BIANCA EXKLUSIV Band 0180
und schaute sie prüfend an. Ihr Gesicht war blass und von Tränen überströmt. Doch obwohl sie unendlich traurig aussah, war da noch etwas anderes. Sie wirkte befreit … erlöst von einer Last. Anders konnte er es nicht ausdrücken.
Und warum sollte sie nicht endlich Frieden gefunden haben? Sie hatte die Antworten erhalten, nach denen sie so lange gesucht hatte. So tragisch die Wahrheit auch war, sie konnte endlich alle Puzzleteile ihrer Vergangenheit zusammensetzen.
Schließlich räusperte Jarrett sich. „Es tut mir so leid, Ashley, so unendlich leid.“
Kurz und emotionslos teilte sie Jarrett mit, wie sie diesen Mann kennengelernt hatte und wie er ums Leben gekommen war.
Jarrett sehnte sich danach, ihr zu sagen, dass ihm dieser Mann völlig egal war, aber dass er sie liebte und sich nichts mehr wünschte, als sie endlich heiraten zu können. Doch er wusste, dass er sie damit zutiefst beleidigen würde. So zu tun, als wäre sie diesem Mann nie begegnet, hieße, einen Teil ihres Lebens zu ignorieren. Hieße, den Vater ihres Babys zu verleugnen. Das konnte Jarrett nicht tun.
Wäre er seinem Instinkt gefolgt, hätte er sie jetzt in die Arme gezogen und versucht, sie alles vergessen zu lassen. Aber dann wäre er genau so, wie sie ihm vorgeworfen hatte zu sein. Jemand, der ihr Entscheidungen aufdiktieren wollte. Er wusste, dass er das nicht länger tun durfte. Er wollte Ashleys Willen nicht beugen. Und ihm war klar geworden, dass er das als junger Mann zu oft versucht hatte.
Vielleicht war das Teil des Problems. Sie hatten sich so jung ineinander verliebt. Sie waren damals noch viel zu unreif gewesen und hatten noch nicht gewusst, wie viel Verantwortung und Hingabe eine Beziehung bedurfte. Selbst später, als sie wieder zusammen waren, hatte er versucht, sie zu führen, statt sie zu begleiten. Nein, Ashley hatte etwas Besseres verdient.
„Ich muss mich bei dir entschuldigen“, erklärte er. „Ich habe stets versucht, meinen Willen durchzusetzen, wenn es um dich geht.“
Sie sah ihn überrascht an. „Bitte, Jarrett. Stell dich nicht als Schuldigen dar. Du hast mich auch ermutigt und bist sehr lieb zu mir gewesen.“
„Aber ich hatte Angst vor deiner Vergangenheit, genau wie du es gesagt hast. Ich wollte, dass alles wie früher wäre. Und das, obwohl ich genau wusste, dass es unmöglich war.“
Ashley trat einen Schritt vor. Sie konnte den Schmerz, der auf seinem Gesicht stand, kaum ertragen. „Hör auf, bitte. Ein für alle Mal, nichts von dem, was mir passiert ist, war deine Schuld. Ich allein trage die Verantwortung dafür.“ Sie schaute auf das Grab zurück. „Im Grunde genommen kann niemand etwas dafür.“
„War er gut zu dir, Ashe?“ Jarretts Stimme klang gequält.
„Er war besser zu mir, als ich es verdient habe“, flüsterte sie.
Jarrett nickte, machte aber keine Bemerkung. Doch seine nächsten Worte überraschten sie. „Was willst du jetzt machen?“
Sie sah ihn erstaunt. Sie hatte erwartet, dass er ihr etwas vorschlagen würde. „Ich will nach Hause.“
„Zu Gray, nehme ich an.“
Ihre Augen weiteten sich, aber sie sagte nichts. Er müsste doch wissen, dass Amarillo schon lange nicht mehr ihr Zuhause war.
Er schien zu ahnen, was in ihr vorging. „Es hängt allein von dir ab, Ashley. Du musst entscheiden.“
Sie lachte humorlos. „Ist das nicht seltsam? Den größten Teil meines Lebens wollte ich meine eigenen Entscheidungen treffen, ohne dass mir jemand hineinredet. Deswegen habe ich euch verlassen. Aber dann habe ich solch ein Chaos aus meinem Leben gemacht, dass ich jetzt sogar Angst habe, allein zu entscheiden.“
„Angst?“ Jarrett schüttelte den Kopf. „Du bist alles andere als ein Feigling, Ashe. Was immer diese Erfahrung dir auch gebracht hat, sie hat dich auf jeden Fall stärker gemacht.“
Seine Worte erstaunten sie. „Du findest, ich bin stark?“
„Natürlich. Wie sonst hättest du diese Zeit durchstehen sollen. Du bist in einem Krankenhaus aufgewacht und wusstest nichts, außer, dass du ein Kind erwartest. Du bist sehr stark, Ashley. Und du bist es schon immer gewesen. Mein Problem war, dass ich dich nie so respektiert habe, wie du bist.“
Sie war überrascht. In den letzten zwei Tagen hatte Jarrett völlig neue Einsichten gewonnen. Jedoch wusste sie immer noch nicht, was er wirklich für sie empfand. Im Moment sah er sie an, als ob sie eine Fremde wäre.
Aber sie würde es herausfinden müssen, auch wenn sie davor Angst hatte. „Ich werde dir
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