Bianca Exklusiv Band 11
liebsten hätte sie ihn in die Arme genommen und mit den Fingerspitzen sanft sein Gesicht berührt, um den Ausdruck der Anspannung zu vertreiben ...
Dany stand am Fenster und betrachtete, wie die ersten Lichter London in der Dämmerung erleuchteten, als der Zimmerkellner den Teewagen hereinschob.
„Milch? Zucker?"
Langsam drehte sie sich um. „Bitte Milch, keinen Zucker."
Nick schenkte Tee ein und bot ihr einen Platz neben sich auf dem Sofa an, doch sie setzte sich in den Sessel gegenüber. „Möchtest du ein Sandwich?" Er hob das Brot an einer Ecke an. „Gurke. Was sollte es in England sonst geben?"
„Natürlich." Sie lächelte, doch in ihrem Inneren spürte sie wieder diese allumfassende Traurigkeit.
Nick nahm eine Teetasse in die Hand und betrachtete sie gedankenvoll. „Ein großer Unterschied zu ..."
„Warum bist du weggegangen, ohne dich zu verabschieden?"
Zum ersten Mal, seit sie die Ausstellung verlassen hatten, sahen sie sich direkt in die Augen.
„Ich habe mich verabschiedet", sagte er dann langsam. „Aber zu einem Zeitpunkt, als ich sicher sein konnte, du würdest es nicht bemerken, dass ich neben deinem Bett stand. Und dann ..." Er schwieg.
„Und dann?"
„Dann bin ich einfach abgehauen", erwiderte er düster. „So weit weg und so schnell ich nur konnte."
„Ich verstehe." Dany lächelte traurig.
„Nein, das verstehst du überhaupt nicht." Heftig stellte Nick die Tasse auf den Tisch. „Du kannst es nicht verstehen. Und ich konnte es viele Wochen lang auch nicht. Eine Zeit lang glaubte ich sogar, es wäre richtig gewesen, zu gehen. Ich redete mir ein, ich empfände dabei kein Bedauern. Einmal in meinem Leben wollte ich ein Opfer bringen und so Marcus die Möglichkeit geben, in dein Leben zurückzukehren. Du solltest ihn haben, und nicht einen zynischen Kerl, der jeder Frau erzählte, was für ein wunderbarer und eigenständiger Liebhaber er wäre ..."
Nach einer kurzen Pause legte er die Hand neben sich aufs Sofa. „Bitte setz dich neben mich - bitte, Miss Trent." Er lächelte sie an. Als sie sich neben ihm, aber in gebührendem Abstand, aufs Sofa sinken ließ, nahm er ihre Hand in seine.
„Liebst du mich noch, Dany?" Seine Stimme war so leise, dass sie ihn kaum verstehen konnte.
„Du weißt, dass ich dich liebe", erwiderte sie schlicht und lächelte ihn verlegen an. „Es gibt keinen Grund zu lügen, nicht wahr?"
„Nein." Zärtlich berührte er mit den Lippen ihren Daumen. „Ich war mir nur einfach über meine Gefühle nicht im Klaren."
Was sagte er da? „Aber du hältst mich doch nicht einmal für eine richtige Frau."
„Ich weiß, dass ich das gesagt habe. Offensichtlich war ich dumm genug zu glauben, dass ich mich selbst überzeugen könnte, wenn ich es nur oft genug aussprechen würde." Er lächelte, mühsam. „Du befandest dich unter meiner Obhut und warst mit einem anderen Mann verlobt. Einem Mann, dem ich mit Vergnügen mit bloßen Händen den Hals umgedreht hätte. Und du warst die begehrenswerteste Frau, die ich jemals getroffen hatte."
„O Nick." Dany biss sich auf die Unterlippe, als sie spürte, wie sehr sie seine Worte berührten.
„Und ich hätte es wohl geschafft, wenn der Erdrutsch nicht gewesen wäre." Er verzog das Gesicht. „Und dann kam die größte Heldentat der Selbstverleugnung seit Odysseus mit den Sirenen."
„Aber nach dieser Nacht..." Danys Wangen röteten sich sanft. „Du warst so ..."
„Du meinst, ich habe mich benommen wie ein Schuft?" Nick drückte ihre Hand so fest, dass sie vor Schmerz beinahe aufschrie. „Das war wohl mein großes Schuldgefühl, Liebling. Ich hatte Toms Vertrauen in mich enttäuscht. Und es war noch mehr als das."
Dany sah ihn fragend an. „Vergiss nicht, bisher war ich der Mann, der ohne Bedauern weggegangen ist. Bei dir war mit einem Mal alles anders - schon vom ersten Tag an. Du hast so von meinem Leben Besitz ergriffen, dass ich nur noch an dich denken konnte. Je mehr ich mir vor Augen führen wollte, dass du nicht mein Typ bist, umso mehr wusste ich, dass du die Frau bist, die ich mein Leben lang gesucht habe. Ich wollte dich zum Lachen bringen, dich trösten, wenn du traurig warst. Weil ich mich niemals fest binden wollte, ging ich weg. Und blieb weg."
„Warum bist du dann jetzt zurückgekommen?"
„Weil ich vorgestern wieder einmal betrunken zu Bett gegangen bin. Bourbon ist in letzter Zeit auf dem Aktienmarkt sicher um einige Punkte gestiegen." Er lächelte entschuldigend. „Als ich dann
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