BIANCA EXKLUSIV Band 0188
frisch. „Ich arbeite.“ Sie richtete den Blick wieder auf den Monitor. „Ich dachte, du wärst mittlerweile längst verschwunden.“
„Wohin sollte ich längst verschwunden sein?“
Die Zahlen auf dem Monitor begannen, vor ihren Augen zu verschwimmen. „Wie sollte ich das wissen?“
Auch als er näher kam, vermied sie es beharrlich, sich ihm zuzuwenden. „Wenn eine Frau nicht weiß, wohin …“
Das reichte! Sean sprang auf, prallte fast gegen Charles, der direkt neben ihrem Stuhl stand. Sie wich zurück, um sich etwas Platz zu verschaffen, und umfasste mit beiden Händen die Rückenlehne des Schreibtischstuhls, auf dem sie gesessen hatte. „Ich weiß nicht, welches Spiel du dieses Mal im Sinn hast, aber du kannst es vergessen!“
Er bewegte sich nicht, sondern blickte sie einfach so eindringlich an, dass sie fühlte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg. Verdammt noch mal! Jetzt hatte er sie auch noch in Verlegenheit gebracht. Wie sah sie auch aus? Ungeschminkt, in den alten Shorts und dem formlosen T-Shirt.
„Spiel?“, fragte er endlich leise.
„Vielleicht hätte ich Schwierigkeit sagen sollen. In welcher Schwierigkeit steckst du jetzt? Was ist passiert, dass du eine Woche früher zurückgekommen bist?“
„Vielleicht wollte ich einfach früher nach Hause kommen. Du tust, als wäre das ein Kapitalverbrechen.“
Sie wandte sich von ihm ab und ging zu dem Fenster hinter dem Schreibtisch. Der riesige Mond warf seinen Silberglanz über die Landschaft und das Wasser in der Ferne. Sean liebte diesen Ort, dieses Haus, dieses Zimmer, aber sie glaubte, ersticken zu müssen, jetzt, wo Charles ihr so nahe war. Sie hielt den Blick in die Nacht draußen gerichtet, obwohl sie sich jedes Atemzugs von Charles bewusst war. „Du kommst nur aus besonderen Gründen hierher. Nach Hause kommen ist keiner davon.“
„Welche Gründe habe ich dann?“
Das war leicht. „Du steckst in Schwierigkeiten. Du brauchst Geld. Du langweilst dich.“ Sie warf einen Blick über die Schulter zurück. „Oder du hast dich entschieden, mein Angebot anzunehmen …“
„Könnte ich nicht einfach nur früher nach Hause gekommen sein?“, wiederholte er eigensinnig.
Sean verzog das Gesicht. „Nein.“
„Das hier ist auch mein Haus, oder?“
Sie schloss die Hände so fest, dass sich die Nägel in die Handballen gruben. „Stimmt. Es ist auf uns beide eingetragen. Hast du dir noch einmal mein Angebot überlegt?“
„Von welchem Angebot sprichst du?“
Sie wollte ihn schütteln oder anschreien. Aber sie konnte einfach nur betäubt dastehen. „Ich will dir deinen Teil des Hauses abkaufen. Es gibt für dich keinen Grund, daran festzuhalten. Du hältst dich nicht mehr als zwei Wochen im Jahr hier auf. Für die Zeit könntest du dir ebenso gut ein Hotelzimmer nehmen. Dann wärst du auch in der Stadt, statt dich hier draußen auf der Insel zu langweilen.“
„Warum willst du meinen Teil dieses Hauses kaufen? Planst du eine Scheidung?“
„Darauf läuft es also hinaus“, murmelte sie, kehrte zum Schreibtisch zurück, ließ sich auf den Stuhl fallen und starrte auf den Monitor. „Geh jetzt. Ich hätte wissen müssen, dass du nichts offen und ehrlich tust.“
Sie hörte, dass er sich bewegte, aber er verließ nicht das Zimmer. Als sie aufblickte, setzte er sich gerade auf den Stuhl ihrem Schreibtisch gegenüber. „Bist du taub?“
Er lehnte sich zurück, die Hände locker auf dem Bauch gefaltet, und legte einen nackten Fuß auf Knie des anderen Beines. „Ich bin nicht taub.“
„Dann muss deine Kopfverletzung viel mehr Schaden angerichtet haben, als der Arzt dachte.
Er kniff die Augen zusammen. „Warum sagst du mir nicht, was los ist? Offensichtlich gibt es hier Probleme.“ Er zeigte auf den Computer. „Es ist fast Mitternacht. Du sitzt vor dem Computer und bist angespannt wie ein Flitzbogen und giftig dazu. Ich kann einfach nicht glauben, dass das alles nur mit meiner unerwartet frühen Rückkehr zu tun hat.“
„Doch … zum Teil.“
„Nur zum Teil. Was ist der andere Teil?“
„Das Unternehmen.“
„Was ist los im Unternehmen?“
Alles war los, nichts stimmte. Charles war die Firma gleichgültig, solange sein Geld nicht gefährdet war. In der Pariser Niederlassung war er auch kaum mehr als eine Galionsfigur, während andere die eigentliche Arbeit machten. „Was kümmert dich schon das Unternehmen? Deine Aktien sind sicher … zumindest im Augenblick.“
„Warum sagst du mir nicht einfach, was los ist,
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