Bianca Exklusiv Band 11
sein können zu glauben, dass eine indianische Hochzeitszeremonie ihm etwas bedeute! Hatte sie etwa erwartet, er würde sie nach den hier in der zivilisierten Welt gültigen Gesetzen heiraten? In dieser Nacht war das tränennasse Kissen ihr einziger Trost.
Als Linda am Morgen ins Büro kam, war Trevor nicht da. Auf ihrem Schreibtisch lag ein Umschlag. Mit zitternden Fingern riss sie ihn auf. Während sie den Brief las, wandelte sich ihr Liebeskummer in reine Wut.
„Linda,
ich wünschte, ich könnte es Dir erklären. Ich muss mich um einige persönliche Angelegenheiten kümmern. Momentan kann ich Dir leider nichts sagen. Ich werde in ein paar Tagen zurück sein.
Trevor"
Sie las die Zeilen mehrmals, ihre aufschäumende Wut verdrängte alle anderen Gefühle.
„Du hast es also wieder getan, Trevor Messano!" schrie sie. Sie zerknüllte das Blatt und warf es in den Papierkorb. „Zumindest bin ich jetzt geheilt! Und zwar gründlich! Ich hoffe, du kommst nie wieder zurück."
13. KAPITEL
„Ich möchte etwas Wichtiges mit Ihnen besprechen", sagte Shodra Nichols, „können wir heute zusammen zu Abend essen?"
Linda wusste im Moment nicht, was sie antworten sollte. Dieser Tag hatte hektisch begonnen - erst Trevors Notiz, dass er wieder für ein paar Tage „Urlaub" nahm, und dann die Probleme mit der Installation und Inbetriebnahme der neuen Maschinen. Sie hatte den ganzen Morgen im Druckerraum verbracht. Danach meinte sie kurz vor dem Nervenzusammenbruch zu stehen. Sie hatte sich mit starken Kopfschmerzen in ihr Büro zurückgezogen und versuchte nun, ihren Notizen über die Everglades einen zusammenhängenden Sinn zu geben. In diesem Augenblick klingelte das Telefon, und Shodra Nichols lud sie zum Essen ein.
Linda presste die Finger an ihre Schläfen. Warum rief Shodra sie an? Was war so wichtig? Ohne Zweifel ging es um Trevor, aber Linda wollte sich jetzt wirklich nicht mit diesem Thema beschäftigen. Sie musste eine Ausrede finden.
Als ob Shodra ihre Gedanken erraten hätte, sagte sie: „Es geht um eine geschäftliche Angelegenheit."
„Eine geschäftliche Angelegenheit?" Linda dachte angestrengt nach. Was konnte Shodra geschäftlich mit ihr besprechen wollen? Dann kam ihr ein schrecklicher Gedanke. Shodra gehörte dieses Gebäude! Sollte sie aus Eifersucht den Mietvertrag als Waffe benutzen wollen?
Dem „Clarion" ging es finanziell sowieso nicht gerade gut. Eine unerwartete Ausgabe zum Beispiel in Form einer Mieterhöhung konnte äußerst unangenehme Folgen haben. „Geht es um den Pachtvertrag?" fragte Linda mit banger Ahnung.
„Oh, nein, nein, nichts dergleichen. Aber es ist zu kompliziert und auch zu vertraulich, um es am Telefon zu diskutieren. Kann ich Sie gegen halb acht abholen?"
Linda fuhr sich mit der Zunge über die trocknen Lippen. „In Ordnung."
„Also, bis dann."
Linda versuchte, einen Sinn zu finden, gab dann aber auf. Sie arbeitete weiter an ihrem Artikel und ging früh nach Hause. Auf dem Weg nach draußen ging sie bei Rachel vorbei.
„Ich bringe den Film noch zur Entwicklung, Rachel. Ich komme nicht mehr ins Büro zurück."
Rachel schaute sie neidvoll an. „Sind das die Fotos aus den Everglades? Ich wette, das war eine tolle Erfahrung, mit Trevor durch den Sumpf zu fahren."
Lindas Wangen röteten sich. „Ja, Trevor ist wirklich ein großartiger Führer, er kennt die Gegend genau", murmelte sie. „Ich zeig' dir die Bilder, wenn sie fertig sind."
Unterwegs lieferte Linda den Film ab. Zu Hause angekommen nahm sie zwei Aspirin und legte sich mit einer kalten Kompresse auf der Stirn hin. Sie wollte ein wenig schlafen, aber ihr Kopf summte. Alles, was seit dem ersten Anruf ihrer Schwägerin geschehen war, zog vor ihrem geistigen Auge vorbei. Wie sehr hatte sich ihr Leben verändert! Sie war auf einer Welle der Ereignisse geschwommen, ohne selbst irgendwie eine Kontrolle zu haben. Der Gedanke war beängstigend.
Voller Scham dachte sie daran, wie sie sich Trevor Messano hingegeben hatte, wie sie ihre Gefühle über ihren Verstand gestellt hatte. Was war sie nur für eine naive Närrin gewesen!
Eine Indianerhochzeit! Erneut wallte der Ärger in ihr auf. Es hätte ihm doch etwas bedeuten müssen - schließlich waren die Seminolen sein Volk. Offensichtlich legte er nicht mehr viel Wert auf ihre Traditionen. Er war einfach abstoßend!
Dann kam ihr ein anderer Gedanke. Vielleicht hatte er sie angelogen, vielleicht war diese Zeremonie gar kein Hochzeitsritual gewesen! Sie verstand die
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