Bianca Exklusiv Band 229
jedoch nicht. Seine Hände lagen auf ihren Schultern, doch er stieß sie nicht fort, zog sie aber auch nicht an sich.
In gequältem Ton murmelte er: „Dottie …“
„Ich lasse nicht zu, dass Sie sich in diese Höhle verkriechen.“
„Vielleicht ist das nicht Ihre Entscheidung.“
„Ich bin die Kronprinzessin. Ich mache es zu meiner Entscheidung.“
Bevor er widersprechen konnte, brachte sie ihn mit einem weiteren Kuss zum Schweigen. Sie wurde getrieben von dem Bedürfnis, durch Körpersprache mit ihm zu kommunizieren, und von einem tiefen Gefühl, das sie sich nicht eingestehen wollte, das sie aber dennoch beeinflusste.
Sie spürte seinen inneren Kampf, spürte auch den Moment, in dem er aufhörte, sich zu widersetzen. Er hatte sich steif gehalten, doch plötzlich wich die Spannung aus seinem Körper. Dann schlang er die Arme um sie, voller Groll, weil sie seine Abwehr durchbrochen hatte.
„Das ist ein gefährliches Spiel, Dottie“, murmelte er.
„Wer spielt denn?“, flüsterte sie an seinen Lippen. „Küss mich.“
Kaum hatte sie es ausgesprochen, als er die Aufforderung auch schon befolgte und sie an sich presste. Ihr Herz pochte wild. Nichts zählte mehr außer diesem Augenblick der Leidenschaft, nicht ihr neues Leben, nicht ihr altes Leben …
Mike! Abrupt kehrte sie zurück in die Realität. Sie stemmte sich gegen Randolphs Brust zurück. „Nein, ich kann nicht. Lassen Sie mich los.“
Er tat es und blickte sie benommen an.
„Das hätte ich nicht tun dürfen. Warum haben Sie mich nicht aufgehalten?“
„Das Wort Eurer Königlichen Hoheit ist Gesetz“, erwiderte er spöttisch.
„Ist das der einzige Grund, aus dem Sie mich geküsst haben? Um mich bei Laune zu halten?“
„Glauben Sie das denn?“
„Verwirren Sie mich nicht mit Fragen. Oh, wie furchtbar. Wie konnte ich dem armen Mike das antun?“
„Wissen Sie eigentlich, dass Sie ständig ‚der arme Mike‘ sagen? Eine Frau, die einen Mann liebt, redet nicht so von ihm.“
„Das ist nicht wahr. Ich habe ihn immer geliebt.“
„Vielleicht tun Sie es deshalb jetzt nicht mehr.“
„Davon wissen Sie nichts.“
„Ich weiß, wie Sie mich gerade geküsst haben. Mehr brauche ich nicht zu wissen.“
„So ist es richtig. Verspotten Sie mich ruhig.“
„Ich spotte nicht. Ich deute nur an, dass diese jungfräuliche Zurückhaltung etwas fehl am Platze ist.“
„Weil ich mich Ihnen an den Hals geworfen habe, ja? Das hätte ich nicht tun sollen, und es tut mir leid. Ich hatte vergessen, wie Sie wirklich sind.“
„Und wie bin ich wirklich?“
„Berechnend. Sie locken andere Leute an, benutzen sie und schieben sie dann ab, wenn sie nett zu Ihnen sein wollen. Mensch, bin ich froh, dass ich bald wieder nach Hause gehe.“
„Dottie, hören Sie …“
„Nein, ich reite zurück. Kommen Sie bloß nicht mit.“
„Ich muss.“
„Dann können Sie mir in respektvollem Abstand folgen. Ist das königlich genug für Sie?“
Sie wirbelte auf dem Absatz herum und stürmte zu ihrem Pferd. Vor lauter Wut gelang es ihr sogar, ohne Hilfe aufzusitzen, was sie normalerweise nicht schaffte. Als Randolph sein Pferd erreichte, war sie bereits weit voraus.
In ganz Ellurien wurde fieberhaft die Ankunft der Post verfolgt. Ein grandioser Ball sollte die Position der künftigen Königin besiegeln, und nicht eingeladen zu werden bedeutete den gesellschaftlichen Untergang.
Dotties Kleid war ein Meisterwerk aus blauem Satin, reich bestickt und mit Juwelen besetzt. Sie sollte ein Diadem tragen, das seit dreihundert Jahren im Besitz der Familie war, und eine dazu passende Halskette.
„Du siehst toll aus, Dot“, rief Mike staunend, als er zur letzten Anprobe bei ihr vorbeischaute. Sie waren allein, denn Liz war für eine Weile hinausgegangen.
Flüchtig fragte Dottie sich, ob Randolph auch Gefallen an ihr finden würde. Er war seit einigen Tagen verreist, und das war gut so. Ihr wurde immer noch heiß und kalt vor Scham, wenn sie an ihre letzte Begegnung dachte.
„Dot?“
„Entschuldige“, murmelte sie hastig. „Wie kommst du so zurecht? Ich habe dich in den letzten Tagen kaum gesehen.“
„Ach, ich bin viel unterwegs, zum Segeln und so.“
„Ich nehme an, sie stecken dich zum Ball in Smoking und Fliege, stimmt’s?“
Er verzog so angewidert das Gesicht, dass sie lachen musste. Dann küsste sie ihn zärtlicher als gewöhnlich. In letzter Zeit hatte sie ihm gegenüber ein schlechtes Gewissen.
„Und ich kriege Tanzstunden“,
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