Bianca Exklusiv Band 11
Weg, der am Seeufer entlangführte. „Cafés. Sie gehen."
Das Telefon klingelte, und er nickte ihr ein paar Mal zu, während er in raschem Italienisch in den Hörer sprach. Also blieb Lucy nichts anderes übrig, als es anderswo zu versuchen.
Entlang des Ufers, wo die Fähren anlegten, gab es kleine, farbenfrohe Trattorias, die wie kleine Piers in den See hinausragten und den Gästen malerische Ausblicke auf die schimmernden Berge und den belebten See boten. Als Lucy alle bis auf die letzten beiden Cafés abgeklappert hatte, war ihr heiß und die Zeit wurde' knapp.
Doch dann hatte sie Glück. Ein Restaurantbesitzer brauchte eine Kellnerin und Tellerwäscherin. Niemand schien es zu stören, dass sie kein Italienisch sprach, vermutlich, weil die Kundschaft international und die Speisekarte sowieso in drei Sprachen gedruckt war. Wenn Lucy Überstunden machte und die Trinkgelder gut ausfielen, konnte sie die Hotelrechnung bald bezahlen.
Während der Rückfahrt mit der Fähre versuchte Lucy nicht an die schlimmen Zeiten zu denken, die ihr bevorstanden. Neben ihrer Arbeit als Schlossführerin für Max Mazzardi würde sie nun auch noch in dem Restaurant bis in die frühen Morgenstunden antreten müssen. Nur gut, dass sie zäh und ausdauernd war. Lucy seufzte. Zu Hause hatte sie immerhin Gelegenheit gehabt, öfters im Sitzen zu arbeiten, und sie ging meistens frühzeitig ins Bett. Aber wenn sie Glück hatte, würde der Albtraum nicht allzu lange dauern. Selina musste doch aufgehen, in was für eine Situation sie ihre Schwester gebracht hatte, und dann würde sie das Geld sicher zurückschicken.
Es war inzwischen spät geworden. Zu spät, um noch etwas essen zu können. Die Arbeitssuche hatte länger gedauert, als Lucy erwartet hatte. Sie saß unter dem schattigen Verdeck des Bootes, das zur Isola Mazzardi zurückkehrte, und versuchte sich einzureden, dass Grübeln sie auch nicht weiterbrachte. Es war heiß, und die Uniform klebte ihr am Körper. Lucy öffnete den obersten Knopf, um sich vom Fahrwind ein wenig Kühlung zufächeln zu lassen.
Atemlos rannte Lucy die Stufen zum Ausgangspunkt der Besichtigungen und musste feststellen, dass die erste Nachmittagsführung bereits begonnen hatte. Max entdeckte sie, sobald sie die Gruppe erreichte. Er warf Lucy einen vorwurfsvollen Blick zu, dann drehte er sich um und führte die Teilnehmer in den nächsten Raum.
In der nun folgenden Stunde versuchte Lucy gewissenhaft, sich seine Erklärungen einzuprägen. Doch zu ihrem Kummer stellte sie fest, dass Max keine Notiz von ihr nahm. Schließlich zerstreute sich die Gruppe in den Gartenanlagen, und Lucy blieb mit Max allein auf dem Innenhof zurück. Das Schweigen zwischen ihnen wurde bedrohlich.
„Ich warte auf Ihre Erklärung." Max sah sie nicht an.
Lucy wappnete sich für die Strafpredigt, die jetzt kommen musste. „Entschuldigung, aber es hat länger gedauert, als ich dachte", sagte sie ruhig.
Max verlor die Geduld. „Hören Sie, ich weiß, dass Sie hier keine Karriere machen wollen und ebenso wenig Interesse an der Arbeit haben wie Ihre Schwester, aber ich warne Sie: Wenn Sie noch einmal zu spät kommen, werde ich Ihnen nicht einmal mehr gestatten, die Insel zu verlassen."
„Nein! Das können Sie nicht tun!" rief Lucy entsetzt.
„Wie soll ich sonst sicher sein können, dass Sie Ihren Verpflichtungen nachkommen? Ich war ein Narr anzunehmen, dass ich mich auf Sie verlassen kann."
„Aber das können Sie", widersprach Lucy hilflos, „ich wollte mich nicht verspäten. Ich konnte wirklich nichts dafür."
In Max' Augen trat ein harter Glanz. „Wie oft, glauben Sie, habe ich diese Entschuldigung von Ihrer Schwester in dem gleichen Unschuldston gehört?"
Lucy ließ den Kopf hängen. „Dann feuern Sie mich", schlug sie mit matter Stimme vor.
Max zuckte leicht zusammen. „Das werde ich nicht. Ich habe ja nicht einmal Selina gefeuert."
„Warum haben Sie es nicht getan, wenn sie so schlimm war, wie Sie ständig behaupten?"
„Um Renzo noch mehr Grund zu geben, sie zu trösten?" erwiderte Max verächtlich. „Nein, so etwas fange ich geschickter an. Ich habe Selina mehr als einmal Gelegenheit zur Kündigung gegeben, weil ich sie loswerden wollte."
„Das ist Ihnen ja nun auch gelungen", bemerkte Lucy trocken.
„Sicher. Aber ich hatte nicht erwartet, dass sie Renzo zum Mitkommen überredet", gab Max unwillig zurück. „Doch jetzt habe ich Sie. Reißen Sie sich zusammen, sonst nehme ich Sie so hart ran, dass Sie abends
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