BIANCA EXKLUSIV Band 0188
widerstehen, sie in die Arme zu nehmen, um sie nie wieder loszulassen.
Doch Gabriella schien fast durch ihn hindurchzusehen, als sie zum Tisch ging und die festlich gedeckte Tafel betrachtete. Max hatte das eigenartige Gefühl, als wäre sie von einer unsichtbaren Mauer umgeben, die sie von ihrer Umwelt trennte – vor allem von ihm.
Ohne sie aus den Augen zu lassen, schenkte er Champagner ein und reichte Gabriella ein Glas. „Auf unser Wohl“, prostete er ihr zu und lächelte aufmunternd.
Mit mehr als bescheidenem Erfolg. Zwar stieß Gabriella mit ihm an, doch ohne ihn dabei anzusehen. „Du hast dir ja ganz schön viel Mühe gemacht“, sagte sie, anstatt seinen Toast zu erwidern.
„Für dich ist mir nichts zu mühsam“, erwiderte er liebevoll. „Auch wenn ich zugeben muss, dass ich es ziemlich spät gemerkt habe.“
Gabriella ließ den Blick einige Sekunden lang ruhelos umhergleiten, bis sie schließlich gedankenversunken ins Feuer sah.
„Willst du mir nicht sagen, was dich bedrückt, Liebling?“, fragte Max besorgt.
Sie zuckte gleichgültig die Schultern, bevor sie die Bombe platzen ließ. „Wolltest du nicht längst mit deinen Geschäftsfreunden auf dem Land sein?“
Allmählich begann Max zu dämmern, dass ihr Misstrauen alles andere als ausgeräumt war. „Wie käme ich dazu, meine Frau allein zu lassen, wenn sie mich dringend braucht?“
„Heute Morgen hätte ich dich gebraucht“, erwiderte sie, ohne Max eines Blickes zu würdigen.
Der Vorwurf traf Max mehr als hart, und doch konnte er nicht leugnen, dass er berechtigt war. „Seitdem hat sich manches geändert, Gabriella. Ich habe mich geändert.“
„So schnell ändert man sich nicht“, widersprach sie entschieden. „Und bevor du leichtfertig deine Firma vernachlässigst, solltest du dich vielleicht lieber um deine Gäste kümmern als um mich.“
„Soll das heißen, dass du lieber allein sein möchtest?“
„Ach, Max“, sagte sie leise, und ihre Selbstbeherrschung brach wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Doch erst als sie sich zu ihm umdrehte, konnte Max das Ausmaß ihrer Trauer erahnen. „Wenn ich es doch nur wüsste. Sicher bin ich mir nur, dass ich einen Abschied wie heute früh nicht noch einmal durchstehen kann.“
„Dann lass uns alles dafür tun, dass es nie wieder dazu kommt“, bat er sie eindringlich. „Wollen wir nicht die Vergangenheit endlich begraben und von vorn anfangen?“
„Haben wir das denn nicht schon versucht?“
Max sprang förmlich auf sie zu und umfasste ihr Gesicht. „Da wusste ich doch noch nicht, wie sehr ich dich liebe, Gabriella!“
„Wie gern würde ich dir glauben“, flehte sie unter Tränen. „Ich habe wahrlich lange genug darauf gewartet. Vielleicht zu lange“, setzte sie hinzu und machte sich von Max los. „Es kommt alles so plötzlich. Wer garantiert mir denn, dass du es dir nächste Woche, nächsten Monat oder nächstes Jahr nicht anders überlegst?“
„Niemand kann dir das garantieren, Gabriella!“, platzte er wütend heraus. „Eine Ehe ist schließlich kein Auto.“
„Das weiß ich selbst“, erwiderte sie bitter. „Trotzdem brauche ich die Sicherheit, dass ich mich auf dich verlassen kann. Es klingt vielleicht komisch, Max, aber die Entführung hatte auch ihr Gutes. Als der Junge mir das Messer an die Kehle gehalten hat, habe ich mich gefragt, warum ich keine Angst habe.
Weißt du, warum? Weil ich immer Angst habe, jedenfalls seit ich mit dir verheiratet bin. Und das ertrage ich nicht länger.“
Max war sich nicht sicher, ob er Gabriella wirklich verstanden hatte. Das Einzige, was er wusste, war, dass ihm ihre Argumentation ungefähr so fremd war wie die Modewelt, in der sie verkehrte.
„Was du nicht willst, weiß ich inzwischen ziemlich genau“, sagte er fordernd. „Wie wär’s, wenn du mir zur Abwechslung mal sagst, was du willst?“
Die Antwort kam prompter, als er gedacht hatte. „Ich will, dass du morgen mit deinen Geschäftsfreunden aufs Land fährst. Ich fliege, wie geplant, am Montag nach Tokio und von da aus nach Sydney, Mailand, Paris oder was weiß ich wohin.“
„Und was wird aus uns?“
„Das wird die Zukunft zeigen.“
„Soll das heißen, dass du uns aufgibst?“ War es ihr wirklich so gleichgültig, oder tat sie nur so? Am liebsten hätte er sie unter die kalte Dusche gestellt, um sie zur Besinnung zu bringen. Oder, noch besser, ihr endlich gezeigt, dass er sie liebte, statt es nur zu sagen.
„Im Gegenteil“, widersprach Gabriella.
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