Bianca Exklusiv Band 243
sie fand nicht die Energie, von der Chaiselongue aufzustehen.
Seit zwei Wochen war sie schon so lustlos, und das hatte nichts mit der schwülen Hitze zu tun. Es gab gar keine körperliche Ursache. Sie war gefühlsmäßig und geistig ausgelaugt, weil sie so viel nachgedacht und sich danach gesehnt hatte, es würde mit Logan anders laufen.
Sie musste diesen Mann vergessen, mochte er auch ihr Ehemann sein. In seinen Augen bestand diese Ehe nur auf dem Papier. Der Ring an ihrem Finger bedeutete so wenig wie das Ehegelöbnis. Die gemeinsame Nacht war nichts weiter als Sex gewesen.
Sie setzte sich auf und verbarg das Gesicht in den Händen. Es war schon am Vormittag heiß, aber sie wollte nicht ins Haus gehen. Drinnen bekam sie Platzangst. Wie sollte sie es hier noch fünf Monate aushalten?
„Hier bist du. Darcy sagte, du wärst auf der Veranda.“
Beim Klang von Amelias Stimme hob Nicole überrascht den Kopf. „Amelia! Was machst du hier?“
Ihre Freundin lächelte. „Eine so reizende Begrüßung habe ich nicht von dir erwartet.“
Nicole stand auf und umarmte sie. „Natürlich freue ich mich, dich zu sehen. Ich bin nur überrascht, sonst nichts.“ Sie winkte Amelia zu einem Korbsessel.
„Ich war in Alexandria“, erklärte ihre Freundin. „Gestern Abend habe ich ein Gesundheitsseminar besucht. Heute Morgen habe ich eingekauft.“
Nicole bemühte sich um ein Lächeln. „Freut mich, dass du auf dem Rückweg nach Belle Rouge gekommen bist.“
Amelia machte es sich im Sessel bequem und betrachtete Nicole genauer. „Du siehst schrecklich aus.“
„Danke. Das habe ich gerade noch gebraucht, vor allem aus deinem Mund.“
„Ich treffe nur eine Feststellung. Du bist blass und hast Ringe unter den Augen. Und ich schätze, dass du mindestens zehn Pfund abgenommen hast.“
Nicole wich dem forschenden Blick ihrer Freundin aus. „Keine zehn Pfund. Außerdem war es in der letzten Zeit sehr heiß.“
„In Louisiana ist es neun Monate im Jahr heiß“, wehrte Amelia ab. „Dir hat die Hitze nie etwas ausgemacht. Komm schon, was ist denn los?“
Seufzend wandte Nicole sich wieder ihrer Freundin zu. „Amelia, du solltest dem Himmel auf Knien danken, dass du nicht verheiratet bist.“
Amelia lächelte. „Das habe ich täglich getan, als Carl endlich in die Scheidung einwilligte.“
„Dann solltest du es wieder machen, weil du wahrscheinlich nicht ahnst, wie viel Glück du hast.“
Amelia beugte sich zu ihr. „Was ist los? Will Logan die Abmachung brechen?“
Wäre es doch bloß das, dachte Nicole verzweifelt. „Nein, wir haben sogar schon den Vertrag unterschrieben. Juristisch ist alles in Ordnung. Wir brauchen nur noch abzuwarten, bis es vorüber ist.“
Amelia zog die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. „Sag jetzt bloß, du hast dich in diesen Mann verliebt!“
Seufzend schloss Nicole die Augen. Wozu sollte sie ihre Freundin belügen? Amelia war weder dumm noch blind.
„Ich weiß, dass es verrückt ist“, gestand Nicole. „Ich bin dumm. Aber ich kann nichts dagegen machen, Amelia. Es ist nach der Hochzeit passiert. Ich kann es gar nicht richtig erklären, aber wir haben uns beide schrittweise verändert. Plötzlich wurde mir klar, dass ich nie den wahren Logan kennengelernt habe.“
Sie betrachtete die ineinander verkrampften Hände. Weshalb trug sie eigentlich noch den Ehering? Er war schließlich kein Zeichen einer liebevollen Bindung, sondern nur Symbol für ein Tauschgeschäft – ihr Anteil an Belle Rouge gegen Geld. Es widerte sie an.
„Jetzt sehe ich Logan ganz anders“, fügte Nicole traurig hinzu.
„Er hat die Finger nicht von dir gelassen“, stellte Amelia fest.
„Das ist es nicht“, behauptete Nicole.
„Schatz, ich habe dich gewarnt. Es ist mir nicht entgangen, wie er dich bei der Trauung geküsst hat. Er ist ein ganzer Mann, und du bist eine schöne Frau. Jetzt will er dich in seinem Bett haben, bis er dich hinauswirft.“
„Nein. Wir lieben uns nicht. Logan hält das nicht für richtig.“
„Was soll denn das heißen?“, fragte Amelia verblüfft.
„Ach, Amelia, ich weiß nicht, was ich machen soll! Ich liebe ihn. Aber er … er will niemanden lieben.“
„Warum nicht?“
„Wahrscheinlich weiß er gar nicht, was Liebe ist. Erinnerst du dich noch daran, dass seine Mutter Alkoholikerin war? Ich habe dir von Clara erzählt.“
Amelia nickte.
„Offenbar hat sie sich nie um ihn gekümmert und ihm auch keine Liebe gezeigt. Lyle war so mit Simone beschäftigt,
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