Bianca Exklusiv Band 243
zur Rede stellen. Verlangen, dass sie ihm die Wahrheit sagte, auf einem DNA-Vergleich bestehen.
Doch schon den Bruchteil einer Sekunde später wusste er, dass er das nicht tun würde. Es war das allerletzte Mittel, und dazu war er nicht bereit. Jedenfalls noch nicht.
Sicher, der Gedanke, dass Paris ihn anlog, war unerträglich.
Aber noch unerträglicher war die Vorstellung, mit ihr um Hannah zu kämpfen.
Er wollte annehmen, dass Paris einen guten Grund hatte, ihm seine Vaterschaft zu verschweigen. Wenn er ihr Zeit ließ und ihr zeigte, dass sie ihm vertrauen konnte, würde er vielleicht irgendwann erfahren, was in ihrem hübschen Kopf vorging.
Denn jetzt, da er es endlich geschafft hatte, sie in sein Haus zu holen und sie eine ganze Woche bei sich zu haben, wollte er nicht darauf verzichten.
Das Baby ließ seinen Finger los und gab ein Geräusch von sich, das einem Kichern glich, während es die Beine in die Luft streckte und erneut seine eigenen Zehen packte.
Ja, dachte Ethan, auch das sprach dagegen, Paris zur Rede zu stellen. Er wollte ein wenig Zeit mit Hannah verbringen, damit er sich über seine Gefühle klar werden konnte.
In diesem Moment ging die Tür auf, und Paris kam herein.
Ethan erhaschte einen Blick auf ihr überraschtes Gesicht, bevor sie zurücksprang, damit er das große T-Shirt nicht sah, in dem sie offenbar geschlafen hatte.
„Ich wollte gerade in die Küche gehen, um Kaffee zu trinken, als ich Hannah hörte“, erklärte er rasch. „Ich dachte mir, ich sehe mal nach ihr.“
„Jetzt kann ich mich um sie kümmern“, rief Paris, noch immer außer Sicht.
Er strich mit zwei Fingern über Hannahs Kopf. „Sie ist wirklich unglaublich süß.“
„Ich sollte ihre Windel wechseln und sie füttern, sonst wird sie das nicht lange bleiben.“
Ethan verstand den Wink. „Okay, ich verschwinde ja schon.“ Aber er ging nicht sofort hinaus, sondern gestattete sich noch einen Blick auf Hannah, auf die Ähnlichkeit mit seiner Mutter.
„Die Luft ist rein. Du kannst herauskommen“, sagte er, als er die Tür dann öffnete. „Bis später.“
Auf dem Korridor malte er sich aus, wie Paris mit zerzaustem Haar und in ihrem schlabberigen T-Shirt barfuß durchs Zimmer ging und ihre Tochter auf den Arm nahm. Und in diesem Moment wusste er, dass er ihr die Chance geben würde, ihm gegenüber offen und ehrlich zu sein.
Erst wenn sie ihm am Ende der Woche nicht von selbst die Wahrheit erzählt hatte, würde er es von ihr verlangen müssen.
Und er hoffte inständig, dass es nicht dazu kommen würde.
Obwohl Ethan vorgehabt hatte, Paris Dunbar zu zeigen, bekam sie ihn nach seinem Überraschungsbesuch bei Hannah nicht mehr zu Gesicht.
Von der Haushälterin erfuhr sie, dass seine Brüder ihn zu einem gemeinsamen Ausritt überredet hatten und dass er erst am Nachmittag zurückkehren würde.
„Das ist okay“, sagte sie zu Lolly. „Ich wollte mich sowieso zuerst um die säumigen Lieferanten kümmern.“
Es tat gut, sich an die Arbeit zu machen und sich das maßlos überhöhte Honorar zu verdienen, das Ethan ihr zahlte. Und gegen einen ruhigen Tag mit Hannah war auch nichts einzuwenden, zumal sie beide sich erst an die fremde Umgebung gewöhnen mussten. Und es war gut, dass sie nicht in Ethans Nähe sein musste.
Aber fühlte es sich auch gut an?
Nein, das tat es nicht.
Im Gegenteil, es verdarb ihr die Stimmung. Obwohl sie alles unternahm, um nicht darüber nachzudenken, wusste sie genau, woran das lag. Sie war ganz einfach enttäuscht.
Auch wenn sie es sich nicht hatte eingestehen wollen, sie hatte sich auf den Tag mit Ethan gefreut.
Das ist ein Warnsignal, dachte sie.
Ein Warnsignal, das sie beachten sollte.
Also verbrachte sie den Tag damit, sich um ihre Arbeit und Hannah zu kümmern und jeden Gedanken an ihren Gastgeber zu unterdrücken.
Aber dann, gegen drei Uhr, kam Lolly zu ihr und berichtete, dass Ethan zurück sei und mit ihr nach Dunbar fahren wolle, sobald sie bereit wäre.
Und plötzlich schien die Sonne ein wenig heller zu scheinen.
Sei vorsichtig, befahl sie sich.
Trotzdem zog sie sich um und wählte eine hautenge schwarze Caprihose sowie ein körperbetontes, ärmelloses Oberteil – beides Welten entfernt von dem nicht gerade erotischen T-Shirt, in dem er sie am frühen Morgen gesehen hatte.
Dennoch schwor sie sich, dass sie ihrer Schwäche für Ethan Tarlington nicht nachgeben würde.
Sie würde sich von ihm herumführen lassen und die ganze Zeit auf professioneller Distanz
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