BIANCA EXKLUSIV Band 0181
oder weniger zu dieser Reise gezwungen wurde.“
„Bist du sicher, dass es eine gute Idee ist?“
„Nein.“ Paige seufzte tief. „Aber was soll ich machen. Juliette hat sich gewünscht, dass ich persönlich nach Arohanui fahre, um ihr Andenken abzuholen. Wenn ich es nicht täte, hätte ich ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen.“ Sie zog den Reißverschluss des Koffers zu. „So, das muss reichen.“
Sherry setzte sich aufs Sofa und nahm Brodie auf den Schoß. „Wie hast du seine Frau überhaupt kennengelernt? Der Mann hat jede Menge Geld. Solche Leute heiraten gewöhnlich ihresgleichen und knüpfen nur untereinander Freundschaften.“
Paige füllte den Wasserkocher auf. „Juliette und ich haben in Wellington Tür an Tür gewohnt. Sie war zwar fünf Jahre älter als ich, aber sie liebte Kinder. Obwohl sie die hübschere von uns beiden war, nannte sie mich immer ihre hübsche kleine Schwester. Als ihre Familie wegzog, weinte ich mir die Augen aus, und deshalb versprach sie mir, dass ich ihre Brautjungfer sein dürfte. Ich war elf und sehr beeindruckt von diesem Angebot.“
„Hat sie ihr Versprechen gehalten?“
„Ja, und das hieß, eine Woche in Paris zu verbringen und ein fantastisches Kleid zu tragen.“
Und Marcs Medaillon.
„Dann hatte Juliette also auch viel Geld“, bemerkte Sherry.
„Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, aber vermutlich war ihre Familie wohlhabend. Ihr Vater war Diplomat.“
„Sie muss ein netter Mensch gewesen sein.“
„Ja, sie war immer freundlich, und wir hatten viel Spaß miteinander. Sie hat die Verbindung sogar noch nach der Hochzeit aufrechterhalten.“
„Und dann ist sie verunglückt. Das war bestimmt schrecklich“, sagte Sherry mitfühlend.
Aber Paige fand es viel schlimmer, dass Marc die Ehe nicht ernst genommen hatte. Er war eine Vernunftehe eingegangen, weil er eine passende Frau gebraucht hatte.
„Hast du eigentlich jemanden für die Hunde gefunden?“
„Ja. Mrs. Greig war nicht begeistert, aber ein Schüler von nebenan wird sie ausführen, bis ich wieder da bin.“ Paige trug die beiden Becher Kaffee zum Tisch und setzte sich neben Sherry aufs Sofa.
„Da du die Reise nicht mehr absagen kannst, mach das Beste draus, Paige! Tu so, als wäre es ein Kurzurlaub. Den kannst du wirklich brauchen. Auf den Inseln im Norden ist es sicher wärmer als hier. Vielleicht kommst du braun gebrannt zurück!“
Ein Auto fuhr vor, und Marc stieg aus.
„Ich muss gehen!“ Paiges Herz raste.
Sherry nahm Brodie hoch und trat ans Fenster. „Junge, Junge, der Mann ist wirklich Spitzenklasse“, sagte sie leise. „Pass gut auf dich auf, Paige!“
Paige errötete und öffnete die Haustür.
„Fertig?“, fragte Marc.
„Ja.“
„Dann lass uns gehen. Das Flugzeug wartet.“
Das meinte er wörtlich, und eine halbe Stunde später waren sie bereits in der Luft. Marc hatte eine kleine Maschine gechartert, in der etwa zehn Passagiere Platz gefunden hätten. Normalerweise hätte Paige den Flug genossen. Es war ein klarer Tag, und sie überflogen das karge Zentralplateau Neuseelands mit seinen drei schneebedeckten Vulkanen. Die Wasser des Taupo-Sees im größten der drei Krater schimmerten in geheimnisvollem Blaugrün. Aber an diesem Flug und dem kleinen luxuriösen Flugzeug war nichts normal.
Den Champagner, den der Steward ihr anbot, lehnte Paige dankend ab. Dann blätterte sie in einer der Modezeitschriften, die er ihr gebracht hatte. Aber sie konnte sich nicht konzentrieren und legte sie wieder weg. Aus dem Augenwinkel sah sie Marc. Er saß auf der anderen Seite des Gangs und sortierte Papiere. Seine Hände gefielen ihr. Wie es sich wohl anfühlen würde, wenn er sie damit …
Stopp, Paige!, befahl eine innere Stimme, und sie richtete den Blick wieder starr geradeaus.
Wie hatte sie dieser Reise nur zustimmen können? War sie von allen guten Geistern verlassen? Nein, sie hatte nur nachgegeben. Weil Juliette es sich gewünscht hatte und weil es schwer war, Marcs Willen zu widerstehen.
Wieder blickte sie verstohlen zu ihm hinüber. Jetzt war er in die Lektüre eines Dokuments vertieft. Paige bewunderte sein markantes Profil. Doch die Arroganz und die Unnachgiebigkeit, die er ausstrahlte, machten ihr Angst.
Wer sich Marc zum Feind machte, hatte sicher nichts zu lachen.
Schließlich riss sie sich von seinem Anblick los und sah aus dem Fenster. Der Schatten des Flugzeugs glitt über die grüne Landschaft. Sherrys Abschiedsworte fielen ihr ein. Während Marc
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