Bianca Exklusiv Band 11
Lucy.
„Ich muss einige Papiere durchsehen. Hoffen wir, dass heute jemand daran denkt, mir etwas zu essen zu bringen. Gestern bin ich leer ausgegangen, weil ich die Mittagszeit verpasst habe. Also, beeilen Sie sich auf Pescatori und verspäten Sie sich nicht. Wir treffen uns pünktlich um zwei. Sollte ich nicht da sein, fangen Sie ohne mich an."
„Aber ... das kann ich nicht!"
„Keine Angst, dieses Rendezvous werde ich schon nicht vergessen", sagte Max sanft. „Also gehen Sie schon."
Lucy eilte davon, doch plötzlich fiel ihr wieder ein, dass sie kein Geld hatte.
„Max!"
Er drehte sich um und kam auf sie zu. „Lucy", sagte er leise und zog sie an sich. Wie hypnotisiert sah sie ihn an. Er hob sanft ihr Kinn, und sein Mund näherte sich ihren Lippen.
Lucy riss sich aus ihrer Verzauberung. „Ich habe hier unten kein Geld", gestand sie und spürte, wie Max sich verkrampfte. „Es dauert zu lange, wenn ich nach oben gehe. Könnten Sie mir so viel leihen, wie ich für die Hin- und Rückfahrt nach Pescatori brauche?"
Max trat einen Schritt zurück. „Was ist es Ihnen wert?" fragte er und beobachtete sie.
Lucy hatte den Blick gesenkt und sah ihn erstaunt an.
„Also, einen Kuss müsste es Ihnen doch wert sein", meinte Max gedehnt. „Machen Sie nicht so ein schockiertes Gesicht. Das ist nicht mehr, als Ihre Schwester anbot."
„Was ..."
„Die Zeit drängt", erklärte Max. „Ziehen Sie es vor, die vielen Stufen zu Ihrer Dachkammer hinaufzusteigen, um Ihre Geldbörse zu holen, oder geben Sie mir einen Kuss für das Fahrgeld? Kommen Sie, Lucy, ich möchte wissen, wie weit Ihre Grundsätze gehen."
„Sie sind ein Teufel", wisperte Lucy.
„Das höre ich nicht zum ersten Mal", erwiderte Max zufrieden und beugte sich über sie.
Wenn sein Kuss hart und fordernd gewesen wäre, hätte er Lucy kalt gelassen und ihre Meinung von Max nur bestätigt. Doch er streifte ihre Lippen ganz sanft mit seinen. Als Lucy leise aufstöhnte, küsste Max sie zart. Die Berührung seiner Lippen war so erregend, dass Lucy ihm wie von selbst die Arme um den Nacken legte. Max hielt inne und löste sich von ihr.
Lucy öffnete widerstrebend die Augen. „Max", flüsterte sie, als sie den Ausdruck in seinen Augen sah.
„Nehmen Sie das Geld", sagte er mit rauer Stimme und schob ihr ein Bündel Geldscheine in die Tasche. „Gehen Sie! So verschwinden Sie schon!"
7. KAPITEL
Lucy wandte sich verstört ab und begann zu rennen. Sie hatte Max fast von ihrer Unschuld überzeugt, und jetzt hatte sie mit ihrer Bitte um Geld alles verdorben.
Atemlos erreichte sie die Anlegestelle. „Isola dei Pescatori!" dröhnte eine Stimme über den Lautsprecher. Lucy bahnte sich hastig einen Weg zwischen den Urlaubern hindurch. Die Überfahrt war kurz. Es dauerte nicht lange, und sie stand vor dem Hotel Borromeo.
„Ah, guten Tag, Miss Parish", strahlte der Patrone, als sie zögernd die Eingangshalle betrat. „Wir haben schon gedacht, Sie sind fort. In Ihrem Zimmer waren keine Kleider, keine Waschsachen."
„Oh!" Lucy hatte nicht daran gedacht, dass die Zimmermädchen das bemerken mussten.
„Ich ... arbeite für Signore Mazzardi", erklärte sie. „Ich bin gestern Abend hinübergezogen." Zum Glück entsprach das der Wahrheit. „Wenn Nachrichten für mich kommen ... Telefonanrufe oder Post, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie sie zur Insel weiterleiten könnten."
„Ja, ja, ich gern tun. Gut. Sehr gut." Der Patrone deutete auf ihre Uniform. „Ich kennen. Sie jetzt Rechnung?"
„Nein, das heißt ..." Lucy war es nicht gewöhnt, um Zahlungsaufschub zu bitten. „Ich kann sie jetzt noch nicht bezahlen", gestand sie verlegen. „Erst, wenn ich mein Gehalt bekomme."
Das Lächeln verschwand, und der Mann runzelte die Stirn. „Sie zahlen."
Lucy überlegte blitzschnell. „Natürlich bezahle ich die Rechnung, das verspreche ich Ihnen. Mein ... Geld ist noch nicht da", fuhr sie mit unsicherer Stimme fort. „Aber es muss bald kommen."
Der Mann spitzte die Lippen und betrachtete ihre traurige Miene. Endlich entschied er: „Sie aussehen ehrlich. Ich zornig, aber ich sehen, Sie unglücklich. Schütteln Hände, ja?"
Lucy nickte benommen. Die Freundlichkeit des Mannes beschämte sie. Wie konnte Selina ihr das nur antun? „Vielleicht kann ich meine Schulden eher bezahlen, wenn ich für Sie arbeite", schlug Lucy vor. „Haben Sie einen Abendjob für mich?"
Der Mann schüttelte bedauernd den Kopf. „Ich nix haben. Sie gehen dort." Er deutete auf einen
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