BIANCA EXKLUSIV Band 0188
ernst, wie es ihm möglich war. Im nächsten Moment hielt er sie auch schon in seinen Armen. „Und zwar bis auf den letzten …“
Weiter kam er nicht, denn ehe er sich’s versah, liefen ihm dicke Tränen übers Gesicht, und vor Scham wäre er am liebsten im Erdboden versunken. Ein erwachsener Mann hatte seine Gefühle gefälligst im Griff, und vor allem weinte er nicht!
Als wäre die Situation nicht schon peinlich genug, fielen ihm ausgerechnet jetzt die Worte ein, mit denen Gabriella ihm in der vergangenen Nacht auf den Kopf zugesagt hatte, dass er seinem Glück selbst im Wege stand, weil er sich weigerte, erwachsen zu werden. Sollte sie am Ende auch damit recht behalten?
„Was tust du nur?“, fragte er mit erstickter Stimme und löste sich von Gabriella, um sich heimlich die Tränen abzuwischen.
Weil Gabriella nichts erwiderte, blickte er auf. Auch sie weinte bitterlich und bebte am ganzen Körper.
Max legte ihr behutsam den Arm um die Schultern und führte sie zurück zur Bank. Spätestens als Gabriella auf seinem Schoß saß, sah die Polizistin ein, dass sie störte, und verließ den Raum, ohne ein Wort zu verlieren.
„Du brauchst keine Angst mehr zu haben“, sagte Max tröstend und wischte Gabriella die Tränen aus dem Gesicht. „Der Spuk hat ein Ende.“
Erschöpft barg sie den Kopf an seiner Brust, und Max strich ihr zärtlich über den Rücken und konnte spüren, dass sich ihr Puls allmählich wieder normalisierte.
Einige Minuten lang genossen sie wortlos die wohltuende Nähe, bis Gabriella den Kopf hob und Max aus rot unterlaufenen Augen ansah. „Ich sehe doch bestimmt zum Fürchten aus.“
„Eher zum Anbeißen“, erwiderte er lächelnd und betrachtete ihr Gesicht mit einer Mischung aus Wehmut und Rührung, als ihm plötzlich die Wunde an ihrem Hals ins Augen stach.
Kaum berührte er sie vorsichtig, zuckte Gabriella zusammen. „Wehe, ich erwische den Kerl, der dir das angetan hat!“, drohte er.
„Ach, Max“, beschwichtigte Gabriella, „er ist doch noch ein halbes Kind und hat mehr Angst ausgestanden als ich.“
Max sah sie ungläubig an. „Sag bloß, du hast Mitleid mit dem Typen?“
Gabriella war mit einem Mal sehr nachdenklich geworden. „Irgendwie schon“, gab sie zu. „Und weißt du auch, warum? Weil er, ohne es zu wollen, eine Lawine losgetreten hat, die niemand mehr aufhalten konnte. Am wenigsten er selbst.“
Als wollte sie sich vergewissern, dass er ihr aufmerksam zuhörte, unterbrach sie sich und sah Max tief in die Augen. „Ihm ist das Ganze ähnlich über den Kopf gewachsen wie mir seinerzeit“, fuhr sie schließlich fort. „Als ich dich kennengelernt habe, wollte ich einfach nur in deiner Nähe sein. Dann wollte ich dich unbedingt küssen, um dir zu zeigen, wie viel du mir bedeutest. Doch schon bald reichte mir auch das nicht mehr, und darum habe ich alles darangesetzt, dich zu verführen. Wozu das geführt hat, brauche ich dir wohl nicht zu erklären.“
„Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst.“
„Wirklich nicht?“ Gabriellas Verwunderung darüber, dass Max der Vergleich nicht einleuchten wollte, war alles andere als gespielt. „Hast du dich nicht auch manchmal wie eine Geisel gefühlt?“, fragte sie rundheraus. „Meine Geisel?“
„Jetzt hör mir mal gut zu.“ Max war sichtlich aufgebracht. „Selbst wenn der Kerl noch ein halbes Kind ist, wie du sagst, ist er abgebrüht genug, einen Supermarkt auszurauben und einer wehrlosen Frau ein Messer an die Kehle zu setzen. So etwas nenne ich kriminell, und für Kriminelle kann ich beim besten Willen kein Mitleid aufbringen – erst recht nicht für das, was er dir angetan hat.“
„Das klingt ja fast, als hättest du dir Sorgen um mich gemacht“, erwiderte Gabriella gerührt.
„Sorgen?“ Max war regelrecht empört. „Ich bin fast verrückt geworden, solche Angst habe ich ausgestanden. Ich liebe dich doch!“
Das Lächeln, das eben noch in Gabriellas Gesicht gelegen hatte, erstarb schlagartig. „Was hast du gesagt?“, fragte sie ungläubig.
Sicherlich gab es für die Liebeserklärung eines verheirateten Mannes an seine Frau geeignetere Orte als das Vernehmungszimmer einer Polizeiwache – vor allem dann, wenn es die erste war, obwohl die Heirat zwei Jahre zurücklag.
Doch Max hatte diesen Moment viel zu lange vor sich hergeschoben, als dass er auf solche Nebensächlichkeiten Rücksicht nehmen konnte oder wollte.
„Ich liebe dich!“, wiederholte er und musste selbst zugeben, dass es
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