Bianca Exklusiv Band 11
aussehender Junge. Das Ebenbild meines Mannes, der genauso hieß. Renzo ist mein Lieblingsenkel."
Lucy war schockiert, dass die Großmutter Max so abwertete. Sie spürte, dass er verletzt war, jedoch nicht recht wusste, was er antworten sollte.
„Trink deinen Tee, Großmama", sagte er kühl.
„Versuche nicht, mich herumzukommandieren", erwiderte diese scharf. „Solltest du jetzt nicht eigentlich eine Führung machen? Ich hoffe, du erweist dich nicht als unzuverlässig. Da du meinen Renzo und Selina in die Flucht geschlagen hast, musst du eben für sie einspringen, bis du einen Ersatz gefunden hast."
„Du hast dich doch sonst immer beklagt, dass ich so wenig Zeit mit dir verbringe", bemerkte Max. „Jetzt bin ich hier. Ich habe den Eindruck, dass du an allem, was ich tue, etwas auszusetzen findest. Seit ich hier bin, konnte ich dir nichts recht machen."
„Du warst schon immer ein schwieriger Junge, so gar nicht wie Renzo. Er ..."
„Das ist kein Thema, über das wir im Augenblick sprechen sollten", erklärte Max finster.
Die Contessa stand würdevoll auf. „Ich möchte mit dir keinen Tee mehr trinken", erklärte sie pikiert. „Jedenfalls so lange nicht, bis du meinen Enkel gefunden und ihn um Verzeihung gebeten hast. Mein Renzo soll meinen Schmuck genommen haben! So etwas würde er niemals tun! Wenn er wieder da ist, kannst du wieder nach England gehen ... du mit deiner Rachsucht." Sie wandte sich Lucy zu. „Lassen Sie sich bloß nicht mit diesem Mann ein. Er ist herzlos, das dürfen Sie mir glauben." Damit verließ die Contessa den Raum.
Lucy flocht ratlos die Finger ineinander und blickte zu Max. Er wirkte erregt, und seine Hände zitterten, als er sich Tee einschenkte. Er tat Lucy Leid, denn die Worte seiner Großmutter mussten ihn tief getroffen haben.
„Ich entschuldige mich für die Unverblümtheit meiner Großmutter", sagte er förmlich.
„So etwas darf man alten Leuten nicht übel nehmen", erwiderte Lucy. „Sie tun und sagen manches, was sie in Wirklichkeit nicht so meinen."
„Wie soll ich das verstehen?"
„Ich bin sicher, dass Ihre Großmutter Sie schätzt und das, was Sie getan haben, durchaus zu würdigen weiß. Sie ..."
„Nein, das tut sie nicht", fiel Max Lucy ins Wort. „Sie hat mir nie verziehen, dass ich mich geweigert habe, das Familienunternehmen zu übernehmen. Es war der Traum ihres geliebten Mannes, die Gartenanlagen für die Öffentlichkeit anzulegen, und sie konnte nicht verstehen, warum ich kein Interesse daran hatte. Meine Großmutter ist Engländerin, wie Sie sicher schon bemerkt haben. Gärten sind ihre Leidenschaft. Sie war außer sich, als ich von hier fortging."
„Das ist aber nicht der einzige Grund, warum es zwischen Ihnen böses Blut gibt", warf Lucy ein.
„Nein", musste Max zugeben. „Zum Teil war es auch meine Schuld. Renzo war der Liebling aller. Er war ein sehr zartes Kind, und während ich frühzeitig ins Internat geschickt wurde, durfte er zu Hause bleiben und bekam eine Privatlehrerin. Wenn ich heimkam und berichtete, was ich alles erlebt hatte, sorgten sie sich um Renzos kalte Hände oder seine Blässe und was weiß ich alles. Was immer ich tat und versuchte, ich fühlte mich hier von Mal zu Mal fremder. Schließlich hatte ich einen fürchterlichen Krach mit meinem Vater über Renzos Verweichlichung, seine verzogene Art. Danach habe ich mit der Familie gebrochen und ein neues Leben begonnen."
„Und Renzo wurde darauf getrimmt, eines Tages alles zu übernehmen?"
„Nicht direkt. Vater wollte die Zügel nicht abgeben. Renzo hatte kaum eine Ahnung, was hier lief, obwohl er sich eigentlich damit hätte beschäftigen müssen. Soweit ich gehört habe, zog er es vor, seine Zeit mit Freunden zu verbringen, statt zu arbeiten."
„Ein Jammer. Da konnte er die Dinge ja kaum in den Griff bekommen", bemerkte Lucy.
„Er schreckte vor der Verantwortung zurück. Aber das liegt wohl auch daran, dass niemand ihm Gelegenheit gab, Verantwortung zu tragen", setzte Max nachdenklich hinzu. „Alle haben ihn nur verwöhnt. Das ist nicht seine Schuld, aber er erwartet nun mal, dass andere die Dinge für ihn wieder gerade biegen."
„Das kenne ich", bestätigte Lucy. „Mit Selina ist es das Gleiche. Die Leute sehen in ihr die attraktive Blondine, von der man nicht erwarten kann, dass sie sich die Hände schmutzig macht. Aber so ist sie eigentlich gar nicht. Sie hat einfach nur keine Gelegenheit gehabt, sich zu geben, wie sie wirklich ist."
„Sie denken da sehr
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