Bianca Exklusiv Band 243
nicht lösen, und das brachte ihn langsam, aber sicher um den Verstand.
Es sei denn, und diese Antwort war die wahrscheinlichste, dass Hannah wirklich nicht von ihm war. Daran hatte er nicht halb so viel gedacht wie an die Möglichkeit, dass er doch der Vater war.
Aber jetzt zog er das ernsthafter in Betracht.
Was, wenn er sich nur einbildete, was er in Hannah sah? Wenn es reines Wunschdenken war und seine Fantasie ihm etwas vorspiegelte? Wenn es nur ein Zufall war?
War das möglich?
Alles war möglich.
Was, wenn Hannah wirklich nicht von ihm war? Wenn Paris sich tatsächlich einer künstlichen Befruchtung unterzogen hatte und ihm gar nichts verheimlichte?
Es wäre ein Freifahrschein.
Das war das Erste, was ihm in den Sinn kam. Ein Freifahrschein bei Paris, denn es würde bedeuten, dass sie nicht so wie Bettina war. Dass Paris ehrlich war.
Vielleicht war das die einzig richtige Erklärung, und deshalb konnte er ihr nicht böse sein oder misstrauen, sosehr er es auch versuchte.
Das klang irgendwie logisch, fand er.
Jedenfalls logischer als die Version, dass Hannah von ihm war und Paris es vor ihm verheimlichte, anstatt ihn um die Hilfe zu bitten, die sie offensichtlich bitter benötigte.
Sehr viel logischer. Und es war eine Erklärung, die ihm gefiel, also arbeitete er daran, sie für ihn plausibel zu machen.
Denn wenn Paris ihm gegenüber ehrlich war, hing über dieser Woche keine dunkle Wolke. Und er konnte sich endlich entspannen und sie genießen. Paris genießen.
Oh, ja, die Vorstellung gefiel ihm sehr.
Warum nicht? Warum sollte er im Zweifelsfall nicht zu ihren Gunsten entscheiden? Sie war nicht Bettina, und soweit er wusste, hatte sie ihm noch keinen Grund gegeben, ihr zu misstrauen.
Also denk zur Abwechslung einfach mal, dass du dich irrst und Paris dir nichts verschweigt, befahl Ethan sich. Versuch es wenigstens, okay?
Das konnte er doch, oder?
Er glaubte, dass er es konnte. Er wusste, dass er es wollte.
Also stieß Ethan sich mit frischem Schwung von der Glastür ab, durch die er die aufgehende Sonne betrachtet hatte, und beschloss, dass er einen Kaffee brauchte, bevor er sich dem neuen Tag stellte. Einem Tag, den er mit Paris verbringen würde.
Er nahm den Bademantel vom Fuß des Bettes und zog ihn an, bevor er sein Zimmer verließ. Schon nach wenigen Schritten auf dem Flur hörte er etwas, was ihm verriet, dass er nicht der einzige Frühaufsteher war.
Ethan hörte einen hohen, melodischen und sehr süßen Laut.
Er kam aus Hannahs Zimmer.
Ethan ging zur Tür und hätte fast sein Ohr dagegen gepresst.
Ein Gurren. Das Baby gurrte.
Es brachte ihm zum Lächeln. Und es verleitete ihn dazu, sie sehen zu wollen.
Also klopfte er leise an.
Keine Antwort. Nur das Gurren verstärkte sich.
Vielleicht schlief Paris noch, und nur Hannah war wach.
Er klopfte ein zweites Mal, und als wieder keine Antwort kam, öffnete er leise die Tür und streckte den Kopf durch den Spalt.
Paris war nirgends zu sehen. Er ging hinein.
Der Schein der Morgensonne tauchte das Kinderzimmer in rosiges Licht, als er sich Hannah näherte.
Sie war hellwach, lag auf dem Rücken und hatte mit jeder Hand einen Fuß gepackt.
Als er das Kinderbett erreichte, drehte sie sich zu ihm und strahlte ihn an.
„Guten Morgen, junge Dame“, flüsterte er.
Sie gurgelte, als wollte sie ihm antworten, und er lachte leise.
„Was hast du denn da?“, fragte er und rieb mit dem Zeigefinger über ihre Zehen.
Hannah ließ ihre Füße los und griff nach seinem Finger.
Er wackelte mit dem Finger, und sie krähte so begeistert, dass er fast mit eingestimmt hätte.
Und urplötzlich sah er in Hannah wieder das, was er am Freitag gesehen hatte.
Er sah seine Mutter.
Er sah es in Hannahs blauen Augen. Und er bemerkte noch etwas. Etwas, was ihm bisher nicht aufgefallen war: ein Grübchen, das sich oberhalb eines Mundwinkels bildete, wenn sie lächelte. Das gleiche Grübchen, das auch seine Mutter gehabt hatte.
Und er wusste, dass er es sich nicht nur einbildete – weder das, was er sah, noch das, was er fühlte. Er spürte Hannahs winzige Hand an seinem Finger, und tief in ihm stieg die Gewissheit auf, dass sie seine Tochter war.
Natürlich war das alles kein Beweis. Nicht die Augen, nicht das Grübchen und auch nicht seine Überzeugung. Trotzdem war er sicher, dass Hannah von ihm war.
Und das brachte ihn zurück zur alles entscheidenden Frage: Wenn sie von ihm war, warum gab Paris es nicht zu?
Vielleicht sollte er Paris einfach
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