BIANCA EXKLUSIV Band 0187
sie sogleich schließen will?“
„Wer weiß.“ Die Frau nahm einen der fertigen Kränze in die Hand und prüfte ihn, ehe sie ihn wieder weglegte. „Vielleicht hat man ihn hereingelegt, obwohl er nicht so wirkt, als könnte ihm das passieren. Aber es geht uns nichts an. Heute Abend musst du ganz besonders gut tanzen, Alli.“ Sie drehte sich um und verschwand.
Die beiden blickten hinter der Frau her. Sie war Witwe und arbeitete in der Ferienanlage, um die Schule für ihre drei Söhne bezahlen zu können.
„Es wäre eine Katastrophe für Valanu, wenn die Anlage geschlossen würde“, sagte Alli.
„Dann können wir nur hoffen, dass der neue Besitzer von dir begeistert ist und du nett zu ihm bist“, scherzte Sisilu und verzog das Gesicht. „Vielleicht kannst du ihn dazu bringen, eine für uns positive Entscheidung zu treffen.“
Als Alli sich am Abend für den Auftritt umzog, erinnerte sie sich an Sisilus Bemerkung. Die Freundin war beunruhigt, das war Alli klar. Der Mann, der für die Unruhe in ihrer aller Leben verantwortlich war, war zum Essen nicht in das Restaurant gekommen. Doch er würde sich wahrscheinlich die Aufführung von der großen Terrasse aus ansehen. Die jungen Tänzerinnen, die mit Alli in dem Umkleideraum waren, waren außergewöhnlich still. Es hatte sich schon herumgesprochen, dass die Anlage von der Schließung bedroht war.
„Er ist da. Konzentriert euch bitte“, forderte die Leiterin der Tanzgruppe die Frauen auf, während das Publikum nach dem traditionellen Tanz der Männer begeistert applaudierte. „Alli, du siehst gut aus. Die cremefarbenen Frangipani passen gut zu deiner Haut und dem rötlichen Haar“, fügte sie mit freundlicher Miene hinzu.
Das ist auch das Einzige, was ich von meiner Mutter geerbt habe, dachte Alli. Kurz nach dem Tod ihres Vaters hatte sie die Heiratsurkunde mit einem Foto ihrer Eltern gefunden. Ihr Vater wirkte darauf stolz und glücklich, und die junge Frau an seiner Seite lachte. Doch abgesehen von der Haarfarbe hatte Alli keine Ähnlichkeit mit ihrer Mutter.
Der Heiratsurkunde und dem Foto waren die Scheidungsurkunde und ein Zeitungsausschnitt beigefügt gewesen. Daraus ging hervor, dass ihre Mutter ein Jahr später wieder geheiratet hatte.
Als der Trommelwirbel verklang, stellten sich die Tänzerinnen in einer Reihe auf. Alli zog das unbequeme Oberteil zurecht und stimmte ein traditionelles Liebeslied an. Die anderen Tänzerinnen fielen in den Gesang ein, und alle liefen auf die Bühne.
Die jungen Frauen sind Amateurinnen, aber sie sind gut, dachte Slade. Er hielt sich absichtlich im Hintergrund. Die Oberteile aus halben Kokosnussschalen gefielen ihm jedoch nicht. Wenn er sich entschloss, die Anlage weiterzuführen, mussten die Tänzerinnen etwas anderes tragen.
Dem Publikum schien es egal zu sein, was die Frauen anhatten. Er verzog spöttisch die Lippen, während er die Leute beobachtete, die offenbar begeistert waren.
Wie leicht kann man die Menschen zufrieden stellen, man braucht ihnen nur Liebeslieder und schöne junge Frauen zu präsentieren, die sich anmutig und verführerisch bewegen, Blumenkränze im Haar haben und beim Lächeln strahlend weiße Zähne zeigen, dachte er spöttisch.
Dann musterte er die Tänzerinnen genauer. Immer wieder fiel sein Blick auf Alli Pierce. Die Detektivin, die er mit den Nachforschungen beauftragt hatte, war mit einem Foto zurückgekommen. Darauf hatte Alli jung und fröhlich ausgesehen. Das Foto wurde ihr jedoch nicht gerecht, es sagte nichts aus über die Persönlichkeit. Alli war eine sehr schöne junge Frau mit einer sinnlichen Ausstrahlung, goldbraunen Augen, verführerischen Lippen und hohen Wangenknochen.
Obwohl sie sich geschmeidig bewegte und mit dem Blütenkranz im Haar unschuldig und verführerisch zugleich wirkte, wusste Slade, dass das alles nur Fassade war. Mit ihren gerade erst zwanzig Jahren hatte sich die schöne und sexy wirkende Alli Pierce offenbar für eine Karriere als Betrügerin entschieden.
Er ignorierte das Verlangen, das er plötzlich empfand, und dachte nach. Die Detektivin, die er auf die Insel geschickt hatte, hatte erfahren, dass Allis Vater mit ihr hergekommen war, als sie noch ein Baby gewesen war. Die Einheimischen waren der Meinung, sie hätte keine polynesischen Vorfahren.
„Aber man war mit Auskünften über ihren Vater sehr zurückhaltend“, hatte die Detektivin berichtet.
„Ich war der Meinung, Orte wie Valanu wären Brutstätten für Klatsch und Tratsch“,
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