BIANCA EXKLUSIV Band 0188
Ohr, als er sie zum Abschied umarmte. „Wir sind immer für dich da, wenn du uns brauchst.“
Die Rückfahrt nach Vancouver ging äußerst schleppend voran, und Gabriella hatte Zeit, ihren Gedanken nachzuhängen. Rückblickend hielt sie es für äußerst unwahrscheinlich, dass ihr Vater der Farce, die Max und sie aufgeführt hatten, auch nur eine Sekunde lang Glauben geschenkt hatte. Doch aus Rücksicht auf seine Tochter hatte er sich nichts anmerken lassen und gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Würde er auf eine Scheidung ähnlich gelassen reagieren?
Es wäre besser gewesen, Gabriella hätte sich mehr auf den Verkehr konzentriert. Dann wäre ihr sicherlich nicht der Tumult entgangen, der sich nur wenige Meter von der roten Ampel entfernt abspielte, vor der sie angehalten hatte.
So aber versäumte sie es, rechtzeitig die Türen zu verriegeln. Und als plötzlich die Beifahrertür aufgerissen wurde und sich ein Unbekannter ins Auto drängelte, war es zu spät dazu.
Starr vor Schreck, spürte Gabriella das kalte Metall des Messers, das ihr ein junger Bursche von höchstens sechzehn Jahren an die Kehle hielt.
„Raus!“, brüllte er und blickte sich nervös um. Im Spiegel konnte Gabriella erkennen, dass sich eine Gruppe wild entschlossener Männer dem Auto näherte. Von fern war das Heulen von Sirenen zu hören.
Gabriella hatte durchaus verstanden, was der Bursche von ihr wollte. Und so verpfuscht ihr Leben derzeit auch war, sie war keinesfalls bereit, es für ein Stück Blech herzugeben – und mochte es noch so teuer gewesen sein.
Doch der Schmerz des dreifachen Abschieds hatte sie so sehr betäubt, dass sie nicht imstande war, die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen. Wie gelähmt saß sie hinter dem Steuer und nahm teilnahmslos zur Kenntnis, dass der junge Mann zunehmend nervöser wurde.
„Verdammt!“, fluchte er, „gib endlich Gas. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.“
„Wo soll’s denn hingehen?“, erkundigte sich Gabriella, als würde sie sich mit einer alten Freundin über deren Urlaubspläne unterhalten.
Der junge Mann sah sie einen Moment lang entgeistert an, bevor ihn die Sirenen wieder zur Besinnung brachten. „Du sollst losfahren!“, ordnete er unmissverständlich an und erhöhte den Druck auf die Klinge. „Das Ding hier ist kein Spielzeug.“
Wie in Trance legte Gabriella den Gang ein und drückte das Gaspedal durch. Der schwere Wagen setzte sich mit quietschenden Reifen in Bewegung und beschleunigte rasant.
10. KAPITEL
Die Besprechung zog sich länger hin als erwartet, und Max konnte sich von Minute zu Minute weniger auf die endlosen Zahlenreihen konzentrieren, über die sich er und seine europäischen Geschäftspartner nun seit mehreren Stunden beugten.
Sicher, es ging um ein Millionenprojekt, und er hatte viel Zeit und Geld in den Auftrag investiert. Trotzdem ertappte er sich immer wieder dabei, dass seine Gedanken zu Gabriella schweiften.
Der Abschied war ihm viel schwerer gefallen, als er es für möglich gehalten hätte, und die Zukunft schien plötzlich gar nicht mehr so rosig, wie er sie sich ausgemalt hatte.
So lange er denken konnte, war er in seinem Beruf aufgegangen. Wie viele andere hatte er ganz klein angefangen, doch er war einer der ganz Wenigen, die es bis an die Spitze geschafft hatten. Leidvoll schien sich nun das Sprichwort zu bewahrheiten, dass es dort oben sehr einsam war.
Sein Wohlstand gab ihm die Freiheit, tun und lassen zu können, was er wollte. Doch was nutzte ihm alles Geld der Welt, wenn er abends nach Hause kam und ihn niemand erwartete? Wirkliche Freunde hatte er schon längst keine mehr, und die einzige Person, die es noch interessierte, ob er seine Verabredungen einhielt, war die Sekretärin, die seinen Terminkalender führte.
Womit er beim nächsten Problem war. Welcher Teufel hatte ihn nur geritten, als er in Willows Vorschlag eingewilligt hatte, bis zum Monatsende in der Firma zu bleiben, um ihr Gehalt nicht fürs Nichtstun zu bekommen? Jedes Mal, wenn sie sich begegneten, würde sie ihn merken lassen, dass sie sich für unersetzlich hielt – nicht nur in beruflichen Dingen.
Wie aufs Stichwort öffnete sich die Tür, und Willow betrat das Konferenzzimmer. „Ich störe äußerst ungern“, flüsterte sie, als sie Max erreicht hatte. „Aber in deinem Büro wartet ein Polizist auf dich, der dich dringend sprechen will.“
„Ein Polizist?“ Max schrak auf, doch ein Blick in die Runde ließ ihn aufatmen. Keiner der Anwesenden
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