Bianca Exklusiv Band 11
Sie arbeitet seit zwei Wochen hier und hat Ärger mit der Familie ihres Freundes bekommen."
„So?"
Etwas in Max' Ton ließ Lucy stutzen. Sein Gesicht wirkte plötzlich verschlossen, wachsam. Verunsichert fuhr sie fort: „Die beiden wollen heiraten, aber das Familienoberhaupt droht damit, seinen Bruder auf die Straße zu setzen und den Geldhahn zuzudrehen. Der Mann ist nämlich sehr reich. Aber Selina liebt Renzo wirklich, das weiß ich genau."
„Nach zwei Wochen?" fragte Max höhnisch.
Lucy wünschte, sie hätte von dieser Sache gar nicht erst angefangen. „Ob es nun etwas fürs Leben ist oder nicht, die beiden halten es jedenfalls für die große Liebe. Und ich finde es herzlos, sie einfach zu verdammen, ohne ihnen eine Chance zu geben", erklärte sie bestimmt.
„Hat Ihre Schwester denn genügend Erfahrung mit Männern, um beurteilen zu können, ob dieser Renzo wirklich der Richtige ist?" fragte Max vorsichtig.
„Aber ja. Sie hatte schon viele Freunde."
„Vielleicht ist sie vom Reichtum des jungen Mannes geblendet."
„Die meisten von ihren Freunden waren wohlhabend. Das ist für sie nichts Neues." Lucy bemerkte, dass Max' Augen plötzlich einen verständnislosen, kalten Ausdruck hatten. „Sie liebt ihn", erklärte sie mit Nachdruck. „Glauben Sie nicht, dass Liebe alles überwinden kann?"
„Nein", widersprach Max, „Liebe allein genügt nicht."
Sein eisiger Ton schockierte Lucy, und sie vergaß, dass sie Selina vorhin das Gleiche gesagt hatte. Dennoch hatte sie das Gefühl, ihre Schwester verteidigen zu müssen.
„Ich weiß, dass es Probleme gibt, wenn zwei Menschen verschiedener Herkunft sind. Aber wenn ihre Liebe stark genug ist, können sie mit gutem Willen und gegenseitigem Verständnis trotzdem glücklich werden. Meinen Sie nicht auch?"
„Nein." Max stellte sein Glas hart ab. „Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass jeder in seiner Welt bleiben sollte."
Die Unterhaltung wurde zu einer Generalprobe für die Gegenüberstellung mit Mazzardi!
„Das würde zu einer ungesunden Isolierung unter den Menschen führen", wandte Lucy ein. „Die Natur sorgt dafür, dass immer wieder neues Blut in die Familien einfließt, ob es dem Einzelnen nun passt oder nicht. Glauben Sie wirklich, dass die italienische Aristokratie besser wäre, wenn sie nur unter sich geheiratet hätte?"
Das saß. Max hörte auf, den Stiel seines Glases zu drehen, und saß stocksteif da. „Das würde sie zumindest vor Frauen schützen, die auf der Jagd nach einem Goldesel sind", erklärte er grimmig.
„Sie kennen meine Schwester nicht! Ich kann nur hoffen, dass nicht alle italienischen Männer so uneinsichtig sind wie Sie", erwiderte Lucy kühl und stand auf. „Sie sind blind und voreingenommen. Lassen Sie das Essen auf meine Rechnung setzen. Ich möchte nicht als Goldjägerin dastehen."
Max lehnte sich zurück und blickte sie mit starrer Miene an. „Sagen Sie Ihrer Schwester, sie hätte es immerhin sehr geschickt angefangen."
Lucy verstand nicht, was er damit sagen wollte, und redete sich in Rage. „Ich habe nicht die Absicht, mich mit Ihnen weiter auseinander zu setzen. Sie irren sich gewaltig, aber das tut nichts zur Sache. Jetzt verstehe ich, wogegen Selina und Renzo kämpfen müssen. Ich werde alles tun, um ihnen zu helfen!"
Lucy warf ihr Haar zurück und ging würdevoll davon. Der Mann, der sie so beeindruckt hatte, entpuppte sich als Enttäuschung. Es war besser, ihn so schnell wie möglich zu vergessen.
4. KAPITEL
Als Lucy die Tür zu ihrem Zimmer öffnen wollte, musste sie feststellen, dass sie von innen verriegelt war. Warum hat Selina das getan? fragte sie sich verwundert.
Lucy wollte gerade nach unten gehen, um die Tür öffnen zu lassen, als sie sah, dass das Nebenzimmer offen stand. Auf Zehenspitzen trat sie ein und entdeckte in dem Raum nur ein schlafendes Baby. Also huschte sie hindurch, weil sie wusste, dass es zwischen den Terrassen nur ein niedriges Holzgeländer gab.
Lucy stieg darüber, als ein Boot, das unten am See ablegte, ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie blickte ihm nach und bemerkte, dass ein dunkelhaariger Mann das Steuer bediente. Ohne weiter darüber nachzudenken, betrat sie ihr Zimmer und blieb schockiert stehen.
Vor ihr breitete sich ein Chaos aus. Umgestülpte Schubladen bedeckten das Bett, die Shampooflasche lag zerbrochen zu ihren Füßen, die Zeitung, die sie gekauft hätte, war zerfetzt, und unter Lucys Füßen knirschten Münzen. Sie suchte nach ihrer Handtasche,
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