Bianca Exklusiv Band 11
wiedergekommen." Ihr schauderte bei dem Gedanken.
Linda lächelte. „Mach' dir keine Sorgen. Ich werde nicht allein in die Sümpfe gehen. Ich werde einen ausgezeichneten Führer haben - Trevor Messano."
10. KAPITEL
„Das ist ja eine riesige Veranstaltung!" Grady Alexander musste schreien, um gegen den Lärm anzukommen.
Linda lachte. Im „Clarion" herrschte reges Treiben, die Wahlparty war in vollem Gange.
Die Schreibtische waren zur Seite gerückt worden, an den Decken hingen Ballons, Wimpel und Fahnen. Clowns trieben ihre Spaße und verteilten Aufkleber und Anstecknadeln.
„Sieht aus, als ob die ganze Stadt hier ist", sagte Grady.
„Das war ja auch unsere Absicht." Linda nickte.
„Die Konkurrenz ist auch da ... Da wir gerade von Konkurrenz reden - da ist der Bürgermeister ..."
William Dodd, amtierender Bürgermeister, kam zu ihnen herüber. Mit einem strahlenden Lächeln schüttelte er beiden die Hände. „Ich muss Ihnen zu dieser Veranstaltung gratulieren, junge Dame. Ich denke, wir haben einen spannenden Wettkampf vor uns liegen."
„Mir ist wichtig, dass er sauber ist und sich aufs Thema bezieht." Linda fixierte ihn kühl.
„Ganz meine Meinung!" strahlte er. „Auf dass der Bessere gewinne, nicht wahr, Grady?"
William Dodd versetzte seinem Kontrahenten einen leichten Stoß mit dem Ellbogen. Und schon war er weiter, schüttelte Hände, lächelte, begrüßte jeden und war ganz Werbemann.
Linda schüttelte empört den Kopf. „Ich glaub's einfach nicht! Er betreibt Wahlreklame für sich auf meiner Party!"
„Aber natürlich! Hände schütteln und Babys küssen - das ist schon Reflex bei ihm! Das ist wie atmen für ihn."
„Ich werde das Gefühl nicht los, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmt." Linda schaute ihm feindselig nach.
Grady lachte. „Ich glaube nicht, dass Bill Dodd den unbedingten Prototyp eines abgekochten Gauners verkörpert."
„Sie sind viel zu vertrauensselig, Grady. Er hat etwas von einem durchtriebenen Gebrauchtwagenhändler ..."
Eine Gruppe von Leuten kam auf die beiden zu und war bald in einem intensiven Gespräch mit Grady verwickelt. Linda bahnte sich einen Weg durch die Gäste, grüßte und lächelte zu allen Seiten. Sie sah Trevor in der Menge, neben ihm stand Shodra Nichols, besitzergreifend bei ihm untergehakt. Sie musste mit Trevor reden, doch sie wartete, bis Shodra nicht mehr an seiner Seite war.
„Trevor, kann ich dich kurz sprechen?"
Er drehte sich zu ihr. „Ja, natürlich."
Sie gingen zusammen in sein Büro, Trevor schloss die Tür hinter sich ab, damit sie von dem Trubel ungestört blieben.
„Ich kann mir vorstellen, dass du nicht allzu viel von dieser Art Veranstaltung hältst", begann Linda, „aber ich glaube, es wird Erfolg haben. Die Stadt hat eine solche Wahlkampagne noch nicht erlebt. Ich weiß, dass du die Einsamkeit der Everglades vorziehst. Und darüber möchte ich mit dir reden."
Er schaute sie fragend an. „Worüber - über die Everglades?"
„Ja. Vielleicht ist jetzt nicht gerade die richtige Zeit, um übers Geschäft zu reden, aber wir hatten beide so viel zu tun, dass wir uns kaum gesehen haben. Ich habe bei einem New Yorker Verleger, für den ich früher gearbeitet habe, angefragt, was sie von einer Fotoreportage über die Everglades halten. Sie haben zugesagt, wir könnten auch Material aus dem ,Clarion', zum Beispiel die Ökologie-Serie von Beatrice Simms, übernehmen."
Einen Moment lang herrschte Stille, Trevors dunkler Blick ruhte auf ihr. Dann fuhr sie fort: „Ich möchte, dass du mich dahin bringst, wo keine Touristen je hingekommen sind, wo ich Fotos von dem wilden Leben da draußen machen kann, die nie jemand zuvor gesehen hat."
Über sein Gesicht zog ein merkbar zurückweisender Ausdruck, seine Augen schienen genauso unerforschbar und wild wie die Landschaft, über die sie sprachen. „Warum ich?" fragte er mit angespanntem Ton. „Es gibt ausreichend Seminolen, die dich überall hinbringen werden, wohin du möchtest."
„Stimmt schon, aber sie folgen nur den herkömmlichen Touristenwegen. Ich will tiefer in den Sumpf hinein - mit jemandem, mit dem ich kommunizieren kann."
Seine Gedanken waren nicht zu erraten. „Es wird dir nicht gefallen, was du dort siehst. Das ist tropischer Sumpf, das bedeutet Alligatoren, Mücken, Schlangen - und kein Platz für eine Städterin."
„Willst du mich abschrecken?"
„Ich möchte dich lediglich vorbereiten auf das, was dich dort erwarten wird. Es ist nicht gerade ein
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