Bianca Exklusiv Band 243
ganz natürlich.“
„Genauso wie der zukünftige Ehemann“, erklärte Adam. „Ich bin sicher, Rosario ist nicht der erste nervöse Bräutigam, mit dem Annabelle zu tun hat.“
„So ist es.“
„Sehen Sie.“ Mrs Costello schüttelte den Kopf. „Sie verstehen die Situation so gut. Wenn Sie nur …“
„Was?“
„Ich habe nicht den Mut, Sie darum zu bitten.“
„Worum?“
„Familienprobleme sollten nicht nach außen getragen werden. Nur hilft manchmal ein Außenstehender weiter, wenn …“
„Nun stellen Sie endlich Ihre verdammte Frage.“ Evelyn war so rot im Gesicht geworden, als würde sie gleich explodieren.
Mrs Costello schaute Annabelle unsicher an. „Ich, nun, Sie waren doch bisher eine so große Hilfe, könnten Sie nicht mit Maria sprechen?“
„In Lincoln City?“
„Sie könnten ihr sagen, dass es ganz normal sei, dass es vor der Hochzeit zu solchen Spannungen kommt. Dann wird sie sich bestimmt wesentlich besser fühlen und zurückkehren. Und Sie brauchen nicht die Plastik an Rosarios Mutter zu verkaufen, die hat nämlich sowieso keinen Cent. Na ja, jetzt wo wir fast zur gleichen Familie gehören …“
Annabelle fühlte, wie die Müdigkeit sie überkam.
„Wissen Sie was, Mrs Costello“, schlug sie vor. „Ich werde Maria einfach anrufen.“
„Nein!“, riefen Evelyn und Mrs Costello gleichzeitig aus.
„Das würde nicht gut gehen“, fügte Annabelles Cousine etwas ruhiger hinzu.
„Und warum nicht?“, fragte die junge Frau.
„Ich fühle es.“ Schon nahm Evelyns Gesicht einen mystischen Ausdruck an. „Ja, ich fühle es ganz deutlich. So als würde ich Maria schon seit Jahren kennen.“ Sie hatte die Augen halb geschlossen und flüsterte: „Sie spricht zu mir. Ja. Sie braucht Annabelles Hilfe.“
„Evelyn!“
„Was ist das?“ Annabelles Cousine hatte den Kopf zurückgelegt und die Arme gehoben. „Ja, ich höre Maria ganz genau. Armes kleines Ding.“
„Was soll denn das heißen?“ Mrs Costello hatte sich halb aus dem Sessel erhoben.
„Ja, das mache ich. Versprochen, ich werde mein Bestes geben.“ Dann war die Unterhaltung beendet. Als ob es sich um ein ganz normales Telefongespräch handelte. Evelyn drehte sich zu Annabelle. „Du musst zu Maria fahren.“
„Maria hat mit Ihnen gesprochen?“ Mrs Costello konnte es einfach nicht fassen.
„Kein Grund zur Panik, Mrs Costello. Maria wird heiraten, wie vorgesehen. Sie ist nur ein wenig durcheinander und braucht die Unterstützung von jemandem, der sich mit diesen Problemen auskennt.“
Evelyn, Jessie und Mrs Costello sahen Annabelle an.
„Fahren Sie zu ihr?“ Marias Mutter schien wieder Hoffnung geschöpft zu haben.
„Natürlich wird sie das tun“, erklärte Evelyn, noch bevor Annabelle etwas sagen konnte.
Die junge Frau unterdrückte einen Lachanfall. Das war doch einfach unglaublich! Wie sollte sie nur reagieren?
„Ich denke, ein kleiner Ausflug nach Lincoln City stellt kein Problem dar.“ Adams Stimme war tief und ruhig. Sofort drehten sich die Frauen zu ihm um und lächelten ihn strahlend an. Evelyn verdrehte schon wieder die Augen, als würde sie erneut mit der Verschwundenen in Kontakt treten wollen.
Annabelle warf Adam einen halb belustigten, halb protestierenden Blick zu. Eigentlich sollte sie etwas dagegen unternehmen, dass er sich in die privaten Angelegenheiten ihrer Kundinnen einmischte, doch irgendwie hatte die Situation etwas Komisches. Und die Aussicht darauf, einige Stunden mit Adam allein zu verbringen, missfiel Annabelle durchaus nicht.
So stimmte sie leichten Herzens zu. Mit Adam an ihrer Seite sah das Problem ganz anders aus. Sie hatten ein gemeinsames Geheimnis, etwas, das nicht einmal Lia wußte. Ja, Annabelle genoss es, einmal ein Risiko einzugehen. Jedenfalls ein kleines. Und gemeinsam mit Adam.
Unterhalb der Straße lag die wilde Küste Oregons. Hohe Felsen wechselten sich mit langen Sandstränden ab. Manchmal durchfuhren sie dichte Wälder, manchmal lagen offene Felder längs der Straße. Die Landschaft war so vielfältig, hinter jeder Kurve wechselte sie. Es war aufregend und wunderschön.
Adam hatte einen kleinen Sportwagen, in dem man so dicht nebeneinandersaß, dass man sich unwillkürlich berührte.
Sie hatten nicht viel gesprochen, seitdem sie das Haus verlassen hatten, und Adam fragte sich, welche Gedanken Annabelle wohl so sehr beschäftigten. Doch auch er selber war tief in Überlegungen versunken.
Er hatte die verrückte Situation, die er in
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