BIANCA EXKLUSIV Band 0180
Augen. Jake beobachtet sie ebenfalls. Plötzlich wusste sie, warum. Das Schloss war zerkratzt. Sie hatte keine Ahnung, woher die Kratzer stammten, aber sie war sich ziemlich sicher, dass sie noch nicht da gewesen waren, als sie am späten Nachmittag abgeschlossen hatte.
Sie zeigte auf die Kratzspuren und schaute den Detective fragend an.
„Ja, ist uns auch aufgefallen“, stimmte Trujillo zu. „Wir wollten zuerst hören, ob Sie was dazu sagen. Galeno, irgendeine Vermutung, woher die Kratzer stammen?“
„Wahrscheinlich ein Dietrich, der abgerutscht ist. Aber ich verstehe nicht, warum der Kerl sich am vorderen Eingang zu schaffen gemacht hat.“
„Hinten habe ich eine Stahltür. Das Schloss kriegt niemand so schnell auf“, erklärte Tori.
Jake trat ein paar Schritte zurück und ließ seinen Blick über die Geschäfte schweifen. „Vielleicht hatte er es auf schnelle Beute abgesehen“, meinte er. „Oder er wollte beim ersten Mal nur erkunden, was in dieser Gegend hier zu holen ist. Was ist denn beim Juwelier geschehen?“
„Der Einbrecher geht nicht besonders raffiniert vor“, sagte Phil Trujillo. „Weiter unten an der Straße können Sie sehen, dass er die Schaufenster eingeworfen und den Alarm ausgeschaltet hat. Dann hat er die Auslagen durchwühlt und das mitgenommen, was ihm zuerst in die Hände fiel. Die echten Wertsachen sind alle im Safe deponiert, da kam er gar nicht ran. Aber die Sicherheitsfirma hat zuerst den Inhaber angerufen und dann erst uns. Deshalb konnte der Unbekannte entkommen“, schloss Trujillo und wandte sich an Tori. „Miss Phillips, darf ich Sie bitten, die Alarmanlage auszuschalten. Ich muss wissen, ob drinnen irgendetwas zerstört worden ist.“
Tori schloss auf und tippte eine Nummer in die Tastatur der Anlage. Ein grünes Licht erschien. „Sie ist ausgeschaltet“, murmelte sie.
Entschlossen steckte Detective Trujillo die Faust in die Jackentasche und eilte an ihr vorbei. „Bitte warten Sie einen Augenblick.“
Ein paar Minuten später bat der Detective sie in die Galerie. Tori sah sich erst flüchtig um und betrachtete die Objekte dann genauer. „Ich habe heute Abend selbst abgeschlossen“, erklärte sie schließlich. „Soweit ich sehe, ist nichts angerührt worden.“
Phil Trujillo hatte schon die Tür geöffnet, die in den hinteren Raum führte. „Ist das ein Lagerraum?“
„Ja. Er ist jetzt voll gestopft mit Objekten, die ich zu Weihnachten ausstellen will. Und zur Vernissage eines jungen Künstlers.“
„Verraten Sie mir doch“, wollte Trujillo wissen, als er wieder in den Ausstellungsraum zurückkam, „ob das Zeug da drinnen auf dem Schwarzmarkt was wert ist.“
Tori ging zu den Ölbildern hinüber, die sie an die gegenüberliegende Wand gelehnt hatte. „Ich habe ein paar Künstler unter Vertrag, die in letzter Zeit ziemlich bekannt geworden sind. Ihre Arbeiten stehen hoch im Kurs. Wenn in den richtigen Sammlerkreisen das richtige Wort fällt, dann kann sich der Einbrecher mit einer fetten Pension zur Ruhe setzen.“
Zehn Minuten später fuhr Jake mit Tori zu ihr nach Hause, bog die Auffahrt zu ihrem Haus ein, hielt an, aber stellte den Motor nicht ab. „Ich warte, bis du drinnen bist.“
Es war fast dunkel geworden. „Willst du vielleicht doch noch mit reinkommen und einen Teller Eintopf essen?“
„Es ging doch gar nicht ums Essen. Wir wollten reinen Tisch machen.“
„Haben wir auch nicht.“
„Doch, ich denke schon. Du willst mit Nina befreundet sein, und du willst dich in meiner Nähe nicht mehr so gnadenlos verunsichert fühlen, wenn ich dich richtig verstanden habe.“
„Hast du.“
„Hör mir mal zu, Tori. Zwischen uns hat es immer geknistert. Damals, als du noch siebzehn und achtzehn warst, habe ich mich von dir ferngehalten, weil du zu jung für mich warst. Und jetzt wirst du Mutter. Wie soll ein Mann, der nicht an langfristigen Beziehungen interessiert ist, damit klarkommen?“
Wütend riss sie die Autotür auf und setzte den Fuß auf das Trittbrett. „Danke, dass du mich heute Abend begleitet hast, Jake“, presste sie mit zusammengebissenen Zähnen hervor. „Schön, dass du … reinen Tisch gemacht hast. Du wirst mich in Zukunft nicht mehr aus der Bahn werfen. Da bin ich mir absolut sicher.“
Tori sprang aus dem Wagen, schlug die Tür krachend zu und rannte ins Haus.
„Warte doch!“, rief Jake ihr nach.
Seine Worte hallten ihr noch lange im Ohr, aber es kam überhaupt nicht infrage, dass sie ihr Herz noch einmal
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