BIANCA EXKLUSIV Band 0180
und ging ins Nebenzimmer zu dem alten Ledersessel, der bereits seinem Vater gehört hatte. Der Sessel hatte ihn schon in den schwierigen Jahren seines Studiums und seiner Assistenzzeit begleitet. Viele Male war er erschöpft nach Hause gekommen und hatte sich in diesen Sessel fallen lassen, zu müde, um zu Bett zu gehen.
Jarrett musste zugeben, dass Ashleys Bruder Gray recht gehabt hatte, als er damals warnte, dass das anstrengende Medizinstudium eine große Belastung für eine junge Ehe wäre. Jarrett war nicht sicher, ob Ashley und er diese Zeit überstanden hätten.
Und jetzt lag noch mehr harte Arbeit vor ihm, denn Jarrett hatte sich entschieden, sich auf plastische Chirurgie zu spezialisieren. Das würde viel Zeit und Kraft erfordern, und er wusste nicht, ob Ashley diesen Druck aushalten könnte.
Aus dem eigensinnigen, impulsiven jungen Mädchen war eine ebenso eigensinnige, impulsive Frau geworden. Sie war schön. Aufregend. Aber sie ließ sich viel zu sehr von ihren Emotionen, Launen und ihren vielen Interessen leiten. Was sie so faszinierend machte, das konnte auch ermüden.
Ihre Blitzaktion am letzten Wochenende war ein gutes Beispiel für seine Bedenken. Er hatte geglaubt, sie wäre zu Besuch gekommen, so wie sie es fast jedes Wochenende getan hatte, seit ihre Liebe wieder erblüht war. Doch stattdessen hatte sie ihren Job und ihr Apartment in Amarillo aufgegeben. Ihre Möbel hatte sie in einem Lagerhaus untergebracht, und ein Großteil ihrer Kleidung befand sich in den beiden Koffern, die in seinem Schlafzimmer lagen. Sie war wie ein Wirbelwind in sein Leben geplatzt und hatte mit der gleichen atemberaubenden Geschwindigkeit Pläne für ihre Hochzeit gemacht.
Mit Abstand von ihr, im Krankenhaus, hatte Jarrett über diese Pläne nachgedacht. Genau wie er es jetzt tat.
Mit einem Seufzer lehnte er den Kopf gegen die weiche Lederpolsterung.
Dann hörte er Ashleys Stimme. „Was ist los?“
Seine Braut stand im Türrahmen. Sie hatte sich das Nachthemd wieder angezogen und sah sehr jung und verletzlich aus. Er hätte gern mit ihr über alles geredet, doch Jarrett konnte nicht die richtigen Worte finden, um seine Bedenken zu erklären.
Das Licht ihrer goldgrünen Augen verdunkelte sich etwas, als sie näher trat und sich neben den Sessel kniete. „Sag mir, was du hast?“
Jarrett räusperte sich. „Hast du keine Angst, dass wir zu voreilig sind?“
Eine hektische Röte erschien auf ihren Wangen. „Zu eilig? Na hör mal, seit Jahren …“
„Jahre, in denen wir getrennte Wege gegangen sind“, unterbrach er sie.
„Aber als du nach Hause kamst und wir uns wieder gesehen haben, da …“ Sie hielt inne und erhob sich abrupt. „Du willst mich nicht heiraten.“
Sein Herz zog sich zusammen, als er den schmerzlichen Ausdruck auf ihrem Gesicht sah. Er stand auf und schaute sie an. „Das habe ich nicht gesagt.“
„Aber du willst einen Rückzieher machen.“
„Ich versuche, vernünftig zu sein. Logisch vorzugehen.“
„Du willst sagen, dass du mich nicht liebst.“
„Nein“, wehrte er sofort ab. „Hier geht es nicht um Liebe. Hier geht es einzig und allein darum, dass wir uns Hals über Kopf in eine Ehe stürzen wollen und nicht einmal unseren Freunden und Familien das Recht geben, dabei zu sein.“
„Ich dachte, wir bräuchten nur uns?“
Er nahm erneut ihre Hände. „Wir müssen erst mal wieder zu Atem kommen.“
Ihr schönes Gesicht war kühl und beherrscht, als sie sich von ihm zurückzog. „Du redest wie Gray. Bei ihm muss man auch immer erst alles durchdenken und sich Zeit lassen, bevor man eine Entscheidung trifft …“
„Was wirklich kein schlechter Rat ist.“
„Das letzte Mal, als wir uns entschlossen haben, noch einmal über alles nachzudenken, haben wir uns schließlich getrennt.“
„Das wird dieses Mal nicht passieren.“ Jarrett trat wieder zu ihr. „Ich liebe dich, Ashley. Aber ich will auch, dass wir alles richtig machen. Und ich bezweifle, dass diese überstürzte Heirat der richtige Weg für uns wäre.“
Zorn flammte in ihren Augen auf. „Der beste Weg für uns ist deiner Meinung nach also der Weg, dem du den Vorzug gibst, nicht wahr?“
Er seufzte ungeduldig. „Ich wünschte, du würdest dir wenigstens Mühe geben, meinen Standpunkt zu verstehen. Ich will nicht, dass du nach Amarillo zurückgehst. Ich möchte, dass du hier in Dallas bleibst. Du könntest studieren oder dir einen Job suchen, der dir wirklich gefällt. Ich möchte, dass wir jeden freien
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