Bianca Exklusiv Band 243
nötig, zu den Feldern zu fahren.“
Er hatte die Arme verschränkt und runzelte die Stirn. „Das ist mir klar, aber ich habe schon einige Tage nicht mehr nach der Ernte gesehen. Ich möchte auch nicht, dass wir durch irgendetwas gestört werden.“
„Logan, wenn du denkst, dass ich noch einmal wie gestern Abend …“
Sie verstummte, als er ihr die Hand auf die Schulter legte. „Nicole, wollte ich dich verführen, müsste ich dich nicht zu den Zuckerrohrfeldern mitnehmen.“
Die Wirkung seiner Hand auf ihrer Schulter bestätigte, wie recht er hatte. Es wäre von ihr kindisch gewesen, ihn nicht zu begleiten, und diesen Eindruck sollte er nicht von ihr bekommen.
„Also gut, Logan“, entschied sie. „Lass mich rasch frühstücken. Dann komme ich zu dir.“
„Gut“, stimmte er zu. „Ich warte in zwanzig Minuten auf der Veranda auf dich.“
In der Küche aß Nicole Haferbrei und Schinken und trank Kaffee, ehe sie vor das Haus trat. Als sie die Fliegengittertür öffnete, lehnte er an einer der weißen Säulen und hielt eine Kaffeetasse in der Hand. Sally saß neben ihm. Er passte so perfekt hierher, dass Nicole kaum glauben konnte, dass er der Plantage vor zehn Jahren den Rücken gekehrt hatte.
Er ließ den Blick über ihren duftigen weiten Rock und das passende Top mit den dünnen Trägern gleiten. „Bereit?“
Als sie nickte, stellte er die Tasse weg.
Nicole folgte ihm die Stufen hinunter zu dem dunkelblauen Pick-up, der in der Zufahrt stand. Simone sprang auf die Ladefläche, und da Logan nichts einwandte, ließ Nicole die Hündin mitfahren.
Nachdem er Nicole auf den Beifahrersitz geholfen hatte, fuhr Logan los. Das grüne Dach der Eichen hielt die Sonnenstrahlen ab, doch auf der Landstraße brannten sie ungehindert auf das flache Land.
„Heute wird es heiß“, bemerkte Logan.
Nicole war bereits zu heiß, seit sie in den Pick-up gestiegen war. „Genau richtig für das Zuckerrohr.“
„Viele Leute würden uns für verrückt erklären, weil wir in diesem Klima leben.“
Sie warf ihm einen Blick zu. „Ich möchte nirgendwo sonst sein.“
Er wusste nicht, ob sie von Belle Rouge oder dem Süden ganz allgemein sprach. Und er fragte auch nicht. Er hatte ihr viel zu sagen und wollte die Reihenfolge nicht stören. So hielt er es auch mit seinem Leben. Alles nach Plan und ohne Überraschungen oder Abweichungen.
Früher war er nicht so starr, sondern mehr wie sein Vater gewesen, impulsiv und lebensfroh. Doch seit Tracie ihn betrogen hatte, gab er keinen Impulsen oder spontanen Wünschen nach. Sein Hauptaugenmerk hatte der Arbeit an der Louisiana State University gegolten. Und wenn er die Gesellschaft einer Frau wünschte, sorgte er dafür, dass es nur zu kurzen Beziehungen kam.
Nach einigen Kilometern bog Logan auf eine unbefestigte Straße am Rand eines großen Feldes von Belle Rouge ein. Diese Zufahrtsstraße reichte bis zum Fluss, an dem Eichen, Weiden und wilde Magnolienbäume wuchsen.
Logan hielt im Schatten einer Eiche und stellte den Motor ab. Mittels Knopfdruck öffnete er beide Fenster.
„Ich verstehe nicht, wieso du mich hierher bringen musstest, um mit mir zu sprechen. Falls du Angst hattest, Darcy könnte etwas hören …“
„Darcy hört alles“, unterbrach er sie.
„Du magst sie nicht“, hielt Nicole ihm vor.
„Das habe ich nicht gesagt. Aber wenn du schon damit anfängst, so ist Darcy diejenige, die mich nicht mag. Sie hält mich für einen Yankee, einen Feind, der in ihr Territorium eingedrungen ist. Genau wie du“, fügte er hinzu.
Nicole seufzte. „Darum geht es hier doch nicht, oder? Ich bin nicht in der Stimmung, mit dir deshalb zu streiten.“
„Im Moment ist es mir gleichgültig, was du von mir hältst. Vielleicht wirst du eines Tages verstehen, wie ich damals empfand und weshalb ich der Plantage fernblieb. Allerdings rechne ich nicht damit.“
Er sagte es ohne Zorn oder Spott, und Nicole bekam plötzlich den Eindruck, einen anderen Logan vor sich zu sehen. Vielleicht kannte sie diesen Mann ja doch nicht richtig.
Er deutete durch die Windschutzscheibe auf das scheinbar endlose Feld mit grünem Zuckerrohr. „Die Pflanzen sehen gut aus. Wenn uns das Wetter vor der Ernte keinen Streich spielt, wird Belle Rouge einen guten Gewinn machen.“
„Es ist schön“, meinte Nicole nachdenklich.
„Nirgendwo ist es schöner“, bestätigte er.
Sie richtete den Blick auf sein Gesicht. „Ich glaube, du meinst das ehrlich“, sagte sie leise.
„Wieso überrascht
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