BIANCA EXKLUSIV Band 0188
Aber um fünf ist eine Besprechung mit Louis und Quint.“
„Gut. Ich werde da sein. Wo findet sie statt?“
„In der Kammer“, antwortete sie, ohne ihm einen Anhaltspunkt darüber zu geben, was mit der Kammer gemeint sein könnte. „Wenn wir gleich nach der Besprechung nach Hause fahren, könnten wir die Sechs-Uhr-Fähre schaffen. Ist das für dich okay?“
„Absolut.“
Sean zögerte, dann drehte sie sich um und verließ den Raum.
Mac lehnte sich zurück. Welche weiteren Überraschungen mochte Charles noch für ihn bereithalten?
Seufzend beugte Mac sich vor und gab das Passwort in den Computer ein. Es brachte ihn in das Dateiverzeichnis aller Zweigstellen von Warren International. Mac öffnete die Datei der Pariser Zweigstelle und fand die Personalakte von Paul Dupont. Der Mann war vor drei Jahren als Buchhalter mit einem Gehalt eingestellt worden, das um das Zwanzigfache höher lag, als was Mac in einem ganzen Jahr verdienen konnte. Und vor drei Monaten hatte der Mann einen eindrucksvollen Karrieresprung zum Chefbuchhalter gemacht.
Mac schloss die Personalakte und holte sich die von Charles James Elliott heran. Bei dessen Gehaltsangabe stieß Mac einen Pfiff aus.
Der Mann hatte fürwahr nicht am Hungertuch genagt.
Anschließend ließ Mac das ganze Dateienverzeichnis über den Monitor rollen. Eine Datei war einfach nur mit CJE bezeichnet. Charles James Elliott? Mac wollte sie öffnen, doch auf dem Monitor tauchte die Passwort-Aufforderung auf.
Mac lehnte sich zurück. Sean konnte er natürlich nicht nach diesem Passwort fragen, da es aller Wahrscheinlichkeit nach eine persönliche Datei von Charles Elliott war. Auf gut Glück tippte er Wörter und Namen ein. Nichts. Mac suchte im Schreibtisch nach einer Liste mit Passwörtern. Anschließend öffnete er die Aktentasche von Charles.
Mac hatte sie schon zu Hause durchsucht und nur Geschäftspapiere und einige Rechnungen gefunden. Jetzt aber entdeckte er noch einen fast unsichtbaren Schlitz im rechten Seitenfutter. Daraus zog er einen roten Umschlag, in dem ein Flugticket steckte, auf den Namen Sidney Evans ausgestellt … Erste Klasse … direkt nach Genf … Abflug in gut einer Woche. Sidney Evans? Charles’ Freund aus der Collegezeit? Das Telefon läutete. Mac schreckte hoch und nahm ab. „Ja?“
„Charles? Kommst du mit zur Besprechung?“, fragte Sean.
Er warf einen Blick auf die Uhr. Fünf Minuten vor fünf. Schnell schob er das Ticket wieder zurück in den Seitenschlitz. „Sicher. Komm bei mir vorbei, dann gehen wir zusammen hin.“
„Bin schon unterwegs.“
Eine Stunde später, nach dem Ende der Geschäftsbesprechung, war Mac nicht viel klüger als zuvor. Er wusste nur, dass die Kammer Louis Warrens privates Büro war, ein großer Raum, der mit seiner Einrichtung aus dunklem Holz und Messing an ein englisches Pub erinnerte.
Mit Sean am Steuer fuhr Mac durch Seattle in Richtung auf die Anlegestelle der Fähre.
„Quint hat auch kein neues Licht auf das Rätsel der verschwundenen Gelder werfen können, nicht wahr?“, fragte er.
„Nein. Leider nicht.“
„Wenigstens kennt er jetzt die genaue Summe. Zwei Millionen fünfhunderttausend und null Cent.“
„Das hilft auch nicht weiter.“
Als Mac bemerkte, wie sehr die ganze Angelegenheit Sean mitnahm, drängte es ihn, ihr beizustehen. Es war das erste Mal, dass er bei sich so etwas wie einen Beschützerinstinkt feststellte. Sean erweckte in ihm den Wunsch, Drachen zu besiegen und Wunder zu bewirken.
„Quint kann nicht etwas damit zu tun haben?“
Nachdenklich schwieg Sean einen Moment, dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, ganz sicher nicht.“
„Trauen kann man niemandem. Auch den angeblich Guten nicht.“
„Du klingst zynisch.“
„Realistisch. Menschen sind selten das, was sie zu sein scheinen.“
„Stimmt. Bis vor wenigen Tagen wäre ich nicht auf den Gedanken gekommen, dass du freiwillig ins Büro gehst oder einer Geschäftsbesprechung beiwohnst.“ Sean fuhr langsam die Rampe zum Wartebereich der Fähre herunter.
„Hat Warren International eine Niederlassung in Genf?“, fragte Mac unvermittelt.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Das weißt du doch.“
„Bist du je Sidney Evans begegnet?“
„Nein. Wer ist dieser Mann?“
„Ich kannte ihn einmal.“
Jemand klopfte ans Fenster, und Sean drückte den Knopf, um es heruntergleiten zu lassen. Ein etwa zwölfjähriger Junge hielt ihr eine Zeitung hin. „Die Abendzeitung?“
Sean gab ihm einige Münzen und
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