Bianca Exklusiv Band 243
ihrer Mutter hatte dermaßen geschmerzt.
„Ich …“ Sie versuchte zu lachen. „Ich war wohl leicht verwirrt, aber jetzt ist ja alles klar.“
„Nicole, ich …“
Bevor er noch ein Wort sagen konnte, drehte sie sich um und lief ins Haus. In ihrem Zimmer angekommen, schloss sie mit zitternden Händen die Tür ab, trat an den Schminktisch und betrachtete sich im Spiegel.
Der Schmerz ließ allmählich nach und wurde durch ein benommenes Gefühl ersetzt, das vom Schock stammte. Die Beine zitterten jedoch so heftig, dass sie auf den Sitz sank.
Wenigstens hatte sie nicht geweint, das Haar war unverändert zu einem eleganten Knoten geschlungen, und der rosa Lippenstift war nicht verwischt.
Sie hatte sich nie schön gefunden, aber auch nicht hässlich. Ihre Züge waren ebenmäßig, die Haut glatt, die Zähne gerade und weiß. Ein Mann brauchte sich nicht zu schämen, wenn er mit ihr gesehen wurde. Trotzdem musste sie sich erst damit abfinden, dass Männer sie nicht lieben konnten. Zuerst ihr Vater, dann Bryce und jetzt Logan.
„Du bist albern“, sagte sie zu ihrem Spiegelbild. „Du hast wirklich gedacht, Logan könnte dich lieben? Er ist ein Mann. Er wollte nichts weiter als Sex. Und jetzt will er nicht einmal mehr das.“
Verstört drehte sie sich um und ließ den Blick durch das Schlafzimmer wandern. Zum Glück befanden sich Kleidung und alles andere noch an seinem Platz. Hätte sie bereits alles in Logans Zimmer gebracht, wie sie eigentlich gewollt hatte, wäre die Demütigung noch viel schlimmer ausgefallen.
Sie fuhr herum, als es an der Tür klopfte.
„Nicole, bist du da drinnen?“
Sie schluckte zweimal und war erleichtert, als ihre Stimme völlig normal klang. „Ja. Was willst du?“
„Kommst du nicht zum Abendessen?“
„Nein. Ich … Wahrscheinlich habe ich gestern Abend zu viel gegessen. Ich glaube nicht, dass ich heute auch noch rote Bohnen vertrage.“
Logan versuchte, die Tür zu öffnen, doch sie war verschlossen. Nicole hatte noch nie abgeschlossen. Sie hatte einmal bemerkt, dass man auf Belle Rouge nicht abschließen musste.
„Weinst du?“
Die Frage machte sie zornig. Wieso glaubte er, ihr könnte so viel an ihm liegen? Wieso war er dermaßen eingebildet zu denken, sie könnte seinetwegen weinen?
Sie ging zur Tür und riss sie so schnell auf, dass Logan überrascht zurückwich.
„Sehe ich aus, als würde ich weinen? Hältst du dich für dermaßen großartig?“ Sie tippte ihm mit dem Zeigefinger hart gegen die Brust. „Schlag dir das aus dem Kopf! Ich breche schon nicht zusammen, nur weil du mit mir keinen Sex willst!“
Zornig packte er ihre Hand. „Tu jetzt nicht so, als hättest du nicht auf der Veranda auf mich gewartet.“
„Ich habe auf dich gewartet! Warum auch nicht?“, fragte sie herausfordernd.
„Und sag jetzt nicht, du hättest nach dem Abendessen nicht mit mir ins Bett gehen wollen.“
Sie atmete heftig und sah ihn wütend an. „Soll ich mich dafür schämen?“, rief sie und sprach weiter, ehe er antworten konnte. „Ich belüge dich nicht, Logan. Ich habe mich darauf gefreut, mit dir zusammen zu sein. Im Bett und auch außerhalb. Aber jetzt … jetzt hast du alles zerstört!“
„Nein, letzte Nacht habe ich alles zerstört“, verbesserte er sie.
Nicole wollte sich auf ihn werfen, ihn schlagen und ihm den gleichen demütigenden Schmerz zufügen, den er bei ihr ausgelöst hatte. Doch dafür war sie zu gut erzogen.
„Warum?“, fragte sie herausfordernd.
„Warum?“, wiederholte er ungläubig. „Das fragst du noch, Nicole? Wir lassen uns in weniger als sechs Monaten scheiden!“
„Was hat das damit zu tun? Als du mit mir ins Bett gegangen bist, hast du nicht an Scheidung gedacht!“
„Du auch nicht.“ Er zog die Hand zurück.
„Ich bin nicht so beherrscht und kaltblütig wie du. Warum sollte ich dir das vorspielen?“
Kaltblütig? Allein schon bei ihrem Anblick glühte er innerlich vor Verlangen.
„Also gut, Nicole, ich gebe zu, dass alles mein Fehler war. Ich habe versprochen, dich nicht zu berühren, und daran habe ich mich nicht gehalten. Es tut mir leid. Wir können nichts weiter machen, als alles zu vergessen.“
„Hat es dir so wenig bedeutet, dass du es einfach vergessen kannst?“, fragte sie ungläubig.
Bis an sein Lebensende würde er nicht vergessen, wie es gewesen war, sie zu lieben. Er hatte sich in ihrem Körper verloren. Bei ihr hatte er alles andere vergessen. Doch das durfte sie nicht wissen. Diese Macht konnte er ihr
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