BIANCA EXKLUSIV Band 0188
aber Molly war froh, eine Weile mit Paul allein zu sein.
„Wie ist es ihm ergangen?“, fragte sie, sobald Jordan den Raum verlassen hatte.
Paul zuckte die Schultern. „Besser, seit er letztes Jahr …“ Er stockte und sah sie schuldbewusst an. „Seit … na ja, du weißt schon, seit er sich nicht mehr selbst mit Arbeit rund um die Uhr umbringt.“
„Wenn man sich dieses Haus ansieht, dann hat er genau das getan.“
„Was ist mit seiner Schulter passiert?“, fragte Paul, und Molly hätte gern gewusst, ob das nicht nur ein Versuch war, das Thema zu wechseln.
„Er wurde angeschossen. Zwei Mal.“
„Angeschossen!“ Paul ließ beinahe seine Tasse fallen.
„Das ist eine lange Geschichte.“
„Länger, als wir Zeit für eine Erklärung haben“, sagte Jordan schroff und erschien in der Tür. An seinem frustrierten Blick erkannte Molly, dass er mit dem Anziehen allein nicht fertig wurde. Er brauchte Hilfe, aber sie bezweifelte, dass er darum bitten würde.
Paul blickte von einem zum anderen und stellte die Kaffeetasse auf die Theke. „Ihr zwei habt viel zu besprechen. War schön, dich wiederzusehen, Molly. Mach dich nicht wieder so rar, hörst du?“
Sie nickte und begleitete ihn an die Tür. Er wollte sichtlich schnell weg, aber sie hielt ihn zurück. „Was wollen alle vor mir verbergen?“
Paul sah unbehaglich drein. „Das solltest du Jordan fragen.“
Genau das hatte sie vor. Als sie in die Küche zurückkehrte, blickte ihr Mann ihr mit einer Mischung aus Entschlossenheit und Bedauern entgegen.
„Sag es mir!“, verlangte sie.
Er sah kurz weg. „Es gab noch einen Grund, aus dem ich nach Manukua kam. Erstens hatte dein Vater mich gebeten, dich nach Hause zu bringen.“
„Und?“
„Und zweitens …“ Er holte tief Luft. „Zweitens wollte ich dich um die Scheidung bitten.“
4. KAPITEL
Molly hatte das Gefühl, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen.
Scheidung!
Jordan war nach Manukua gekommen, um von ihr die Scheidung zu verlangen!
Seit Jeffs Tod hatte sie viel über Schmerz gelernt. Zuerst wurden die Sinne betäubt, um die unerträgliche Qual abzuwehren, die unweigerlich folgte. Erst später würde sie von der vollen Wirkung von Jordans Worten getroffen werden.
„Ich verstehe.“ Sie schloss die Augen. Und sie hatte einen gemeinsamen Urlaub auf einer tropischen Insel vorgeschlagen! „Du hättest schon früher etwas sagen können, bevor ich mich zum Narren gemacht habe.“
„Wenn sich jemand zum Narren gemacht hat, bin ich es.“
„Kein Wunder, dass du es mit der Rückkehr in die Staaten so eilig gehabt hast.“ Jetzt ergab alles einen Sinn.
„Ich wollte nicht so damit herausplatzen.“ Er ließ die Schultern hängen.
„Ich bin froh, dass du es getan hast. Lieber Himmel, wer weiß, wie lange ich mich noch wie ein Esel aufgeführt hätte! Mein Vater weiß Bescheid?“ Eine Antwort war unnötig. Und Paul war ebenfalls eingeweiht. Das erklärte seine Verlegenheit und seinen hastigen Aufbruch.
„Ich weiß, was du denkst“, sagte Jordan leise.
„Wohl kaum.“ Wie konnte er, wenn sie es selbst nicht wusste?
„Du denkst daran, was sich zwischen uns in dem Vorratsraum abgespielt hat.“ Er presste die Lippen aufeinander. „Wenn du nach einer Entschuldigung suchst, ich kann dir keine bieten. Es ist eben passiert. Es hätte nicht dazu kommen sollen, aber es ist so, und es tut mir nicht leid.“
„Das war sicher eine sonderbare Art, sich zu verabschieden.“ Sie lachte kurz auf. „Ich … ich bedaure es auch nicht.“
„Ich wollte dir nicht wehtun.“
„Ich weiß.“ Ihre Füße fühlten sich schwer wie Betonblöcke an. Es kostete sie eine unglaubliche Anstrengung, zur Haustür zu gehen. Sie erstarrte, als sie die Erkenntnis traf. „Du hast eine andere Frau kennengelernt, nicht wahr?“
Er antwortete erst, als sie sich zu ihm umdrehte und ihm fest in die Augen sah. „Lesley Walker.“
Der Name löste bei ihr eine Erinnerung aus. „Die Architektin?“
„Wir haben im letzten Jahr oft zusammengearbeitet.“
„Sie muss etwas Besonderes sein.“ Andernfalls würde Jordan sie nicht lieben.
„Verdammt!“ Er ballte die gesunde Hand zur Faust. „Du brauchst nicht so verständnisvoll zu sein. Ich hätte es dir gleich zu Beginn sagen sollen. Stattdessen habe ich dich in dem Glauben gelassen, es gäbe eine Chance für uns. Du hast das Recht, wütend zu sei. Wirf etwas!“ Er griff nach einer leeren Vase. „Dann fühlst du dich besser.“
Sie
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