BIANCA EXKLUSIV Band 0174
sie sich.
„Hör auf zu nörgeln.“ Dani stand auf und ging durch das vollgestellte Wohnzimmer ihrer Freundin. Whiskers, der unterm Couchtisch döste, öffnete kurz ein Auge. Wie immer ging Dani schnell noch einmal die Zeitungsanzeigen durch. „Im Einkaufszentrum wird eine Verkäuferin gesucht.“
Madeline wischte sich die Hände am Handtuch ab. „Aber du hast doch Psychologie studiert, Dani. Wie wäre es stattdessen mit so was wie Familienberatung?“
Dani warf die Zeitung zu all den anderen, die schon auf dem Boden lagen, und sank aufs Sofa. „Ich mache keine Sozialarbeit mehr.“
„Ich weiß“, Madeline legte ihr den Arm um die Schultern. „Aber wieso nicht?“
„Ich habe es satt, das Leben anderer durcheinanderzubringen.“
Immer hatte sie alles durch eine rosa Brille gesehen, geglaubt, man könne alle Probleme mit einer warmen Mahlzeit und mit Anteilnahme lösen. Naiv gedacht. Sogar egoistisch. Nur weil sie sich gewünscht hatte, dass die Sinclairs wieder zu einer richtigen Familie wurden, hatte sie Colby hintergangen, verletzt und dadurch für immer verloren.
Madeline setzte sich neben ihre Freundin. „Es geht mich zwar nichts an, aber du und Colby, ihr seid nur einige Wochen lang verheiratet gewesen. Ihr habt euch doch gar keine Chance gegeben, eure Probleme gemeinsam zu lösen.“
„Bitte, Maddie, du verstehst das nicht.“
„Dann erklär es mir.“
Dani schüttelte den Kopf. Erklären? Was denn. Dass ihr Mann sie nie geliebt hatte? Dass die Ehe eine Scheinehe war, mit der sie sich schließlich sogar selbst getäuscht hatte?
„Hör mal, Dani, nach zwei Scheidungen bin ich nicht unbedingt eine Eheexpertin, aber …“ An der Tür klingelte es. „Oje“, sagte Maddie, „Jimmy hat bestimmt wieder die Schlüssel vergessen.“ Jimmy war Maddies Sohn. Sie riss die Tür auf. „Zum Geburtstag bekommst du eine Schlüsselkette … Oh, hallo.“
„Ist Danielle da?“
Beim Klang dieser Stimme hielt Dani die Luft an. Zitternd erhob sie sich.
Madeline trat zur Seite. „Ja, kommen Sie herein.“
Colby trat zögernd ein. Er hatte Megan im Arm. Als er Dani sah, wurde sein Blick ganz weich. „Hallo, Dani.“
Sie brachte nur mühsam ein „Hallo“ heraus.
Als Megan Dani entdeckte, schrie sie fröhlich auf und streckte die Ärmchen nach ihr aus. Dani blieb wie angewurzelt stehen, bis Colby herankam und ihr die lachende Kleine reichte.
Dani kämpfte mit den Tränen. „Oh, meine Süße“, flüsterte sie an der warmen Wange des Kindes, „ich habe dich so vermisst.“
„Onki Kobi!“, rief die Kleine und gab Dani einen feuchten Kuss. „Mamamama!“
Mama? Hatte Megan sie je Mama genannt? Dani wurden die Knie weich. Aber Babys brachten immer solche Laute heraus, das bedeutete nichts! Die einzigen Wörter, die Megan bislang verständlich gesagt hatte, waren „Onki, Saft, bye-bye und Katze“. Und deutlich „hm, hm“, wenn sie etwas nicht wollte.
Madeline verließ taktvoll das Zimmer.
Whiskers rieb sich an Colbys Bein. „Hallo, Junge“, er beugte sich hinunter, um ihn zu streicheln, „na, bekommst du auch genug Thunfisch?“
Whiskers schnurrte und streckte ihm den Nacken zum Kraulen hin. Colby richtete sich wieder auf und schaute sich um. „Na, du hast es dir ja schon gemütlich gemacht.“
„Das sah hier schon so aus, als ich einzog. Maddie ist auch nicht ordentlicher als ich“, sagte Dani.
Colby nickte. Ein verlegenes Schweigen entstand. Dani hob Megan von der einen auf die andere Seite. „Also, was führt dich her?“, fragte sie.
„Hm? Ach ja. Du hast was bei mir vergessen.“ Colby fischte etwas aus seiner Manteltasche. „Da steht eine Telefonnummer drauf, und ich dachte, die wäre vielleicht wichtig.“
„Die Telefonnummer ist von der Reinigung. Ich wollte wissen, ob deine Sachen fertig waren.“
„Ach so. Na ja. Das hier habe ich auch gefunden.“
„Stimmt, man kann nie genug Haarklammern haben“, sagte sie amüsiert.
„Ja, deshalb dachte ich, ich bringe sie dir vorbei.“ Er schaute Megan, die an Danis Haaren herumspielte, zärtlich und zugleich traurig an. Und dieser Blick sagte weit mehr als tausend Worte. „Ach ja, und das hier.“ Er förderte aus seiner Tasche eine Plüschmaus zutage und hielt sie dem Kater hin. Whiskers schnüffelte daran, packte sie und verschwand unterm Sofa.
„Wo es doch sein Lieblingsspielzeug ist …“
„Whiskers weiß das bestimmt zu schätzen“, meinte Dani.
„Ja, glaube ich auch. Und du? Geht es dir gut?“
Dani
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