Bianca Exklusiv Band 11
Gegensatz zu Renzos exotisch gemustertem Seidenhemd und der grünen Bundfaltenhose. Wenn es zu einem Wettbewerb zwischen den beiden Brüdern gekommen wäre, hätten sich alle Blicke auf Massimo gerichtet.
Ohne auch nur einen Muskel zu bewegen, schien er seine Umgebung zu beherrschen. Massimo hatte eine entnervend wortkarge, entschlossene Art, und seine dunklen Augen blickten gelassen und abschätzend.
Schon als junger Mann hatte Massimo eine starke Ausstrahlung besessen, die im Laufe der Jahre noch stärker geworden war. Seit sein Bruder vor einer Woche nach zwölf Jahren aus dem Ausland zurückgekehrt war, war Renzo aufgefallen, dass Massimo mit seiner ruhigen, überlegenen Art eine faszinierende Wirkung auf die Leute hatte, selbst wenn er sich im Hintergrund hielt.
„Ich habe dich warten lassen", stellte Massimo mit seiner dunklen, sinnlichen Stimme fest, die die Frauen verzauberte.
„Ich bin kein kleiner Junge, dem du eine Strafpredigt halten kannst", erwiderte Renzo trotzig.
Massimos Miene zeigte keine Regung. „Nein. Du bist ein Mann mit der Verantwortung eines Mannes."
Das war kein guter Anfang. Renzo ärgerte sich über sich selbst und versuchte es mit Sarkasmus. „Ich nehme an, du hattest etwas Wichtigeres vor, als mit mir zu sprechen."
„Gewisse Dinge haben nun einmal Vorrang vor anderen", entgegnete Massimo eisig. „Oder willst du damit sagen, ich kümmere mich nicht genug um dich? Schließlich bin ich gekommen, als du mich darum batest. Ich habe meine Firma im Stich gelassen, um mit dir die Hinterlassenschaft unseres Vaters zu ordnen."
„Wir haben die Isola Mazzardi schließlich beide geerbt", betonte Renzo. „Deshalb sehe ich nicht ein, warum ich die ganze Arbeit tun soll, während du nur das Geld kassierst."
„Diese Gefahr besteht nicht", erklärte Massimo. „Wir haben die Rollen ja offenbar schon verteilt. Ich erledige die Arbeit, und du nimmst das Geld."
„Das ist unfair!"
„Wie das Leben. Du hast leichtsinnig Schulden gemacht. Habe ich mich darüber beklagt?"
„Du hast mir das Konto und den Kredit sperren lassen. Das finde ich hinterhältig. Du spielst nicht offen, sondern ziehst einem einfach den Stuhl weg."
„Wie hätte ich dich sonst daran hindern sollen, weiter über deine Verhältnisse zu leben?" Massimo verzog verächtlich den Mund. „Du bringst Schande über die Mazzardis, und das kann ich nicht dulden."
„Das hast du damals auch getan, als du fortgingst", entgegnete Renzo anklagend. „Es hat Vater das Herz gebrochen, und die Familie ..."
Er sprach nicht weiter, weil Massimo die Hände auf die Armlehnen des Sessels stützte und sich drohend vorbeugte. „Kein Wort mehr davon!" warnte er. „Ich bin gekommen, um mit dir über deine Beziehung zu der sexy Blondine zu reden und nicht, um alte Wunden aufzureißen."
„Du siehst in Selina nur die Sexbombe, aber sie ist außerordentlich intelligent..."
„Sie kann nicht mal die Uhrzeit lesen", spottete Massimo.
„Unpünktlichkeit ist ja wohl kein Zeichen von mangelnder Intelligenz ..."
„Doch, wenn die Person nämlich genau weiß, dass sie mich damit in Harnisch bringt", erklärte Massimo grimmig.
Renzo packte seinen Bruder an den Jackettaufschlägen. „Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst, wird es dir Leid tun!" schrie er. Massimo sah ihn nur kalt an, und Renzo kam sich mit seinem Ausbruch lächerlich vor.
„Du bist es nicht wert, dass ich mich mit dir auseinander setze", entgegnete er. „Aber ich werde dir jetzt etwas sagen, das dich bestimmt aus der Ruhe bringen wird. Ich liebe Selina und werde sie heiraten."
„Das könnte dir so passen." Massimo war wütend, aber er hatte seine Stimme erstaunlich gut in der Gewalt. „Du wirst eine anständige Frau heiraten, die deinen Kindern eine gute Mutter sein und unserem Namen Ehre machen wird. Wir sind keine gewöhnlichen Leute, mein lieber Renzo. Wir sind die Mazzardis und müssen an das Weiterbestehen unseres Geschlechts denken."
„Du Snob! Ich heirate Selina! Du wirst's schon sehen. Großmama mag sie auch."
„Weil sie in ihr nicht die zukünftige Mazzardi sieht", erwiderte Massimo trocken. „Diese Frau ist nur auf unser Geld aus und obendrein vollkommen unzuverlässig. Sie besitzt nicht das geringste Pflichtgefühl. Diesmal wirst du deinen Willen nicht durchsetzen. Du bist immer nur verwöhnt worden. Warte nur ab, was Selina von dir hält, wenn sie erfährt, dass du ohne Geld dastehst."
„Das ist ihr gleichgültig! Wir lieben uns, und du wirst uns
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