Bianca Exklusiv Band 243
den Griff kriegen. Sie konnte diesem Mann ihren Körper und ihr Herz nicht schenken. Bestimmt würde er beides irgendwann verschmähen.
Logan stand auf der Veranda und sah zu, wie Leo wegfuhr. Es wurde schon dunkel unter den Eichen. Er konnte nicht erkennen, ob Nicole noch im Garten war, und er ging bestimmt nicht nachsehen.
Es war gut, dass der Verwalter ausgerechnet jetzt wegen eines Problems mit einem Traktor zu ihm gekommen war. Wären sie nicht gestört worden, hätte er Nicole womöglich ins Haus getragen und geliebt.
Der Gedanke war für ihn ein Schock. Sie war seine Stiefschwester und noch dazu Jungfrau! Wieso begehrte er sie? Im Lauf der Jahre hatte er viele Frauen kennengelernt und Lust mit ihnen genossen. Doch bei keiner dieser Frauen war es ihm wie bei Nicole ergangen.
Was sollte er bloß machen, wenn sie ihn tatsächlich heiratete? Er hatte darauf bestanden, dass diese Ehe nur auf dem Papier existierte. Außerdem hatte er Nicole versprochen, sie nicht zu berühren. Es hatte allerdings nicht lange gedauert, bis er dieses Versprechen brach. Verheiratet oder nicht – wie wollte er sie in den nächsten sechs Monaten in Ruhe lassen?
Er drehte sich um und betrat das Haus. Irgendwie musste er diese starke Anziehung überwinden. Weder körperlich noch gefühlsmäßig durfte er von Nicole abhängig werden. Er wünschte sich nichts weiter als Belle Rouge . Die Plantage war der einzige Grund für seine Rückkehr und sollte auch der einzige Grund bleiben.
Am nächsten Morgen blieb Nicole in ihrem Schlafzimmer, bis Logan genug Zeit gehabt hatte, um zu frühstücken und das Haus zu verlassen.
Allmählich kannte sie seinen Tagesablauf. Vormittags hielt er sich auf den Feldern auf, nachmittags im Arbeitszimmer, wo er sich um die Geschäfte der Plantage kümmerte.
Seit Lyles Tod hatte die Plantage mehr oder weniger von allein funktioniert. Die Arbeiter hatten sich weiterhin um die Ernte gekümmert, während Lyles Anwälte die Gehälter zahlten und die geschäftlichen und juristischen Entscheidungen trafen.
Nicole hatte die Buchhaltung erledigt. Sie und ihre Mutter hatten jedoch keinerlei Entscheidungsrecht gehabt. Das hatte ihres Wissens nach auch für Logan gegolten – bis jetzt.
Sie wusste nicht, wieso Lyle seinen Sohn nicht sofort nach seinem Tod zum Leiter von Belle Rouge bestellt hatte. Oder er hatte es getan, und Logan hatte die Aufgabe abgelehnt, weil Simone noch hier lebte. Das hätte Nicole nicht überrascht. Logan hatte nie versucht, seine Gefühle für seine Stiefmutter zu verbergen. Nun hatte sich allerdings alles gründlich geändert. Logan kontrollierte alles. Und zwar in mehr als nur einer Hinsicht.
Das wollte sie ebenfalls ändern. Nach dem leidenschaftlichen Kuss im Garten gestern Abend hatte Nicole lange nachgedacht und beschlossen, sich Logan gegenüber kühl und gleichgültig zu geben, mochte es ihr auch noch so schwer fallen.
„Guten Morgen, Nicole.“
Auf der untersten Stufe drehte sie sich um. Er kam hinter ihr die Treppe herunter. Das dunkle Haar war feucht und nach hinten gekämmt. Die Ärmel des grauen Arbeitshemds hatte er bis zu den Ellbogen hochgekrempelt. Die Jeans war alt. Trotzdem konnte er seine stolze Herkunft nicht verleugnen. Er war und blieb ein McNally – reich, mächtig und hinreißend attraktiv.
Sie seufzte und stützte sich auf das Geländer. „Guten Morgen, Logan.“
Er blieb eine Stufe über ihr stehen. Sie roch sein Aftershave, während sie das scharf geschnittene Gesicht und den kräftigen Hals betrachtete. Das graue Hemd betonte seine Augen, und sekundenlang konnte sie sich nicht von seinem Blick befreien.
„Du kommst heute Morgen spät herunter“, stellte er fest. „Fühlst du dich nicht gut?“
Sie wurde rot. Es sah ihm nicht ähnlich, sich um sie zu sorgen. Vielleicht war das aber auch nur ein Spiel, zu dem er sich entschlossen hatte.
„Nein, es geht mir gut. Ich wollte soeben frühstücken.“
„Dann warte ich“, sagte er.
„Worauf?“
„Dass du fertig bist. Ich möchte, dass du mit mir auf die Felder fährst.“
„Warum?“, fragte sie vorsichtig.
„Weil ich mit dir sprechen möchte.“
Sie erinnerte sich deutlich an seine Arme, seinen Mund und seine Hand an ihrem Schenkel. Sie hatte nicht gewollt, dass er aufhörte. Und sie hätte gern gewusst, ob er ahnte, wie sehr sie ihn begehrt hatte.
„Wir können hier sprechen.“ Sie räusperte sich, weil ihre Stimme heiser klang, und zwang sich dazu, ihn anzusehen. „Es ist nicht
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