Bianca Exklusiv Band 11
Punkt zu bringen - wären Sie daran interessiert, die Zeitung zu verkaufen?"
Für einen Augenblick war Linda sprachlos. Sie hatte alle möglichen Dinge erwartet, aber das nicht. „Den ,Clarion' verkaufen?" stammelte sie. „Weshalb sollten Sie den ,Clarion' kaufen wollen?"
Shodra lachte leise. „Ich will die Zeitung nicht kaufen. Glauben Sie mir, das Letzte, was ich gebrauchen kann, ist ein Zeitungsunternehmen in den roten Zahlen."
Linda brauste auf. „Wir stehen nicht in den roten Zahlen!"
„Vielleicht nicht", fuhr Shodra fort, „aber Sie müssen kurz davor sein. Sie brauchen sich vor mir nicht zu verteidigen, Linda. Ich kenne diese Stadt in- und auswendig, ebenso wie ich hier fast alle Geschäfte kenne. Ich weiß, dass Ihr Bruder immer gerade eben über die Runden gekommen ist. Mit seiner Kampagne gegen die Bauunternehmer hat er einige Kunden verloren. Und Sie haben nun in neue Maschinen investiert. Sie stecken bis zum Hals in Schulden. Wenn Sie das Ruder nicht in ein paar Monaten herumreißen können, ist der ,Clarion' am Ende, so unerfreulich das auch ist."
Linda versuchte sich zu beherrschen. Shodra hatte Recht, aber dass sie es so kalkuliert und kalt aussprach, machte sie wütend.
„Wenn dem so ist, warum wollen Sie dann die Zeitung kaufen?"
Shodra hob eine Augenbraue. „Ich sagte Ihnen doch schon, ich will sie nicht kaufen."
„Wer denn?" Linda war verwirrt.
„Nun, sagen wir, ich bin von einem Interessenten angesprochen worden. Er ist ernsthaft daran interessiert, Ihr Geschäft zu übernehmen. Außerdem kann er eine ansehnliche Summe Bargeld aufbringen, und sein Angebot ist äußerst gut." Sie schrieb die Summe auf eine ihrer Visitenkarten und schob sie Linda zu.
„Was sagen Sie zu der Zahl?"
Linda starrte auf die Summe. Zuerst glaubte sie, sie hätte sich verlesen, doch auch beim zweiten Hinsehen blieb die Zahl dieselbe. Sie nickte langsam. „Das ist allerdings ein gutes Angebot."
Die Sekunden tickten. Shodra nippte an ihrem Martini. Nach der ersten Überraschung kam Linda schließlich die einzig mögliche Erklärung. Sie schaute Shodra mit schmalen Augen an.
„Wenn jemand eine solche Summe für eine Kleinstadtzeitung, die kurz vor der Pleite steht, anbietet, dann macht er es doch nicht aus geschäftlichen Gründen, es sei denn, er wäre ein kompletter Idiot."
Shodra nickte. „Ich würde sagen, das ist eine ausgesprochen scharfe Beobachtung."
„Also ist es jemand, der weiß, dass er sein Geld verliert."
„Eine weitere gute Beobachtung."
„Die Leute, die hinter den Bauunternehmern stehen! Sie wollen den ,Clarion' aus dem Weg haben. Wir stören sie also doch mehr, als ich vermutet hatte!" rief sie aus.
Shodra lächelte nur.
„Es muss also einer der Unternehmer sein, und Sie stehen auf seiner Seite." Linda schaute sie feindselig an.
„Nein, das nicht."
„Sie agieren schließlich als Vermittler, oder etwa nicht?"
„Das heißt nicht unbedingt, dass ich auf der gleichen Seite bin. Ich bin eine angesehene Geschäftsfrau, er meinte, Sie würden die ganze Sache rationeller betrachten, wenn ich Ihnen den Vorschlag unterbreite."
Linda dachte über die neue Entwicklung nach. Endlich sagte sie: „Es liegt nicht bei mir, diese Sache zu entscheiden. Die Zeitung gehört schließlich immer noch meinem Bruder."
„Ich habe mir gedacht, dass Sie es mit Roy durchsprechen wollen. Es ist wirklich ein gutes Angebot."
Linda studierte die andere Frau. „Sie denken, wir sollten akzeptieren, nicht wahr?"
„Das habe ich nicht zu entscheiden."
„Für Roy und Frances würde dies finanzielle Sicherheit bedeuten", gab Linda zögernd zu. „Aber es würde mich wurmen, diesem Mann die Zeitung zu überlassen, er würde sie wahrscheinlich sofort in ein Propagandablatt für seine Zwecke umfunktionieren. Aber - das soll Roy entscheiden."
Shodra nahm eine Zigarette aus dem schmalen, goldenen Etui und inhalierte tief. „Machen Sie daraus, was Sie wollen, aber in dieser Bebauungsgeschichte bin ich auf Ihrer Seite. Ich bin in Palmettoville groß geworden, und ich liebe die Lebensqualität hier. Wenn es Leuten wie diesen Baulöwen gelingt, sich hier breit zu machen, ist bald alles zerstört. Bei denen ist Profit das einzige Motiv. Ich bin froh, dass Sie für die Stadtratswahl kandidieren. Ich drücke Ihnen die Daumen, dass Sie gewinnen."
Linda war überrascht. Trotz aller unterschwelligen Feindseligkeit wegen Trevor konnte Shodra immer noch objektiv sein. Sie war erleichtert. Es war wesentlich
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