Bianca Exklusiv Band 11
Sprache der Indianer nicht. Alles, was sie wusste, war, dass Trevor und sie vor dem Ältestenrat gestanden hatten, dass sie zusammen aus einem Becher getrunken hatten, dass einige Worte gesprochen wurden. Nachdem er dann sein männliches Ego befriedigt hatte, wollte er sie loswerden. Was war da einfacher, als die Stadt zu verlassen?
Wütend schlug sie auf ihr Kissen ein. Das Schlimmste aber waren ihre zwiespältigen Gefühle für Trevor. Bei der Erinnerung an die leidenschaftliche Nacht durchfloss sie ein warmer Strom. Doch jetzt war diese romantische Fantasie zerstört, und Trevor war zu dem abscheulichen Monster geworden, das diesen Traum zerschlagen hatte. Wie sie ihn hasste! Sie wünschte sich, sie wäre nie nach Palmettoville gekommen!
Sie schaute auf ihre Uhr. Es war Zeit, sich fertig zu machen. Sie fühlte sich zwar nicht ausgeruht, aber die Kopfschmerzen waren zumindest verschwunden.
Aus ihrem Schrank wählte sie ein zartgelbes Kostüm. Egal, was sie wählte, Shodra Nichols würde sehr viel eleganter sein, aber das blumige Muster ihrer Bluse ließ sie sehr feminin wirken und das sanfte Gelb schmeichelte ihrem blonden Haar und ihren grünen Augen.
Punkt halb acht ertönte die Hupe von Shodras Cadillac. Linda überraschte diese Pünktlichkeit nicht, Shodra war eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die Termine genau einzuhalten pflegte.
Wie erwartet, sah Shodra einfach exquisit aus. Sie trug ein schlichtes weißes Wickelkleid, das ihre Schultern frei ließ. Eine teure Perlenkette schmiegte sich an ihren Hals. Das Haar hatte sie im Nacken zu einem Knoten gebunden, bei dem trotz des offenen Wagens nicht eine Strähne am falschen Platz saß. Sie strahlte Eleganz und Selbstsicherheit aus. Neben ihr fühlte sich Linda klein und unvollkommen, unerfahren.
„Hallo, Linda." Die Begrüßung war kühl. „Ich dachte, wir könnten im Country Club essen, wenn es Ihnen recht ist. Es gibt dort heute ein Büfett mit Meeresfrüchten, das normalerweise immer sehr gut ist."
„Einverstanden", nickte Linda.
In Palmettoville gab es genügend wohlhabende Leute, die den attraktiven Club unterstützten. Das Haupthaus lag inmitten eines Palmenhains. Scharlachrote Bougainvilleen überwucherten das Gebäude. Die Anlage war makellos gepflegt - die Hecken genau geschnitten und die Beete standen in voller Blüte mit tropischen Pflanzen. Es gab einen großen Golfparcours und ein Schwimmbad mit olympischen Maßen. Im Gebäude selbst gab es eine Ballhalle, eine Lounge und ein Restaurant, dessen Glaswände den Blick auf einen kleinen See freigaben.
Sie saßen an einem kleinen Tisch nahe am Fenster. Das Büfett war ausgesprochen gut, aber Linda hatte kaum Appetit. Während Shodra die Cocktails bestellte, schaute sie den auf dem See majestätisch dahingleitenden Schwänen zu.
Die Drinks wurden serviert, und Shodra nippte an ihrem Martini. Ihre violetten Augen lagen auf Linda. „War Ihr Ausflug in die Everglades erfolgreich?"
Linda wurde rot. Sollte das jetzt jedes Mal passieren, wenn dieses Thema zur Sprache kam? „Ja", erwiderte sie knapp, „ich glaube, die Fotos werden ganz interessant."
„Das ist wohl zu erwarten, schließlich ist Trevor ein exzellenter Reisebegleiter."
„Das sollte er ja auch sein - als Seminole."
Shodra lächelte kühl. „Hat er Ihnen gesagt, er sei Seminole?"
„Das nicht. Aber er spricht ihre Sprache, und sie behandeln ihn wie einen der Ihren, daher nahm ich an ..."
„Er ist bei den Mikasuki-Seminolen groß geworden, aber er selbst ist kein Indianer", erklärte Shodra.
Welche von Trevors wohlgehüteten Geheimnissen kannte Shodra sonst noch? Wusste sie etwa auch, warum er von Zeit zu Zeit kommentarlos verschwand? Vielleicht wusste sie sogar, wo er im Moment war? Linda hätte zu gern erfahren, wie viel Shodra über den geheimnisvollen Trevor Messano bekannt war, aber sie wagte nicht zu fragen. Außerdem bezweifelte sie, dass Shodra es ihr sagen würde.
Shodra hatte geschäftlich mit ihr reden wollen, und doch waren sie direkt auf Trevor Messano gekommen. Linda gefiel das nicht, sie wollte dieses Spiel nicht mitspielen. „Sie sagten, Sie hätten eine geschäftliche Angelegenheit zu besprechen?"
„Ja. Es handelt sich um den ‚Clarion'. Möchten Sie bis nach dem Essen damit warten?"
Linda blickte die andere Frau scharf an. „Ich glaube kaum, dass ich etwas essen kann, solange ich nicht weiß, worum es geht."
„Das ist verständlich. Aber es gibt nichts, was Sie beunruhigen sollte. Um es auf den
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