BIANCA EXKLUSIV Band 0188
Schuld … sie glauben, sie haben gemacht etwas, das hat verursacht Christines Tod.“
„Das haben sie nicht.“ Molly gab die Antwort aus dem Schulbuch der Medizin. Niemanden traf eine Schuld, und darum wandten sich Schmerz, Zorn und Kummer nach innen. So war es bei ihr gewesen, bis sie das volle Gewicht der Tragödie auf ihren schmalen Schultern trug. Mit der Zeit hatte diese Bürde sie zermalmt. Als sie Jordan verließ, war sie gefühlsmäßig ein Wrack gewesen.
„Sie müssen sprechen mit jemanden, der verloren hat ein Kind auf die gleiche Weise“, fuhr Pierre fort. „Dieses Unglück sonst zerstört alle beide.“ Er stand auf, holte eine Geschäftskarte von der Registrierkasse und schrieb eine Telefonnummer auf die Rückseite.
Molly nahm die Karte entgegen, wusste jedoch nicht, ob sie wirklich mit ihnen telefonieren sollte.
„Bitte.“ Pierre legte seine Finger um ihre Hand und die Karte. „Nur jemand, der hat verloren ein Kind, kann verstehen ihren Schmerz.“
„Ich … weiß nicht, Pierre.“
Er sah ihr direkt in die Augen. „Gott wird Sie leiten. Sie machen sich keine Sorgen.“ Er brachte ihr eine Tüte mit Croissants und nahm keine Bezahlung an.
Molly ging und wusste nicht, was sie tun sollte. Wenn sie sich selbst oder Jordan nicht hatte helfen können, wie sollte sie da ein anderes gramgebeugtes Paar trösten?
Jordans Wagen parkte vor ihrem gemeinsamen Haus, das er offenbar nicht verkauft hatte. Es ermutigte sie, dass wenigstens dieser Teil ihrer Ehe noch existierte.
Sie kam jetzt zum ersten Mal zurück und war unsicher, ob sie klingeln oder einfach hineingehen sollte. Es war ihr Zuhause – oder war es zumindest einmal gewesen. Allerdings verlangte es die Höflichkeit zu klingeln.
Jordan brauchte ungewöhnlich lange, um an die Tür zu kommen. Er öffnete im Bademantel, seine Haare waren zerzaust, und er starrte sie an, als wäre sie ein Geist.
„Bevor du mir den Kopf abreißt – ich bringe ein Geschenk mit.“
„Hoffentlich etwas Anständiges.“ Er betrachtete die weiße Tüte.
„Pierres Croissants.“
Er lächelte und öffnete die Fliegengittertür. „Das ist anständig genug.“
Das Haus war, wie sie es verlassen hatte. Jetzt waren allerdings in jeder erdenklichen Ecke Blaupausen und Akten gestapelt.
„Offenbar bringst du deine Arbeit mit nach Hause“, bemerkte sie trocken.
„Hör mal, wenn du mir eine Predigt halten willst, kannst du gleich wieder gehen. Lass nur die Croissants da. Die habe ich dafür verdient, dass ich an die Tür gekommen bin.“
„Schon gut.“ Sie ging in die Küche voraus. Hier sah es auch nicht viel besser aus. Zum Glück wusste sie, wo Jordan den Kaffee aufbewahrte. Sie setzte den Wasserkessel auf und holte zwei schwarze Henkeltassen mit der silbernen Aufschrift „Larabee Construction“ herunter.
„Hey“,scherzte sie,„du bist groß eingestiegen. Wann hast du die Bleistifte aufgegeben und dich für Tassen entschieden?“
Er betrachtete sie finster und hatte offenbar nicht die Absicht, ihre Frage zu beantworten. Sie fand seine verdrießliche Stimmung amüsant. Sie wartete, bis der Kaffee durchgelaufen war, füllte seine Tasse, trug sie an den Tisch und setzte sich.
Er schlang zwei Croissants hinunter, bevor sie die Ihren überhaupt aus der Tüte hatte. Sein Appetit war ein gutes Zeichen.
Molly tastete sich vorsichtig an das Thema heran. „Dad hat mich gefragt, ob wir Gelegenheit hatten, miteinander zu sprechen.“
Er hörte zu essen auf und zog die Augen schmal zusammen.
„Hat er das aus einem bestimmten Grund gefragt?“
Er ließ sich Zeit mit einer Antwort, und sie drängte nicht.
Es klingelte wieder an der Tür. Jordan brummte etwas, stand auf und öffnete. Paul Phelps, sein Bauleiter, schlenderte lässig ins Haus und stockte, als er Molly sah. Auf seinem Gesicht erschien ein breites Grinsen.
„Molly! Wie schön, dich zu sehen!“ Er kam zu ihr und umarmte sie. „Dein Anblick tut meinen müden Augen gut.
Molly hatte Paul immer gemocht, der mehr ein Freund als ein Angestellter war. „Wie geht es der Familie?“, fragte sie.
„Brenda hat letztes Jahr noch ein Mädchen bekommen“, verkündete Paul stolz.
„Gratuliere.“
Er nahm sich einen Kaffee und wandte sich an ihren Mann. „Was ist mit deinem Arm passiert?“, fragte er und deutete auf die Schlinge.
„Nichts, was nicht mit der Zeit weggeht“, erwiderte Jordan. „Wenn hier schon eine Parade durchmarschiert, sollte ich mich anziehen.“ Er wirkte nicht erfreut,
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