BIANCA EXKLUSIV Band 0188
willkommen zu heißen. Doch er konnte sich nicht rühren. Und dabei wollte er nichts weiter, als sie berühren, sie an sich ziehen. Er wollte nur bei ihr sein und die restliche Welt ausschließen. Und er wusste, in ihren Armen würde er die wahre Zuflucht finden.
4. KAPITEL
Endlich konnte sich Mac im Traum bewegen. Er streckte sehnsüchtig die Hand nach Sean aus. Sie lächelte ihn an, aus ihren Augen strahlte sanftes Verlangen. Und er hörte ein einziges klares Wort: „Charles.“
Seine Finger schlossen sich um Luft, und das warme Gefühl von Zugehörigkeit wurde durch eine Kälte ersetzt, die ihn frösteln ließ. Und mit dem nächsten Herzschlag wachte er auf.
Mac lag in dem riesigen Bett … allein. Allein wie er immer in seinem Leben gewesen war. Aber im Ausklang des Traumes fühlte er eine so tiefe Einsamkeit und Verlassenheit, wie er sie bisher noch nie empfunden hatte.
Unglaublich, dass eine Frau in einem Traum ihn tiefer berührt hatte als viele Frauen aus Fleisch und Blut in seinem Leben. Mac lächelte gequält.
Frauen. Natürlich hatte es Frauen in seinem Leben gegeben. Aber er konnte sich an keine einzige erinnern. Die Gesichter aller verschwammen in seiner Erinnerung. Keine war wichtig für ihn gewesen. Bei keiner war er länger geblieben. Er hatte sich dagegen gesperrt, dass eine von ihnen ein Teil von ihm werden könnte … oder ein Teil seines Lebens.
Die Leuchtziffer der Uhr neben dem Bett zeigte zehn. Mac hatte keine Ahnung, ob es morgens oder abends war, ob er Stunden oder sogar Tage geschlafen hatte. Er warf die Decke zurück. Für einen Moment saß er auf der Bettkante und lauschte. Kein Laut war zu hören. Langsam erhob er sich und zog einen Vorhang vor dem großen Panoramafenster zurück.
Es war Abend, mit einem Mond, der voll und rund am dunklen Himmel hing. Sein silbernes Licht spiegelte sich im schwarzen Wasser unter den Klippen, auf denen das Haus stand. In weiter Ferne sah er einen Lichthof in der Nacht, wahrscheinlich die Skyline von Seattle. Es wirkte so weit weg, wie aus einer anderen Welt.
Eine andere Welt. Was er wollte, war ein anderes Leben, und was er aus einem Impuls heraus und im leicht trunkenen Zustand angefangen hatte, verfestigte sich. Charles Elliotts Frau hielt ihn für ihren Ehemann. Sean Elliott hatte ihn wütend, frustriert angesehen, aber ohne jedes Misstrauen. Mac versuchte, die Endgültigkeit seines Tuns zu verarbeiten.
Mackenzie Gerard war auf einer Straße in Seattle während eines Unwetters ums Leben gekommen. Sein Leben war so anonym ausgelöscht worden, wie er gelebt hatte. Und er würde Charles Elliotts Leben mit beiden Händen packen. Mac schloss die Augen und atmete tief aus. Charles Elliott war zu Hause. Charles Elliott lebte. Charles Elliott hatte zwar Probleme mit seiner Frau, aber die Probleme in dieser Ehe machten alles leichter. Sie schufen ihm eine schützende Pufferzone. Es wurde von ihm nicht erwartet, der liebende Ehemann zu sein.
Charles Elliott war ein sehr glücklicher Mensch.
Er blickte sich in dem in Mondlicht getauchten Zimmer um. Zunächst einmal würde er also hier schlafen. Als Erstes wollte er sich im Haus umsehen, um sich orientieren zu können, um sich mit Charles Elliotts Welt vertraut zu machen. Es war Abend. Da standen die Chancen gut, niemanden zu treffen.
Sean saß schon lange am Computer, entschlossen, im Labyrinth der Unternehmenszweige dem Weg der verschwundenen Gelder nachzuspüren. Irgendwohin war ein Riesenvermögen einfach versickert, wie Wasser durch ein feines Sieb. Während sie auf die Zahlenreihen des Monitors starrte, ahnte sie, dass sie nicht mehr allein war. Langsam drehte sie sich um.
Wie erwartet, war es Charles, und doch zuckte sie zusammen, als sie ihn erblickte. Mit welchem Recht sah er so entspannt und sexy aus? Sein dunkles Haar schien er gerade sorglos mit den Fingern zurückgekämmt zu haben. Stoppeln legten dunkle Schatten auf seine Wangen, und seine Augen blickten jetzt klarer, blauer und sogar noch intensiver.
Er trug ein weißes Hemd, das seine Bräune noch betonte. Der obere Knopf der Jeans war nicht geschlossen, was Sean nur noch beunruhigender fand. Es war, als ob ein Fremder ihr gegenüberstand.
„Was willst du?“, fragte sie kurz angebunden.
Er lehnte sich lässig mit einer Schulter gegen den Türrahmen. „Ich hatte nicht erwartet, dich hier zu finden.“
Fast hätte sie ihn gefragt, wo er sie zu finden erwartet habe, aber die Erinnerung an die Begegnung in ihrem Zimmer war noch zu
Weitere Kostenlose Bücher