BIANCA EXKLUSIV Band 0181
Juliette hatte sich auf der Insel gelangweilt und Marc in den letzten Jahren nicht mehr dorthin begleitet. Fest entschlossen, sich nicht weiter von Marcs Attraktivität ablenken zu lassen, konzentrierte sich Paige auf die Aussicht. Aber sie konnte den Mann neben sich nicht ignorieren.
Es geht ihm nur um Sex, erinnerte sie sich. Und er hat seine Frau betrogen wie mein Vater. Außerdem wäre es Verrat an meiner Freundschaft zu Juliette, wenn ich mich mit ihm einließe.
Was ist, wenn ich mich in ihn verliebe?
Das lass lieber bleiben, sagte sie sich. Wahrscheinlich gab es irgendwo auf der Welt noch Männer, die etwas von Liebe und Treue hielten, aber sie kannte keinen. Am besten, man blieb allein und unabhängig. Dann konnte einen niemand verletzen. Paige presste die Lippen zusammen und beobachtete, wie kurz nacheinander zwei kleine Badeorte unter den Tragflächen vorbeiglitten.
„Das waren die Dörfer Paihia und Russell“, erklärte Marc. „Gleich setzen wir zum Landeanflug auf Kerikeri an. Die Insel erkennst du an ihren vielen Obstplantagen und Weinbergen.“
Im nächsten Moment überflogen sie eine Landschaft, die aussah wie ein Schachbrett. Panik überwältigte Paige. Sie schloss die Augen und schluckte. Worauf hatte sie sich nur eingelassen?
Marc nahm ihre Hand. „Keine Sorge, Paige.“ Seine tiefe Stimme blieb ganz ruhig. „Wir landen jetzt, das ist alles.“
Sie kam sich vor wie ein Dummkopf, entzog ihm jedoch ihre Hand nicht. Wie war es nur möglich, dass sein fester Griff sich so tröstlich anfühlte und ihr gleichzeitig elektrische Stromstöße zu versetzen schien?
„Wir sind da. Dies ist der Flughafen Kerikeri.“ Marc wies aus dem Fenster. „Dort drüben steht unser Hubschrauber. Mit dem geht es gleich weiter.“
Paige schluckte. Sie hatte immer gewusst, dass er reich war. Das Medaillon, das er ihr geschenkt hatte, war außergewöhnlich kostbar. Er besaß überall auf der Welt Häuser, und weil er gern für sich war, hatte er mehrere Inseln gekauft. Sogar seine lässige Freizeitkleidung wirkte sehr teuer. Trotzdem machte erst seine Art, sich einfach nach Bedarf Flugzeuge zu chartern, so richtig deutlich, wie groß der Unterschied zwischen ihnen war. Sie senkte den Blick und betrachtete ihre verblichenen Jeans.
Ich bin nur hier, um Juliettes Andenken abzuholen, dachte sie. Marc wird morgen schon wieder geschäftlich unterwegs sein. Und ich werde nach einer herrlichen, einsamen Woche in einer wunderschönen Umgebung zurück nach Hause fliegen.
Und ihn nie wiedersehen.
Während die Maschine mit einem leichten Ruck landete und ausrollte, stellte Paige ihm die Frage, die ihr seit dem Morgen nicht aus dem Kopf gegangen war. „Wieso hast du heute Morgen gewusst, wo ich bin? Sherry sagte, dass sie dir nur ungefähre Angaben machen konnte, und ich gehe nicht immer den gleichen Weg.“
Marc sah sie gelassen an. „Ich habe dich überprüfen lassen. Mein Privatdetektiv berichtete, dass du die Hunde ausführst und dich fast immer an dieselbe Route zwischen den Parks und dem Fluss hältst.“
Paige kochte vor Zorn. „Wie konntest du es wagen! Das ist eine Unverschämtheit!“
„Betrachte es einfach als eine Marotte“, erwiderte er höflich. „Natürlich hätte ich es mir sparen können, wenn du mir freiwillig erzählt hättest, was ich wissen wollte. Aber du hast auf meine Fragen sehr verschlossen reagiert. Eine Auster ist nichts dagegen.“ Es schien ihn zu amüsieren. „Wenn ich mich auf deine Auskünfte verlassen hätte, wüsste ich zum Beispiel sicher nicht, dass du deinen Job verloren hast, weil du nicht mit dem Chef ins Bett wolltest.“
„Woher …?“ Sie errötete. „Jetzt sag bloß nicht: ‚Das habe ich dir doch gerade gesagt.‘“
„Okay, dann nicht. Ich wette, er fragt sich heute noch, welcher Teufel ihn geritten hat, als er versuchte, dich mit Gewalt in sein Bett zu holen.“
„So weit ist es nicht gekommen“, erklärte sie verächtlich. „Ich habe ihn gleich, als er mich das erste Mal begrapscht hatte, gewarnt, dass ich ihn wegen sexueller Belästigung anzeigen würde, wenn er es wieder versuchen sollte.“ Sie hatte sich noch wochenlang wie beschmutzt gefühlt, so sehr hatte sie sich vor ihm geekelt.
„Also hat er dich entlassen?“
„Meine Stelle wurde gestrichen. Wer zuletzt kommt, fliegt als Erstes. Ehrlich gesagt war ich froh, dass ich gehen konnte.“
Allerdings hatte sie nicht geahnt, wie schwer es werden würde, einen anderen Job zu finden. Sonst hätte sie
Weitere Kostenlose Bücher