BIANCA EXKLUSIV Band 0181
ein, zwei Dinge und ein paar Unterschriften von dir habe ich alles abschließen können. Wir haben es also bald geschafft. Bis nachher.“
Marc legte auf. Stirnrunzelnd beobachtete er die einsame Gestalt am Strand. Fancy hatte sich Paige angeschlossen. Die beiden hoben sich dunkel vor dem Hintergrund der untergehenden Sonne und dem glutrot gefärbten Meer ab.
Er brauchte nur wenige Sekunden, um den Computer herunterzufahren und auszuschalten. Gleichzeitig legte er die Papiere zurecht, die er später am Abend für seinen täglichen Anruf im Londoner Büro brauchen würde.
Dann trat er aufatmend vor die Tür. Die Luft war warm und weich. Es roch intensiv nach Erde und üppigen Pflanzen. Hinter den Bergen ging gerade der Mond auf.
Paige stand aufrecht am Wasser und beobachtete den Sonnenuntergang. Während Marc sich leise näherte, bückte sie sich, hob einen Stein auf und warf ihn flach über das Wasser. Er hüpfte fünf Mal, ehe er versank.
„Das hast du geübt.“
Paige zuckte zusammen. Es gelang ihr zwar, sich nicht sofort umzudrehen und ihm um den Hals zu fallen, aber ihre Stimme klang atemlos. „Stimmt. Ungefähr drei Monate lang, als ich zehn war.“
„Dann warst du nicht die Einzige.“ Er wanderte ein Stückchen den Strand entlang, Fancy heftete sich an seine Fersen. „Mein Vater hat es mir hier an diesem Strand beigebracht.“ Er hob einen flachen Stein auf und warf. Gemeinsam sahen sie zu, wie er sechs Mal sprang.
„Fasst du eigentlich alles als Wettbewerb auf?“
Er zuckte die Schultern. „Ich habe nicht absichtlich versucht, weiter zu werfen als du, aber ich gebe zu, dass ich sehr wettbewerbsorientiert erzogen wurde.“
Paige hielt den Atem an. Er war so verschlossen, dass sie nicht wusste, ob sie ihn etwas Persönliches fragen konnte. Zum Beispiel, was für ein Mensch sein Vater gewesen war und ob er seinem Sohn auch seine weichere Seite gezeigt hatte.
„Hat dein Vater dir einen Vorsprung eingeräumt, solange du klein warst?“, fragte sie schließlich.
„Nie. Er hat immer auf Sieg gespielt. Sogar als er mir das Schachspiel beibrachte, und da war ich erst vier.“
Die Vorstellung, dass ein Vater entschlossen war, gegen einen Vierjährigen zu gewinnen, ging ihr sehr nahe.„Sicher war er ein schlechter Verlierer.“
Marc lachte. „Seine erste Niederlage gegen mich kam ihn hart an, aber ich hörte später, wie er vor seinen Freunden damit angab. Er war stolz auf mich.“
„Ah ja“, sagte sie leise. „Das war sicher einer jener außergewöhnlichen Momente. Wie die Erkenntnis, dass du selbst die Kontrolle hast und nicht das Fahrrad.“
„Ja, genau.“
Eine Weile lang gingen sie schweigend nebeneinander her. Dann wies Paige auf den roten Streifen am Horizont, den die untergehende Sonne hinterlassen hatte. „Ich kann es dir nachfühlen, dass du diesen Ort als deine Heimat betrachtest. Es ist einfach überwältigend schön hier.“
Und sie würde sich sicher vor Sehnsucht nach diesem Fleckchen Erde – und nach seinem Besitzer – verzehren.
„Ja, ich finde es auch unvergleichlich schön hier.“ Dann lächelte er. „Wenn wir Rose Oliver nicht verärgern wollen, müssen wir umkehren.“
Damit beendete er höflich, aber unwiderruflich das Gespräch. War es ihm zu persönlich geworden? Die Absage verletzte Paige, aber sie ließ es sich nicht anmerken.
„Okay. Dann gehe ich mich umziehen“, sagte sie gelassen.
Sie schlüpfte eben in einen einfachen Rock und ein ärmelloses beigefarbenes Top, als sie den Hubschrauber zurückkommen hörte. Ob Besuch kam? Wie schade. Aber sie hatte nicht das Recht, sich zu beschweren. Sie bürstete sich in Ruhe das Haar und legte etwas Make-up auf, ehe sie zum Esszimmer ging. Vor der Tür atmete sie tief durch und straffte sich. Stimmen drangen durch die geschlossene Tür. Ihr wurde eiskalt, als sie sie erkannte.
Paige drückte die Klinke hinunter und betrat den Raum.
Marc und Lauren standen dicht nebeneinander und betrachteten den roten Himmel über dem Meer. Obwohl sie sich nicht berührten, wirkten sie sehr vertraut. Ihr Schweigen drückte völliges Einverständnis und große Nähe aus.
Ein stechender Schmerz durchfuhr Paige. Er hat mich belogen, dachte sie verzweifelt. Genau wie ich hat Juliette die Intimität zwischen den beiden bemerkt. Deshalb war sie also so sicher, dass ihr Mann sie betrog.
Paige hatte nicht erwartet, dass Marc ihr treu sein würde, aber sie hatte ihm geglaubt, dass er und Lauren keine Liebesbeziehung hätten. Und
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