BIANCA EXKLUSIV Band 0180
Mädchen schließlich ins Wohnzimmer gingen, um sich einen Film anzuschauen, musste sie sich gleich wieder mit Gray auseinandersetzen.
„Ich nehme an, du bist müde, nicht wahr, Ashley? Es war ein langer Tag.“ Offensichtlich wollte er darauf anspielen, dass es für Jarrett Zeit wurde, nach Hause zu gehen.
„Mir geht es gut“, erwiderte Ashley, die sich zusammenreißen musste, um nicht unhöflich zu werden.
Ihr Bruder runzelte die Stirn. „Dir schien es aber nach der Sitzung bei deiner Psychotherapeutin sehr schlecht gegangen zu sein.“
„Aber jetzt geht es mir wieder gut.“
„Bist du sicher?“
„Gray, bitte“, murmelte Kathryn. „Lass sie doch in Ruhe.“
Sein Gesicht nahm einen harten Ausdruck an. „Nur weil ich mich um ihr Wohlergehen sorge, brauchst du mich nicht gleich zurechtzuweisen.“
Ashley spürte, wie sie ihre Geduld verlor. „Deine Fürsorge kann ganz schön erdrückend sein“, stieß sie heftig hervor.
Gray zog die Augenbrauen zusammen.
Ashley sah, wie Jarrett und Kathryn heimlich Blicke austauschten. Sie wollte nicht streiten, wollte Gray nicht verletzen. Sie wusste, dass er sie liebte. Seine Freude, als sie ihn an der Tür umarmt hatte, drückte das mehr aus als tausend Worte. Aber er machte sie einfach verrückt.
Sie erhob sich langsam vom Tisch, brachte ihren Eisbecher zur Spüle hinüber und wandte sich dann wieder Gray zu. „Ich glaube, ich habe Lust, noch ein wenig mit Jarrett wegzufahren.“ Es war unmöglich, die Provokation, die in ihren Worten lag, zu ignorieren.
„Es ist spät“, erwiderte Gray. „Ich bin sicher, dass unser Arzt hier …“, er warf Jarrett einen Blick zu, „… dass er müde von seiner Reise ist.“
Ashley spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. „Gray, willst du mir damit sagen, dass ich nicht mehr wegfahren soll?“
„Was ich sagen will, ist …“
„Dass du mich kontrollieren willst“, konterte sie.
„Ich will nur dein Bestes. Der Tag war lang genug für dich.“
„Du willst mich einsperren!“ Ashley wurde lauter. „Ich bin eine erwachsene Frau, die ein Kind erwartet, und du willst mich wie ein zehnjähriges Mädchen auf mein Zimmer schicken?“
Gray erhob sich. „Hör zu, ich …“
Doch er wurde durch lautes Gelächter unterbrochen. Kathryn krümmte sich vor Lachen. Sie lachte so sehr, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. Und Jarrett erging es auch nicht anders.
„Was zum Teufel …?“, fragte Gray empört.
„Entschuldige“, stieß Kathryn mühsam hervor, „ich weiß, ich sollte nicht lachen. Aber ihr beide habt euch so verhalten wie in euren schlimmsten Zeiten. Ashley kämpft um ihre Unabhängigkeit, und du versuchst, sie festzuhalten. Diese Szene wirkte so vertraut. Ich fühlte mich wirklich in alte Zeiten versetzt.“
Grays Gesicht lief rot an, während Ashley Kathryn nur fassungslos ansah.
Jarrett lachte immer noch. „Kathryn hat recht. Wisst ihr noch, wie ich Ashley das erste Mal abholte, um mit ihr auszugehen? Ihr beide hattet euch damals wegen der Zeit in den Haaren, zu der sie wieder nach Hause kommen sollte.“
Ashley stemmte die Hände in die Hüften und nickte. „Ich war damals siebzehn Jahre alt und wollte erst um Mitternacht nach Hause kommen. Ich fand diese Szene allerdings gar nicht zum Lachen.“
Ihr wurde erst klar, was sie gesagt hatte, als es in der Küche plötzlich so still wurde, dass man eine Nadel hätte fallen hören. Jarrett erhob sich so abrupt, dass sein Stuhl laut polternd nach hinten fiel. Gray starrte sie fassungslos an, und Kathryn presste eine Hand vor den Mund.
Ashley lehnte sich benommen gegen den Küchenschrank. „Oh, Himmel“, flüsterte sie, „ich erinnere mich an diesen Abend, an diesen Streit mit Gray.“
Jarrett war mit wenigen Schritten bei ihr und zog sie in die Arme. „Ich wusste, dass du dich erinnern würdest. Ich wusste es. Alles wird wieder gut.“
Und zum ersten Mal glaubte sie selbst an diese Möglichkeit, glaubte daran, dass sie endlich wieder sie selbst sein könnte. Eine Frau, die aus einer Vergangenheit, aus der Gegenwart und aus einer hoffnungsvollen Zukunft bestand. Doch noch stärker als die Freude über ihre Erinnerung war das Gefühl der Geborgenheit, das sie in Jarretts Armen empfand. Zum Teufel mit Gray und seinem übertriebenen Beschützerinstinkt. Was machte es schon, wenn er Jarrett nicht vertraute. Sie tat es. Und das reichte ihr.
„Mein großer Bruder hat wohl nie begriffen, dass andere Menschen auch einen Anspruch auf Freiheit
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