Bianca Exklusiv Band 11
stellen."
„Wer? Ich? Aber ich bin doch überhaupt kein Politiker!" rief sie aus.
Grady lächelte gezwungen. „Nun, das bin ich auch nicht. Aber wir müssen etwas tun, um diese Leute und ihre Pläne aufzuhalten!"
„Aber warum ich?" fragte sie. „Wie kommen Sie ausgerechnet auf mich?"
Grady schaute sie überrascht an. „Aber Jake hat mir doch gesagt, dass Sie sich bereits mit dem Gedanken angefreundet haben, sich für den Stadtrat zur Wahl zu stellen."
Linda erinnerte sich wieder an die Bemerkung, die sie auf der Party gegenüber Jake gemacht hatte. „Sehen Sie, Mr. Alexander, diese Äußerung war impulsiv, aus dem Augenblick heraus. Tut mir Leid, dass Jake das ernst genommen hat. Hier kennt mich doch keiner, ich hätte überhaupt keine Chance, gewählt zu werden ..."
„Durch die Zeitung kennen die meisten hier Sie. Ihre Artikel und die ökologische Serie drücken aus, was viele denken. Der ,Clarion' ist unsere Stimme nach außen. Natürlich treten wir gegen Macht und Geld an, aber ich bin sicher, Sie haben gute Aussichten, gewählt zu werden!"
Linda dachte einen Augenblick über diesen neuen" Aspekt nach. Auf der einen Seite fühlte sie sich geschmeichelt, dass die Leute so viel von ihr hielten, auf der anderen Seite war sie überwältigt von der Aufgabe, die von ihr gefordert wurde.
„Denken Sie in Ruhe darüber nach", schlug Grady vor.
„Das werde ich tun. Und zu welcher Entscheidung auch immer ich kommen werde - seien Sie versichert, dass der ,Clarion' hundertprozentig hinter Ihnen steht."
Sie verabschiedeten sich voneinander. Linda ging endlich zu Bett, erschlagen und müde, doch sie konnte nicht schlafen. Sie lauschte dem leisen Plätschern des Wassers und dachte über das eben Besprochene nach.
Während der nächsten zwei Tage hatte Linda keine Zeit, sich über Stadtpolitik Gedanken zu machen. Lastwagen lieferten die neuen Maschinen an. Sie hatte Aushilfen eingestellt, die beim Umzug und Einräumen halfen.
Als sie am nächsten Morgen vor dem Gebäude ankam, sah sie Trevors alten Transporter unten auf dem Parkplatz stehen. „Der verlorene Sohn ist zurückgekehrt", murmelte sie ergrimmt vor sich hin.
Sie ging nach oben. Durch die Glastür konnte sie Trevor in seinem Büro aus dem Fenster starren sehen. Sie hatte das übliche, verwirrende Gefühl, als sie auf seine Gestalt blickte. Sie erinnerte sich daran, wie wütend sie wegen seiner Abwesenheit war, klopfte energisch an die Tür und trat ein. Er drehte sich zu ihr um. Sie erschrak - in seinem Gesicht lagen tiefe Furchen, und für einen kurzen Augenblick sah er sorgenvoll, ja gequält aus. Er atmete tief durch und straffte die Schultern. „Guten Morgen", begrüßte er sie ruhig.
„Guten Morgen." Linda sah ihn nur an, fühlte sich hypnotisiert von seinem Blick. In ihrem Kopf rasten die Fragen durcheinander: Wo war er gewesen? Warum sah er so gequält aus? Warum erzählte er niemandem von seinen Trips? Wusste Shodra Nichols davon?
Doch dann verschaffte sich ihre Wut die Oberhand. „Nett, dass du wieder da bist", sagte sie mit schneidender Stimme. Er erwiderte nichts. Sie biss die Zähne zusammen. „Es gab einiges zu tun. Ich habe die Ausrüstung in Fort Myers gekauft. Jeder hat Überstunden machen müssen, um alles zu arrangieren."
„Tut mir Leid, dass ich nicht hier war, um zu helfen."
Fühlte er sich etwa wirklich schuldig? Sie hoffte es inbrünstig. „Am Montagabend hat eine wichtige Sitzung im Rathaus stattgefunden. Die Schlacht hat begonnen - wobei die Mehrheit im Stadtrat auf der Seite der Unternehmer steht."
„Das ist ja keine Überraschung."
„Das ist es allerdings nicht. Ich will, dass die jetzige Ausgabe brandheiß und aktuell ist! Ich habe mir während der Debatte Notizen gemacht, Jake Tarson ebenso. Ich möchte, dass du aus diesem Rohmaterial den Leitartikel aufsetzt."
Trevor hob erstaunt eine Augenbraue, doch Linda fuhr fort: „Nach der Sitzung hat mich der Vorsitzende der Nachbarschaftsvereinigung, Grady Alexander, zu Hause besucht. Er will eine Kandidatenliste für die nächste Wahl zusammenstellen. Er - er hat mich gebeten, mich für die Wahl zum Stadtrat zu stellen."
Wieder zogen sich seine Brauen in die Höhe. „Schau an, von der Verlegerin zur Abgeordneten im Stadtrat. In der kurzen Zeit, in der du hier bist, hast du eine ganze Menge erreicht."
„Was soll das heißen? Bist du der Meinung, ich sollte nicht kandidieren?"
Er rieb sich das Kinn. „Lokalpolitik ist meist ziemlich schmutzig und skrupellos,
Weitere Kostenlose Bücher