BIANCA EXKLUSIV Band 0174
folgte seinem Blick. „Aus europäischem Kristall. Ein ungeschicktes Hausmädchen hat sie zerbrochen.“
„Nein, ich habe sie zerbrochen“, sagte Colby, „eine kindliche Rache, nachdem du meine Zeichnung zerrissen hattest.“
„Deine Zeichnung?“
Er lächelte traurig. „Ich wusste, wie sehr du Blumen liebtest, also zeichnete ich einen wunderschönen bunten Strauß, den du für immer haben könntest. Aber du hast das Bild zerrissen.“ Er wandte sich an Dani. „Komm, es ist Zeit zu gehen.“
Dani erhob sich mit Megan auf dem Arm. Colby nahm die Windeltasche, öffnete die Tür, und Dani, noch sichtlich erschüttert von allem, folgte ihm.
Sie hatte sich also in Bezug auf die Sinclairs geirrt, so wie sie sich auch bei Sheila getäuscht hatte. Außerdem hatte sie Colbys Gefühle ignoriert, sich in etwas eingemischt, das sie nicht überblicken konnte … und ihm damit großen Kummer bereitet.
Colby fühlte sich von ihr hintergangen, da sie hinter seinem Rücken mit seinen Eltern Kontakt aufgenommen, die Situation falsch beurteilt und sein Vertrauen missbraucht hatte. Das würde er ihr vermutlich nie verzeihen.
Die nächsten Tage schlief Colby im Gästezimmer. Danis Versuche, über den Besuch bei seinen Eltern zu reden, wurden mit eisigem Schweigen quittiert. Er verbrachte achtzehn Stunden pro Tag im Büro und kommunizierte mit Dani nur über seine Assistentin.
Sie erfuhr, dass die Sinclairs ihre Klage hatten fallenlassen und dass Colby das Sorgerecht für Megan zugesprochen worden war.
Dani hatte zwar Champagner kalt gestellt, aber Colby kam erst um elf nach Hause, ging gleich in sein Arbeitszimmer und schloss die Tür hinter sich.
Dani kannte ihn inzwischen gut genug, um zu wissen, dass er das, was geschehen war und was so schmerzhafte Erinnerungen geweckt hatte, erst mal verarbeiten musste. Sie sehnte sich danach, ihn zu trösten und ihm die Liebe zu geben, die er verdiente, verstand aber, warum er sich von ihr abgewandt hatte.
Traurig ging sie zu Bett, barg den Kopf im Kissen, das noch nach Colby duftete, und weinte bitterlich.
„Sie sehen ja schrecklich aus“, sagte seine Assistentin und rückte ihre Brille zurecht.
Colby schaute sie erstaunt an.
„Ich wollte nur sagen: Sie sehen ziemlich müde aus, Mr. Sinclair, Sie arbeiten zu viel.“
„Die Arbeit erledigt sich nicht von selbst, Mrs. Reese, das scheinen einige Angestellten noch nicht begriffen zu haben.“
Sie wurde rot. „Ja, Sir.“
Nun war er ein wenig verlegen. „Ist der Marketingbericht vervollständigt worden?“
„Das weiß ich nicht.“
„Dann rufen Sie Malony an“, sagte er knapp, „ich möchte die Papiere auf dem Schreibtisch haben.“
„Ja, Sir.“
„Und verbinden Sie mich mit dem Vertrieb in San Francisco, die Verzögerungen sind untragbar.“
„Natürlich.“ Mrs. Reese machte sich eilig Notizen. „Noch etwas, Mr. Sinclair?“
„Rufen Sie meinen Anwalt an, und machen Sie einen Termin ab wegen der Unterlagen fürs Sorgerecht.“
„Oh, das habe ich fast vergessen“, sagte Mrs. Reese. „Ihr Anwalt hat schon angerufen, er ist diese Woche nicht da, hat die Dokumente aber zu Ihnen nach Hause geschickt. Er würde gerne mit Ihnen darüber sprechen, sobald er wieder zurück ist.“
„Gut. Und keine Anrufe in der nächsten halben Stunde.“ Colby schloss die Tür hinter sich. Erschöpft lehnte er sich dagegen. All die Arbeit half nicht, er musste dauernd an Danielle denken, konnte das Entsetzen in ihrem Blick nicht vergessen, als sie die Wahrheit über seine Herkunft erfuhr.
Colby Sinclair, der Sohn aus feinster Familie, war in Wirklichkeit das uneheliche Kind aus einer flüchtigen Affäre. Andererseits wusste er, dass sie so viel Mitgefühl und Liebe in sich hatte, dass ihr das vermutlich vollkommen egal war. Sie kannte menschliche Schwächen und wusste damit umzugehen.
Viel eher hätte sie wahrscheinlich Probleme damit, dass er zur Erpressung fähig war, seinen eigenen Eltern mit brutaler Bloßstellung gedroht hatte und ihre Rechte als Großeltern missachtete.
Immerhin hatte er erreicht, was er wollte: Megan war gerettet. Aber gleichzeitig hatte er verloren, denn er hatte es nicht geschafft, sich mit Danielle darüber auseinanderzusetzen. Er fühlte sich miserabel.
„Kein Problem, Madeline, ich übernehme morgen Abend gern deinen Dienst.“ Dani füllte beim Telefonieren die Flasche für die unruhige Megan. „Hier, Süße.“ Sie war froh, als die Kleine gierig zu trinken begann. „Ich glaube, sie
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