BIANCA EXKLUSIV Band 0174
räusperte sich. „Ja, klar. Und dir?“
„Danke, gut.“
„Freut mich.“
Beide schauten verlegen um sich. Megan wurde unruhig und rieb sich die Augen.
„Sie ist müde“, sagte Colby enttäuscht.
„Vielleicht möchte sie einen Keks“, meinte Dani.
„Na ja, eigentlich sollte sie jetzt ins Bett. Sonst ist sie morgen in der Kindertagesstätte quengelig.“
Dani reichte Colby die Kleine zurück. „Klappt es mit der Kindertagesstätte?“
„Ja, einigermaßen.“ Megan lehnte sich bei Colby an und steckte den Daumen in den Mund. „Megan mag die anderen Kinder, aber nach einigen Stunden will sie nach Hause.“
Das hat vorwurfsvoll geklungen, dachte Dani. Aber schließlich war Colby ja derjenige, der die Ehe beenden wollte!
„Sie wird sich schon dran gewöhnen.“
„Ich habe eine Kinderfrau gefunden, die drei Tage pro Woche vorbeikommt.“
„Prima, das ist sicher das Beste.“
Colby überlegte, was er noch sagen könnte. „Wir gehen dann mal wieder.“
Dani öffnete die Tür. „Danke, dass du mir die Sachen gebracht hast.“
Er schaute sie lange an, sagte „gern geschehen“ und ging.
Sobald die Tür geschlossen war, kamen Dani die Tränen, aber sie wischte sie eilig ab.
Madeline kam zurück. „Also das war ja wohl das Jämmerlichste, was ich je erlebt habe.“
„Du hast gelauscht!“
„In so einer kleinen Wohnung kann man das gar nicht vermeiden“, sagte Madeline. „Aber sag mal, wieso hast du ihn denn gehen lassen?“
Dani biss sich auf die Lippen. „Megan muss zu Bett.“
„Ach so. Dani, der Mann liebt dich.“
„Halte dich da heraus, Madeline“, sagte Dani, „Colby ist nur vorbeigekommen, um mir ein paar Sachen zu bringen.“
„Na hör mal, wenn du glaubst, dass er quer durch die Stadt gefahren ist, nur um dir diesen Kram wiederzugeben, bist du ein hoffnungsloser Fall!“ Sie verließ das Zimmer.
Dani sank ins Sofa. Es stimmte, sie war ein hoffnungsloser Fall. Hoffnungslos verliebt. Und allein verantwortlich für ihre Dummheit. Das Einzige, was helfen würde, über Colby hinwegzukommen, war die Arbeit. Sie musste sich wieder auf die Bedürfnisse anderer konzentrieren. Morgen würde sie zur Obdachlosentafel gehen und jede Freiwilligenschicht übernehmen. Vielleicht könnte sie dann endlich ruhig schlafen, ohne sich Vorwürfe zu machen, dass sie ihr Glück nicht gepackt hatte, als es greifbar schien.
Colby parkte weit weg von der Obdachlosentafel und verhielt sich so unauffällig wie möglich.
Wie dumm von ihm, Dani diesen albernen Kram zu bringen. Und nun lauerte er ihr auch noch auf!
Backwaren wurden von einem Transporter abgeladen, aber Dani tauchte nicht auf. Dann bemerkte er eine junge Frau, die aus einer Seitenstraße herangelaufen kam und heftig mit dem Fahrer diskutierte. Der schüttelte den Kopf und schob sie beiseite. Von der Ladenfläche rief einer etwas zu ihr herunter, woraufhin sie weglief.
Strähniges blondes Haar, eingesunkene Augen, kein Zweifel, wer das war.
Colby stieg aus, eilte ihr nach und packte sie, als sie gerade in einem Gebüsch verschwinden wollte. Sie versuchte, sich loszureißen. „Schon gut, Sheila, ich tu dir nichts.“ Sie schaute ihn ängstlich an. „Wir haben uns mal gesehen, in Danielles Wohnung, erinnerst du dich?“
Ihre Augen wurden schmal. „Sie sind der Typ von nebenan.“
„Ja. Was machst du hier, Sheila?“
Vom Transporter äugte ein Mann misstrauisch herüber. „Ich suche Dani. Aber sie haben gesagt, sie kommt erst morgen.“
„Findest du nicht, dass du Dani schon genug angetan hast?“
„Das war nicht meine Schuld, er hat mich dazu gezwungen.“
„Er? Wer?“
„Mein, äh …“ Sie zuckte mit den mageren Schultern. „Sie wissen schon.“
„Dein Zuhälter?“
Sie deutete ein Nicken an.
„Als du Dani erzählt hast, du würdest nicht auf den Strich gehen, hast du also gelogen.“ Er schob ihr den Ärmel hoch und sah, was er erwartet hatte. „Sieht nach einer schlechten Gewohnheit aus.“
Sheila wischte sich die Nase ab. „Ich will wieder clean werden, ehrlich. Dani hat gesagt, sie hilft mir.“
„Das glaube ich nicht, Sheila, Dani weiß nämlich gar nicht, dass du süchtig bist.“
„Das ist ihr egal. Sie hat schon oft Mädchen wie mir geholfen.“
„Und wie viele davon haben sie bestohlen?“
In Sheilas Augen traten Tränen. „Er hat mich gezwungen“, jammerte sie, „ich wollte das nicht.“
Dass Colby ihr glaubte, hatte damit zu tun, dass er sich in den letzten Monaten verändert hatte.
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