BIANCA EXKLUSIV Band 0188
die Beine übereinander. „Du sollst nicht das Gefühl haben, ich hätte dich irgendwie betrogen.“
„Darüber brauche ich mir bei dir keine Sorgen zu machen. Du warst äußerst großzügig. Warum belassen wir es nicht dabei?“
„Meinst du das ernst?“
„Selbstverständlich.“
Larry erinnerte sich an kein anderes Paar, das so umeinander besorgt gewesen war. Er suchte in der Akte nach einem Anhaltspunkt, was zwischen zwei so anständigen Menschen schiefgelaufen war.
„Kinder sind hier nicht betroffen“, sagte er mehr zu sich selbst.
„Keine Kinder“, antwortete Jordan, obwohl es gar keine Frage gewesen war.
„Wir hatten ein Kind“, fügte Mrs. Larabee hinzu. „Einen Sohn. Er starb den Krippentod. Sein Name war Jeffrey.“
Jordan schwieg.
Larry machte sich eine Notiz. Jetzt passte alles zusammen. Die Scheidung kam nicht aus den üblichen Gründen, sondern hatte ihre Wurzeln in Trauer.
Molly Larabee unterbrach seine Gedanken. „Muss ich etwas unterschreiben?“
„Ja, natürlich.“ Larry reichte ihr die Papiere und einen Stift. „Ich reiche diese Unterlagen noch heute Nachmittag ein. Die Scheidung wird dann in sechzig Tagen rechtskräftig.“
„So bald?, fragte Jordan.
„So spät?“, fragte seine Frau.
Larry betrachtete das Paar vor seinem Schreibtisch. Im Lauf der Jahre hatte er viele Eheleute gesehen, die einander buchstäblich hassten, wenn sie die Papiere unterschrieben. Es war verwirrend, zwei Leute zu repräsentieren, die einander noch immer aus tiefstem Herzen liebten.
Nach dem Treffen mit dem Anwalt erschien es Molly passend, unter einer Trauerweide zu sitzen. Sie hatte nicht damit gerechnet, wie aufwühlend es sein würde. Sie war dankbar, dass ihr Vater an diesem Nachmittag nicht hier war, weil sie allein sein musste, um ihre Gefühle zu ordnen.
Sie wartete auf Tränen, die sich jedoch nicht einstellten. Wie konnte sie um eine Ehe weinen, die seit Jahren nicht mehr existierte?
Die dünnen Zweige der Trauerweide schwankten im Wind. Den Rücken gegen den Baumstamm gelehnt, betrachtete sie den sorgfältig gepflegten Garten, der die Freude und der Stolz ihrer Mutter gewesen war. Doch ihre Mutter war tot – wie Jeff und ihre Ehe.
Molly hatte über Lesley Walker diskrete Erkundigungen eingezogen, die ausnahmslos positiv waren. Lesley war eine talentierte Architektin mit einer viel versprechenden Zukunft. Sie war jung, energisch und beliebt. So schwer es für sie auch zu verkraften war, aber Lesley war genau der Typ von Ehefrau, den Jordan brauchte.
Dieses Eingeständnis verursachte einen heftigen Schmerz. Ein Kloß bildete sich in ihrer Kehle, und die Tränen flossen.
„Ich dachte mir schon, dass ich dich hier finde.“ Die Stimme ihres Vaters erklang hinter ihr.
Sie wischte sich hastig über das Gesicht. „Du wolltest doch heute Nachmittag weggehen.“
„Ich war auch weg.“ Ian Houghton setzte sich umständlich neben ihr ins Gras. Mit seinem teuren italienischen Anzug wirkte er fehl am Platz. „Aber dann dachte ich mir, dass du ein wenig deprimiert sein würdest, nachdem du die Papiere unterschrieben hast.“
„Es geht mir gut.“
Er reichte ihr sein weißes Taschentuch. „Das sehe ich.“ Er legte den Arm um ihre Schultern und stützte das Kinn auf ihren Kopf. „Als kleines Mädchen bist du immer hierher gekommen. Der Gärtner rät mir seit Jahren, ich sollte diesen alten Baum fällen lassen. Aber ich habe es nie übers Herz gebracht, weil ich weiß, wie sehr du ihn liebst.“
„Ich bin froh, dass du es nicht getan hast.“
„Es ist nicht alles so trist, wie es jetzt erscheint, Kleines. Eines Tages wirst du zurückblicken, und dann wird es lange nicht mehr so schmerzen.“
Ihr Vater hatte nach Jeffs Tod ähnliche Worte benutzt, doch es stimmte nicht. Der Schmerz ging nicht weg.
„Wäre es dir lieber, Jordan wäre kein Teil deines Lebens gewesen?“
Im ersten Moment wollte sie sagen, sie wünschte, Jordan nie getroffen, ihn nie geliebt und nie seinen Sohn zur Welt gebracht zu habe. Doch das wäre eine Lüge gewesen. Jordan war ihre erste und einzige Liebe, und wie konnte sie es bereuen, Jeff bekommen zu haben? Sie konnte sich nicht selbst belügen.
Sie hatte Jordan gegenüber versagt, und er hatte ihr gegenüber versagt. Bei der Zerstörung ihrer Ehe waren sie einander ebenbürtig gewesen.
„Ich werde mir ein Apartment suchen“, erklärte sie entschlossen.
„Keine Eile“, versicherte ihr Vater hastig.
„Es ist Zeit, dass ich mein Leben
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