BIANCA EXKLUSIV Band 0181
Gesicht wirkte, als sie sich ihm jetzt zuwandte.
Marc musterte sie herausfordernd. Sie errötete und schluckte. Dann befeuchtete sie sich die trockenen Lippen. Ja, dachte er zufrieden, sie will mich.
„In Kerikeri. Das ist der nächste Flughafen von Arohanui aus.“
Paige sah wieder aus dem Fenster. Jetzt war sie sicher, dass Marc wusste, wie sehr sie ihn begehrte. In dem kurzen Moment zwischen Schlafen und Wachen hatte sie sich verraten. Und er hatte sie verächtlich und kalt angesehen.
Juliette hatte ihr damals erzählt, dass sich viele Frauen an Marc heranmachten und alles taten, um ihn einzufangen. Sie sandten ihm unterschwellige Botschaften, wenn sie mit ihm sprachen, und umgarnten ihn, wo sie nur konnten. Und sie hatte ihr gesagt, wie sehr er die Frauen dafür verachtete, ja, sie ekelten ihn regelrecht an.
Paige richtete sich stolz auf und presste die Lippen zusammen. Jetzt glaubte er also, dass sie auch so eine war. Leicht zu haben und auf ein erotisches Abenteuer aus.
Marc deutete an ihr vorbei aus dem Fenster. „Wir fliegen eine Kurve über der Bucht der Inseln. Da hinten kannst du jetzt Arohanui sehen.“
Paige wurde schmerzlich bewusst, wie sehr er darauf achtete, sie nicht zu berühren. Sie blickte hinaus.
Geformt wie ein großes Herz, lag die Insel inmitten der glitzernden See. An den felsigen Ufern schäumte weiß die Gischt, weiter draußen schimmerte das Wasser in einem geheimnisvollen Blaugrün. Überall waren Inseln und Inselchen zu sehen. Manche waren mit Gestrüpp überwachsen und eher dunkelgrün, andere trugen kurzes Gras wie Weideland und wirkten heller. An den flachen Küsten lagen gleißend weiße Strände.
„Ich habe gehört, dass der Name Arohanui ‚große Liebe‘ bedeutet“, sagte Paige. „Heißt die Insel so wegen ihrer Form?“ Entsetzt, weil ihre Stimme tief und einschmeichelnd klang, räusperte sie sich und drehte den Kopf noch weiter zum Fenster.
„Es stimmt, dass der Name ‚große Liebe‘ bedeutet, aber er geht nicht auf die Herzform zurück, sondern auf eine Legende der Maoris von zwei unglücklichen Liebenden“, antwortete Marc trocken.
„Sie sieht herrlich aus. Natürlich habe ich Fotos gesehen, aber ich hätte nicht gedacht, dass es in der Bucht so viele Inseln gibt.“
„Über hundertfünfzig, wenn man auch die allerkleinsten mitzählt. Warst du noch nie hier?“
„Nein. Wir sind immer auf die Fidschi-Inseln oder an die australische Goldküste in Urlaub gefahren.“
„Mein Vater ist auf Arohanui geboren. Er liebte die Insel. Meine Mutter findet sie zu primitiv und abgelegen. Sie mag die Natur lieber etwas zahmer und zivilisierter.“
Paige erinnerte sich noch gut an seine Mutter. Sie war eine kultivierte Frau mit der Eleganz und natürlichen Grazie der Französin und hatte sich ausgezeichnet mit Juliette verstanden.
„Meine Mutter behauptet, sie hätte immer gewusst, dass die Insel ihr eines Tages den Mann nehmen würde. Er wollte Touristen helfen, die in Seenot geraten waren. Diese Idioten sind fischen gefahren, ohne vorher den Wetterbericht zu hören oder Schwimmwesten und Leuchtraketen mitzunehmen. Sie sind alle ertrunken.“
„Das tut mir leid.“
Marc zuckte die Schultern. „Mein Vater liebte das Risiko. Bestimmt ist er lieber so gestorben, als allmählich alt und schwach zu werden.“
Nachdenklich sah Paige ihn an. Marc war viel zu verantwortungsbewusst, um für ein bisschen Spannung waghalsige Extratouren zu unternehmen. Irgendwie tröstete sie das. Sie wandte sich wieder ab und sah aus dem Fenster. Die vielen Täler und Schluchten Arohanuis waren mit Wald bedeckt. Nur an einer Stelle standen weitläufige Gebäude, umgeben von großzügigen Gartenanlagen. Offenbar hatte es vor Kurzem geregnet, denn die ganze Insel funkelte in den klarsten, strahlendsten Farben.
„Es sieht geheimnisvoll aus“, sagte sie leise. „Wie verzaubert. Als würden hier die normalen Regeln des Alltags nicht gelten.“
„Ja, das ist der Reiz der Inseln. Sie locken uns mit ihrer exotischen Schönheit auf neues, vielleicht verbotenes Terrain.“
Sein Ton war sachlich, und doch wirkten seine Worte wie eine Herausforderung auf Paige. Kommt gar nicht infrage, befahl sie sich insgeheim und unterdrückte den Anflug von Abenteuerlust, den sie bei dem Gedanken verspürte.
„Ich dachte, du wärst lieber in Paris“, lenkte sie ab.
„Das stimmt, ich liebe Paris. London und New York gefallen mir auch. Aber Arohanui ist meine Heimat.“
Erstaunt sah sie ihn an.
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