Bianca Exklusiv Band 11
verrückt."
„Das weiß ich. Niemand, der mich kennt, würde das hier für möglich halten. Man könnte glauben, Sie hätten die Sterne vom Himmel gestohlen und sie in Ihre Augen gestreut. Sie bringen mich um den Verstand."
„Ich glaube, ich sollte jetzt gehen", erklärte Lucy widerstrebend und stellte das Glas ab. Die Situation wurde ihr zu gefährlich, und die Schmeicheleien begannen ihr zu Kopf zu steigen.
„Bitten Sie Ihre Schwester, uns Gesellschaft zu leisten", schlug Max vor.
„Nein. Sie möchte sich ausruhen." Lucy ärgerte sich über sich selbst. Jetzt hatte sie keinen Vorwand mehr, Max' Einladung zum Essen abzulehnen.
Er legte ihr sanft den Finger unter das Kinn, so dass sie gezwungen war, ihn anzusehen. „Haben Sie etwas gegen mich, Lucy?"
Sie schüttelte den Kopf.
Max winkte den Kellner herbei. „Werfen Sie einen Blick auf die Speisekarte, Lucy", drängte er. „Die Pasta hier ist unübertrefflich."
Die Preise auch, dachte Lucy entsetzt, als sie die Karte aufschlug. Max hatte schon viel zu viel für den Champagner ausgegeben, und das zweifellos nur, um sie zu beeindrucken. Dabei tat er ohnehin schon mehr, als ihr lieb war.
„Also gut", lenkte Lucy ein. „Aber ich nehme ganz bestimmt nur eine Vorspeise."
„Wollen Sie mir nicht beim Feiern helfen? Ich habe ... lange darauf gespart."
„Feiern? Haben Sie Geburtstag? Ich auch bald."
„Nein ... aber so etwas Ähnliches", erwiderte Max ausweichend. „Ich habe etwas gefunden, das ich verloren geglaubt hatte", setzte er hinzu. „Etwas sehr Kostbares, Seltenes."
„Ein Familienerbstück?" Lucy konnte sich nicht vorstellen, dass er andere Wertgegenstände besaß.
Max dachte einen Augenblick nach und antwortete: „Ja. Das könnte man sagen."
Lucy strahlte. „Also gut. Wenn Sie unbedingt wollen ..."
„Vergessen wir die Sterne", sagte Max leise. „Jetzt bricht die Sonne durch."
Sonne? Lucy wusste nur, dass ihr Herz heftig pochte, dass sie am Rand eines Abgrunds stand und ein Schritt genügte, um sie aus ihrer geordneten Welt zu reißen.
„Bitte nicht", flüsterte sie.
Max zog seine Hand widerstrebend zurück. „Das Dumme ist, ich weiß, was ich will, Sie nicht", bemerkte er eindringlich.
„O doch! Zuppa verdura mit Fisch und danach vielleicht den Lavaret", sagte Lucy, nachdem sie sich die englische Übersetzung auf der Karte angesehen hatte.
Max' Augen leuchteten auf. Das Eis war gebrochen. Auf einen Wink erschien der Kellner sofort wieder. Er imponiert also auch anderen, dachte Lucy. Während Max bestellte, betrachtete sie ihn verstohlen. Seine Züge wirkten jetzt entspannter, heiterer, aber vielleicht lag das auch an dem sanften Kerzenschein. Sein glattes Haar, die Brauen und Wimpern waren pechschwarz, und auch seine braunen Augen wirkten in der nächtlichen Beleuchtung samtig schwarz.
Vom anderen Seeufer tönte Glockengeläut herüber. Lucy blickte verträumt zu Mazzardis in Flutlicht getauchter Insel, auf der das „Ave Maria" erklang. Versonnen faltete Lucy die Hände und lauschte, bis die letzten Töne verklungen waren.
Max hatte sie stumm beobachtet. Jetzt nahm er Lucys Hände und betrachtete die Spuren der ständigen Hausarbeit. Er ließ sich dabei auch nicht stören, als der Kellner mit der Suppe erschien.
„Wollen Sie mich verhungern lassen?" witzelte Lucy.
Max gab ihre Hände frei und schüttelte den Kopf. „Sie spülen viel Geschirr", stellte er fest.
Lucy seufzte und betrachtete ihre Haut, die trotz der Creme, die sie benutzte, rau war. „Ganze Berge", bestätigte sie.
„Ist das Ihr Job?" fragte Max.
„Ich leite ein Seniorenheim." Lucy war sicher, dass ihn das von seinen verrückten Ideen kurieren und auf den Boden der Tatsachen zurückbringen würde. „Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, mich um meine Eltern und acht alte Damen zu kümmern", fügte sie hinzu.
„Ihre Eltern können doch noch nicht sehr alt sein."
„Mein Vater starb bei einem Zugunglück, ehe ich geboren wurde. Mutter hat wieder geheiratet, als ich acht war. Lionel, mein Stiefvater, ist wunderbar. Damals war er schon Mitte fünfzig, aber jetzt ist er körperlich schon etwas schwach. Mutter leidet unter schwerer Arthritis."
„Da betreuen Sie mit Ihrer Schwester diese alten Leute", meinte Max bewundernd.
Lucy blickte überrascht auf. „Nein, nur ich und eine Physiotherapeutin, die jeden Tag kommt."
„Und wer hält jetzt für Sie die Stellung?" fragte Max stimrunzelnd. „So viel Verantwortung kann man ja nicht so einfach
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