strampelhose an, deckte sie zu und starrte auf Bianca hinab. Sie schlief tief und fest. Er wollte sie wach rütteln und zur Rede stellen, ihr all die Heimlichkeiten und Lügen vorwerfen, eine Erklärung und Entschuldigung fordern. Er wollte endlich erfahren, was in ihr vorging.
Er wollte so viel. Vielleicht zu viel. Wie gewöhnlich erwog er seine Alternativen. Er konnte sie wecken oder zu ihr ins Bett steigen oder gehen.
Schließlich zog er sich an und verließ das Zimmer ohne einen Blick zurück.
10. KAPITEL
So oft hatte Bianca davon geträumt, die ganze Nacht mit Neill zu verbringen und neben ihm aufzuwachen. Es erschien ihr wie die ultimative Intimität, noch bedeutungsvoller als Sex, weil ein Mensch im Schlaf völlig ungeschützt war.
Die Sonne schien zum Fenster herein, und das Hotel erwachte allmählich zum Leben. Mit geschlossenen Augen und einem Lächeln auf den Lippen streckte sie eine Hand nach Neill aus – und fand nichts.
Abrupt setzte sie sich auf und blickte sich um. Seine Kleidung war verschwunden. Sie sprang aus dem Bett, schlüpfte in einen Kimono und schaute im Badezimmer nach. Es war leer.
Als sie ihn gerade in seinem Bungalow anrufen wollte, ertönte ein Wimmern aus der Wiege. Sie legte den Hörer wieder auf und kümmerte sich um Tia.
„Oh, wir sind aber trocken heute“, stellte sie überrascht fest. Dann erst merkte sie, dass Tia einen anderen Strampelanzug trug als am vergangenen Abend und wie ungeschickt die Klettbänder der Windel geschlossen waren.
Neill musste Tia gewickelt haben. Das war überraschend und liebenswert, doch er konnte es nicht getan haben, ohne ihre Füße zu bemerken.
Demnach wusste er nun, dass er der Vater war. Diese Erkenntnis ließ ihr Herz einen Schlag lang aussetzen.
In der vergangenen Nacht war ihnen klargeworden, dass sie zusammengehörten. Deshalb wollte sie keine Geheimnisse mehr vor ihm haben. Doch sie hatte beabsichtigt, es ihm persönlich zu sagen, es ihm schonend beizubringen und zu beobachten, wie seine Augen vor Stolz auf die Vaterschaft aufleuchteten.
Ein Schluchzen stieg in ihre Kehle. Ihr wurde versagt, was sie sich wünschte – erneut. Sie hatte versagt – erneut. Und Neill war fort – erneut.
Natürlich wusste sie, warum er sie verlassen hatte, ohne sie zu wecken, ohne ein Wort. Er war davongelaufen, wie sie es vor einem Jahr getan hatte.
Aber sie musste ihm sagen, dass sie getan hatte, was sie für richtig gehalten hatte, dass sie sich geirrt hatte, dass sie es bereute, ihn ausgeschlossen zu haben, und dass sie ihn liebte.
„Komm schon, schneller“, drängte Bianca und drückte die Fersen in Maisies üppige Flanken. Es war
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